Rn 1

VI 2 wurde zum 21.3.16 (§ 491 Rn 7) neu gefasst u Halbs 2, früher 3, auf Allgemein-Verbraucherdarlehen beschränkt, VI 3 Fremdwährungsimmobiliardarlehen betreffend hinzugefügt, VII 2 zum 13.6.14 gestrichen u die Regelung ohne sachliche Änderung in § 356b III übernommen. Der halbzwingende (§ 512 1) § 494 erfordert einen Verstoß gg § 492 I, II iVm Art 247 § 6u §§ 1013 EGBGB. Er verdrängt innerhalb seines mit § 492 (§ 492 Rn 9 ff) identischen Anwendungsbereichs die §§ 125, 139 (LG Hambg NJW-RR 94, 246, 247 f [LG Hamburg 30.09.1993 - 321 O 174/92]; Staub/Renner Kreditgeschäft Rz 699; Soergel/Seifert Rz 4). Rechtsfolge eines Formmangels ist grds die Gesamtnichtigkeit des Vertrags, auch wenn die Schriftform grds gewahrt ist, aber eine der in I aufgeführten Pflichtangaben fehlt (BGHZ 165, 213, 217). Von I ausgenommen sind die gem § 492 II erforderlichen Pflichtangaben nach Art 247 § 7–8 EGBGB, ua Notarkosten, Versicherungen, Sicherheiten u Vorfälligkeitsentschädigung (Bülow/Artz Rz 17 ff). Schadensersatzansprüche nach § 280 I (Bülow/Artz Rz 42), ein Einigungsmangel (§ 154; Karlsr ZIP 06, 1289, 1291) sowie andere Nichtigkeitsgründe, zB §§ 134, 138, bleiben unberührt u sind nicht nach II–VI heilbar (Karlsr WM 00, 1996, 2006). Das Widerrufsrecht nach § 495 besteht sowohl beim formnichtigen als auch beim nach II 1 geheilten Vertrag (Staud/Kessal-Wulf Rz 19; MüKo/Weber Rz 7).

 

Rn 2

Bei einer inhaltlich unrichtigen Pflichtangabe tritt keine Nichtigkeit ein (BGHZ 167, 239 Rz 14; WM 06, 1243, 1246; NJW 04, 154, 155; NJW-RR 04, 632, 634); auch nicht bei grober Unrichtigkeit (Staud/Kessal-Wulf Rz 9; Nobbe/Müller-Christmann Rz 5; aA Müko/Weber Rz 12; Erman/Nietsch Rz 4); zur unechten Abschnittsfinanzierung beachte BGH WM 06, 1243; Brandenbg WM 06, 168, 2169; zum effektiven Jahreszins Rn 10). Die falschen Angaben werden – soweit sie nicht von der vertraglichen Einigung abweichen (vgl MüKo/Weber Rz 12) – Inhalt des Vertrages (BGH NJW 06, 1955 [BGH 25.04.2006 - XI ZR 106/05]; NJW-RR 05, 483 [BGH 14.09.2004 - XI ZR 11/04]). Der Verbraucher kann den Vertrag ggf anfechten (§§ 119, 123) o Schadensersatz gem § 280 I verlangen (Bülow/Artz Rz 49). Eine falsche Angabe des Verwendungszwecks ist unschädlich.

 

Rn 3

Um einen ›angemessenen Kompromiss‹ (BGHZ 179, 260 Rz 30) zwischen den Interessen der Vertragsparteien herbeizuführen, hat der Gesetzgeber in Einklang mit Art 23 VerbrkrRL 2008 unter den Voraussetzungen des II 1 eine Heilung (ex nunc) des nichtigen Vertrags vorgesehen, zugleich aber die Ansprüche des Darlehensgebers durch ein ausdifferenziertes fehlerkongruentes Sanktionssystem (BGHZ 165, 213, 220) auf Zinsen u Kosten in II 2, III–VI begrenzt, je nachdem ob die Schriftform o welche der erforderlichen Pflichtangaben fehlt; bei mehreren Formverstößen kann eine Kumulation der Rechtsfolgen eintreten (Karlsr NJW-RR 04, 1497 [OLG Karlsruhe 24.09.2003 - 6 U 52/03]; Bülow/Artz Rz 47). VII (Abschrift des Vertrags) ergänzt § 492 III 1. Die Heilung überwindet sämtliche Nichtigkeitsfolgen des I, insb die Formunwirksamkeit des Darlehensvertrages (BGHZ 165, 213, 219 f). Wirkungen der Heilung können nicht wegen Irrtums angefochten werden. Verlangt der Verbraucher in Kenntnis des Formmangels Erfüllung, muss der Darlehensgeber dem nachkommen (§ 242; MüKo/Weber Rz 14; Bülow/Artz Rz 33 mN zur Gegenauffassung). Das Widerrufsrecht des Darlehensnehmers (§ 495) bleibt unberührt; auch der noch nicht geheilte Vertrag kann bereits widerrufen werden (Peters DZWiR 94, 353, 354). Die Parteien können den nichtigen Vertrag schließlich auch gem § 141 I, II in der nach § 492 erforderlichen Form bestätigen.

 

Rn 4

Ist eine auf den Abschluss eines Verbraucherdarlehensvertrags gerichtete Vollmacht formunwirksam erteilt (§ 492 IV), kann eine Heilung nach II nicht eintreten (BTDrs 14/7052, 202; Staud/Kessal-Wulf Rz 13; aA hM BGH WM 18, 657 Rz 53 ff; MüKo/Weber Rz 17; Soergel/Seifert Rz 38; Bülow/Artz Rz 9; Grüneberg/Weidenkaff Rz 3; M. Roth WM 03, 2356, 2358). Vielmehr bedarf es der nachträglichen Genehmigung des Darlehensnehmers (§ 177 I; München NJW 99, 2196, 2197 [OLG München 22.04.1999 - 31 W 1110/99]). Eine solche setzt – anders als die Heilung – voraus, dass der Genehmigende die Unwirksamkeit der Vollmacht kennt o zumindest mit ihr rechnet (KG BKR 09, 340, 341 [KG Berlin 06.01.2009 - 17 U 26/08]) u in seinem Verhalten der Ausdruck des Willens zu sehen ist, das bisher als unverbindlich angesehene Rechtsgeschäft verbindlich zu machen (BGHZ 154, 283, 288; NJW 04, 59; 02, 2325; 97, 312; Staud/Kessal-Wulf Rz 13). Die Genehmigung selbst ist nicht formbedürftig (§ 492 Rn 8); sie führt nicht zum Sanktionensystem gem II 2, III–VI, das allein der Heilung vorbehalten ist (aA Timmann BB 03, Beil 6, 23, 30).

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