Platzt die Immobilienblase? – darüber streiten Experten

Die deutschen Metropolen schrumpften, die Nachfrage nach Wohnimmobilien nehme ab, einzelne Märkte seien überhitzt, als Geldanlage derzeit höchst riskant, heißt es in verschiedenen Studien – von Preisblase nichts zu sehen, sagen andere Experten. Wie attraktiv sind Wohninvestments noch?

In Deutschland seien die Wohnungspreise seit Juli in 13 von 14 Städten gefallen, heißt es im Aviv Housing Market Report für das dritte Quartal 2022. Die stärksten Preisrückgänge verzeichnen demnach Hannover und Essen mit einem Minus von jeweils 3,7 Prozent in den vergangenen drei Monaten. Die einzige Ausnahme im Report macht Dresden mit einem weiterhin positiven Trend (plus 3,3 Prozent). Auch in Berlin (minus 0,6 Prozent), Hamburg (minus 1,7 Prozent) und München (minus 2,4 Prozent) sei nach Jahren des Preisanstiegs der Aufwärtstrend gestoppt, heißt es in der Analyse der Onlineportale Meilleurs Agents, Immoweb und Immowelt.

Noch stärker gingen die Preise in diesem Zeitraum laut der Untersuchung in den deutschen Top-Metropolen Frankfurt am Main (minus drei Prozent) und München (minus 2,4 Prozent) zurück.

Studie: Wohninvestments in den Metropolen riskant

Eine Auswertung der Datenanalysefirma Empirica Regio für Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart macht für sinkende Preise in den größten deutschen Städten "Schrumpfungstendenzen" verantwortlich.

Die Schweizer Großbank UBS bescheinigt in ihrem jährlich erscheinenden "Global Real Estate Bubble Index" wiederum der Finanzmetropole Frankfurt das weltweit zweithöchste Risiko für eine Preisblase. München landet in der UBS-Rangliste auf Platz vier. In diesen beiden Metropolen seien Investments in Wohnimmobilien derzeit riskant. Mit dem Boom sei hier bald Schluss.

Colliers: Risiken für Investoren nehmen ab

Dem widerspricht Colliers: Das Maklerhaus rechnet bis 2030 in Frankfurt mit einer Zunahme der Haushalte um 8,1 Prozent und in München mit 5,1 Prozent und einer wachsenden Nachfrage nach Wohnraum – dem stünden deutlich hinter dem Bedarf bleibende Neubauzahlen gegenüber. Das wird laut Colliers die Mieten und die Mietrenditen mittelfristig nach oben treiben.

Die aktuelle Situation spreche gegen das Vorhandensein oder gar das Platzen einer Preisblase in diesen sowie den anderen Top-7-Wohnungsmärkten, meint Felix von Saucken, Head of Residential bei Colliers. Damit tritt er auch der im "UBS Global Real Estate Bubble Index" publizierten Einschätzung für Frankfurt und München entgegen. Weitere deutsche Städte werden im Index nicht genannt.

Anders als in der Studie unterstellt, werde die Bautätigkeit nicht auf ihrem derzeit schon der Nachfrage hinterher hinkenden Niveau verbleiben, sondern zurückgehen. "Steigende Zinsen und steigende Mieten führen bei sinkenden oder stabilen Kaufpreisen zu einer höheren Attraktivität von Immobilieninvestments. Die damit verbundenen Risiken steigen nicht, sie nehmen ab", lautet das Fazit des Colliers-Experten.


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Schlagworte zum Thema:  Immobilienblase, Studie