Rdn 3777

 

Literaturhinweise:

Fezer, Der Beschleunigungsgrundsatz als allgemeine Auslegungsmaxime im Strafverfahrensrecht, in: Festschrift für Gunter Widmaier, 2008, S. 177

Heldmann, Der verhinderte Verteidiger (Prozeßbericht), StV 1981, 82

Heubel, Die Verschiebung der Hauptverhandlung wegen Verspätung des Verteidigers, NJW 1981, 2678

Neuhaus, Terminsbestimmung, Terminsverlegung und das Recht auf Beistand durch den Verteidiger des Vertrauens, StraFo 1998, 84

Piel, Beschleunigungsgebot und wirksame Verteidigung, in: Festschrift für Gunter Widmaier, 2008, S. 429

Rahlf, Verteidigerwahl und ­Beschleunigungsgebot, in: Festschrift für Gunter Widmaier, 2008, S. 447

s.a. die Hinw. bei → Terminsbestimmung/Termins­verlegung, Teil T Rdn 3070.

 

Rdn 3778

1. Grds. hat der Angeklagte das Recht, sich von einem "Anwalt seines Vertrauens" verteidigen zu lassen (s.u.a. BVerfG NJW 2001, 3695; BGHSt 46, 93; BGH NJW 2001, 237 f.; 2006, 2788 [Ls.]; NStZ 1998, 311 m.w.N.; 2009, 650; StV 2010, 170; NStZ-RR 2010, 312; KG NZV 2003, 433 [OWi-Verfahren]; OLG Brandenburg, Beschl. v. 17.8.2015 – 53 Ss-OWi 299/15 [OWi-Verfahren]; OLG Braunschweig StV 2004, 366; OLG Dresden NJW 2004, 3196; OLG Hamm StV 2004, 642; zfs 2009, 470; OLG Jena StV 2009, 576; OLG Koblenz StV 2010, 477; OLG München NJW 2006, 711 [Ls.]; OLG Naumburg StRR 2009, 106; OLG Oldenburg, Beschl. v. 12.10.2010 – 1 Ws 486/10; OLG Rostock StV 2008, 531; OLG Saarbrücken, Beschl. v. 21.5.2015 – 1 Ws 80/15; LG Leipzig, Beschl. v. 23.12.2015 – 1 Qs 361/15; LG Magdeburg StRR 2008, 311; LG München StV 2008, 347; Neuhaus StraFo 1998, 87). Das gilt auch im OWi-Verfahren (vgl. u.a. KG, a.a.O.; OLG Bamberg StraFo 2011, 232; OLG Brandenburg, Beschl. v. 17.8.2015 – 53 Ss-OWi 299/15; Beschl. v. 27.12.2019 – 1 B 53 Ss-OWi 642/19 (374/19), VA 2020, 90; OLG Braunschweig VRR 2009, 232; VRR 2012, 232 m. Anm. Deutscher; OLG Hamm zfs 2009, 470; zfs 2010, 649; VA 2015, 159; OLG Koblenz, a.a.O.; a. noch → Terminsbestimmung/Terminsverlegung, Teil T Rdn 3070).

 

Rdn 3779

Der Angeklagte hat gem. § 228 Abs. 2 aber kein Recht, bei Verhinderung seines Verteidigers die Aussetzung der HV zu verlangen. Gemeint ist damit jedoch nicht der Fall der nach §§ 140, 231 Abs. 4 notwendigen Verteidigung. Insoweit gilt § 145 (→ Aussetzung, Ausbleiben des (notwendigen) Verteidigers, Teil A Rdn 576; → Ladung des Verteidigers, Teil L Rdn 2198; → Verteidiger, Anwesenheit in der Hauptverhandlung, Teil V Rdn 3741).

 

☆ I.d.R. wird aber die Verhinderung des Anwalts des Vertrauens zur Terminsverlegung führen (s. aber BGH NJW 2006, 2788 [Ls.]; NStZ 2007, 163; StV 2007, 169 [Fortbildungsveranstaltung]; OLG Stuttgart Justiz 2006, 8 [nicht grds.]; u.a. a. OLG Bremen StV 2016, 508; OLG Koblenz NStZ-RR 2015, 117 [Ls.]; OLG Köln StV 2006, 145; OLG Hamm NJW 2006, 2788 [jew. zur Kollision mit dem Beschleunigungsgrundsatz]; →  Terminsbestimmung/Terminsverlegung , Teil T Rdn  3070 ; →  Haftfragen , Teil H Rdn  2030 ).Terminsverlegung führen (s. aber BGH NJW 2006, 2788 [Ls.]; NStZ 2007, 163; StV 2007, 169 [Fortbildungsveranstaltung]; OLG Stuttgart Justiz 2006, 8 [nicht grds.]; u.a. a. OLG Bremen StV 2016, 508; OLG Koblenz NStZ-RR 2015, 117 [Ls.]; OLG Köln StV 2006, 145; OLG Hamm NJW 2006, 2788 [jew. zur Kollision mit dem Beschleunigungsgrundsatz]; → Terminsbestimmung/Terminsverlegung, Teil T Rdn 3070; → Haftfragen, Teil H Rdn 2030).

 

Rdn 3780

2.a) Aus § 228 Abs. 2 folgt weiter der Grundsatz, dass es grds. zulasten des Angeklagten geht, wenn er keinen Verteidiger findet, der bereit oder in der Lage ist, ihn zu verteidigen (Meyer-Goßner/Schmitt, § 228 Rn 1 m.w.N.; KK-Gmel, § 228 Rn 11 m.w.N.). Der Angeklagte hat daher keinen Rechtsanspruch auf Aussetzung. Allerdings kann die Fürsorgepflicht des Gerichts eine Unterbrechung oder Aussetzung wegen veränderter Verfahrenslage nach § 265 Abs. 4 erfordern (→ Hinweis auf veränderte Sach-/Rechtslage, Teil H Rdn 2099 ff.), was von der Sach- und Rechtslage abhängt.

 

Rdn 3781

 

Rechtsprechungsbeispiele:

bei unverschuldeter Verhinderung des Verteidigers in Sachen von besonderer Bedeutung, bei schwieriger Sach- und Rechtslage (für das OWi-Verfahren s. BayObLG NJW 1995, 3134 [Verkehrsunfall des Verteidigers; OWi wegen eines Verkehrsunfalls mit erheblichem Sachschaden]; KG NZV 2003, 433; DAR 2012, 395 [Erkrankung des Verteidigers; für das Bußgeldverfahren]; OLG Koblenz StV 2010, 476 [plötzliche Erkrankung des Verteidigers; für das Bußgeldverfahren]), zu allem auch Meyer-Goßner/Schmitt, § 265 Rn 43 ff. m.w.N.; Heldmann StV 1981, 82),

aber auch, wenn die Verhinderung des Verteidigers auf einer Veränderung des zeitlichen Ablaufs der HV beruht, die (für den Angeklagten) nicht vorhersehbar war (BayObLG StV 1984, 13; OLG Zweibrücken StV 1984, 148; dazu a. OLG Hamm StraFo 2001, 137 [für den Fall der Überschneidung von unvorhersehbaren Fortsetzungsterminen mit den Urlaubsplänen des Verteidigers]),

 

☆ Nach OLG Düsseldorf muss in Bußgeldsachen mit der Verzögerung eines Beginns der HV um 30 Minuten grds. gerechnet werden, sodass mindest...

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