Studie: Umbau von Kaufhäusern kaum Potenzial für Wohnungen

Die Nachnutzung von leerstehenden Kaufhäusern hat kaum Potenzial gegen den akuten Mangel an Wohnungen. Zwar sind die Flächen groß und die Lagen oft spitze – der Umbau ist aber extrem teuer und aufwändig. Eine Studie schlägt Lösungsansätze vor.

Geschlossene Kaufhäuser in Deutschland werden bisher kaum zu Wohnungen umgewidmet. Die Nachnutzung sei extrem teuer und aufwändig, heißt in es einer Studie von Empirica im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). Der mögliche Beitrag zur Linderung des Wohnungsmangels sei zudem sehr gering.

"Die Vorstellung, dass Kaufhäuser, über deren Nachnutzung sich Entscheider vielerorts den Kopf zerbrechen, bald im großen Stil zu Wohnungen umgemodelt werden, ist reizvoll, leider aber oft zu schön, um wahr zu sein", sagt ZIA-Vizepräsidentin Iris Schöberl. Angesichts der geschätzten Zahl von 720.000 Wohnungen, die bis zum Jahr 2025 in Deutschland fehlten, seien die Möglichkeiten aber überschaubar. Allenfalls Gründe wie die Bewahrung stadtbildprägender Fassaden könnten für den Erhalt und die Umwidmung sprechen.

Wohnen statt Shoppen: Kostentreiber Belüftung und Tageslicht

Nach Empirica-Recherchen wurden seit Ende der 1990er Jahre in Deutschland 131 Warenhäuser der Ketten Karstadt, Hertie, Kaufhof, Horten und Galeria geschlossen. Etwa ein Drittel davon stehe leer. In den 56 ehemaligen Kaufhäusern, die als eigenständige Gebäude erhalten geblieben sind und genutzt werden oder sich im Umbau befinden, seien nur in acht Häusern Wohnungen entstanden, heißt es in der Studie. Die meisten davon lägen im Stadtzentrum. Dort sind insgesamt rund 350 Wohnungen entstanden oder befinden sich im Bau.

Kostentreiber bei der Umwidmung sei es beispielsweise, in großen Gebäuden für genug Tageslicht und Belüftung zu sorgen. Verteuert werde der Umbau durch lange Umplanungs- und Genehmigungszeiten und viele Vorschriften, etwa beim Denkmalschutz. Verteuert wird der Umbau außerdem durch lange Umplanungs- und Genehmigungszeiten plus eine übermäßige Regelungsdichte, da der Bestandsschutz mit der Umwandlung in eine andere Nutzung erlischt und zum Beispiel viele Immobilien mit Auflagen des Denkmalschutzes belegt sind.

Mixed-Use-Immobilien: Liebling bei der Umnutzung

Bisher wurden viele dieser Immobilien nicht nur einer neuen Nutzung zugeführt, sondern sind oft Mixed-Use Immobilien. In einigen Fällen wurden auch Wohnungen realisiert. Der Umbau ist der Studie zufolge vor allem dann möglich, wenn die Städte Projekte partnerschaftlich mit der Immobilienwirtschaft vorantreiben.

Die Kommunen sollten das Ziel, zukünftig Wohnen in leerfallenden Kaufhausimmobilien zuzulassen, aktiv vorantreiben, heißt es seitens Empirica – und auch in den Planverfahren deutlich machen.

Empirica-Studie "Nachnutzung von Kaufhäusern"

Die Umnutzung von (Handels-)Immobilien ist auch Schwerpunktthema im Magazin "Immobilienwirtschaft", Ausgabe 1/2024.


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