Projekt "Green Home": Finanzierungsideen für klimaneutrale WEGs

Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) halten rund zehn Millionen Wohnungen in Deutschland. Die wollen saniert werden, wenn der Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral sein soll. Potenzial ist da, aber es fehlen passende Finanzierungsmodelle. Das soll sich mit dem "Green Home"-Projekt ändern.

Rund 42,5 Millionen Wohnungen gibt es in Deutschland, davon gehören mehr als zehn Millionen, also zirka ein Viertel, zum Bestand der bundesweit zwei Millionen Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) – da Gebäude einen erheblichen Anteil am CO2-Ausstoß haben, muss die Sanierungsrate mindestens verdoppelt und deutlich mehr Geld in Energieeffizienzmaßnahmen gesteckt werden als bisher, um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen.

Der Verband der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV), die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF), die Initiative Wohnungswirtschaft Osteuropa (IWO) und Funding for Future (F3) haben am 28.10.2021 mit dem "Green Home"-Projekt eine Zusammenarbeit gestartet, um die Dekarbonisierung der Immobilien von Eigentümergemeinschaften voranzubringen.

WEGs könnten mehr energetisch sanieren: Wo hängt's?

Die WEG-Wohnflächen weisen dem Bündnis zufolge ein enormes Einsparpotenzial für CO2-Emissionen von mehr als 70.000 Tonnen pro Jahr auf. Um das zu nutzen, müssten in den kommenden Jahren Investitionen von rund 930 Millionen Euro jährlich mobilisiert werden, wie der VDIV mitteilt.  

"Die jährliche Sanierungsrate bei Wohnungseigentümergemeinschaften stagniert seit Jahren bei unter einem Prozent. Die Sanierungstiefe ist zudem gering, da langfristige Sanierungsfahrpläne in den Gemeinschaften und bewährte Finanzierungsinstrumente für deren Umsetzung häufig fehlen", fasst VDIV-Geschäftsführer Martin Kaßler die aktuelle Situation zusammen.

Die Entwicklung entsprechender Finanzierungsinstrumente und innovativer Geschäftsmodelle ist das erklärte Ziel des dreijährigen Projekts "Green Home", das aus Mitteln des Programms "Horizont 2020" der Europäischen Union gefördert wird. "In einigen Ländern Europas wurden bereits innovative Lösungsansätze für die Sanierung von Gebäuden entwickelt, die sich im Eigentum von Wohnungseigentümergemeinschaften befinden", sagt Knut Höller, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IWO. Aus diesen Erfahrungen sollen marktnahe, adaptierbare Lösungen für deutsche Eigentümergemeinschaften entwickelt werden.

Um eine direkte Anwendbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen, werden die Bedürfnisse der relevanten Stakeholder in einem lösungsorientierten Dialog berücksichtigt. "Die Energiewende im Wohngebäudebereich lässt sich nur in einer gemeinsamen Anstrengung lösen", ergänzt Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF.

So geht mehr Sanierung: Das IÖW hat Tipps für WEGs

Eine  Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) beziffert das Sparpotenzial in WEG-Wohnungen zwischen 16 und 30 Prozent, wenn die Wohnungen gedämmt und neue Fenster eingebaut werden. In jedem fünften Gebäude könnte der Energieverbrauch so um knapp ein Drittel (30 Prozent) gesenkt werden. Das würde sich auch auf die laufenden Kosten auswirken.

Ein erheblicher Sanierungsstau besteht der Studie zufolge bei der Dämmung von Außenwänden, Fußböden und Kellerdecken. Im Jahr 2016 sei festgestellt worden, dass bei Bestandsgebäuden in der Hand von WEGs deutlich seltener eine nachträgliche Dämmung vorgenommen wurde als bei Gebäuden anderer privater Eigentümer oder von Wohnungsunternehmen. Zwischen 2015 und 2017 sei die Zahl der energetischen Sanierung sogar zurückgegangen – von 44,2 Prozent auf 35,2 Prozent .

Noch mehr könnten WEGs sparen, wenn häufiger alte Heizungen optimiert oder komplett ausgetauscht würden. Die Kosten variieren den Studienautoren zufolge von wenigen hundert bis mehreren zehntausend Euro. Je nach Maßnahme kann sich das Sanieren demnach innerhalb weniger Jahre rechnen, etwa mit einem Pumpentausch – für solche geringinvestive Maßnahmen gibt es einen 30-Prozent-Zuschuss vom Staat.

Die Hälfte der für die IÖW-Studie Befragten fühlt sich allerdings nicht gut beraten, wenn es um das Sanieren geht. Um das zu ändern, könnten zum Beispiel Energieberater an WEG-Versammlungen teilnehmen, Pläne für energetische Maßnahmen vorstellen und die Sanierung der Wohnungen begleiten. Sie könnten auch dabei helfen, nach Fördermöglichkeiten zu suchen, so die Studienautoren. Außerdem gibt es eine kostenlose Fördermittel-Datenbank (co2online). Dort sind alle Fördermittel für Modernisierung und Neubau aufgelistet.


Das könnte Sie auch interessieren:

So will die EU den CO2-Ausstoß bis 2030 halbieren

Die Ölheizung muss raus: Was wird gefördert? Wo droht Strafe?

Klimaschutz & Kosten: Kraftakt für die Wohnungswirtschaft

Klimaschutz und bezahlbares Wohnen: Mission Impossible?

Klimaschutz: Bund gibt Rekordmittel für Gebäudesanierung frei

Schlagworte zum Thema:  Klimaschutz, WEG, WEG-Verwaltung, Sanierung