HR-Trends 2016: Soft Skills trainieren mit E-Learning

Soft Skills werden in der digitalisierten Arbeitswelt immer wichtiger. Geübt werden diese bislang meist in Präsenztrainings. Gegenüber E-Learnings herrscht noch Skepsis, so eine Studie der Crossculture Academy. Die interkulturellen Berater zeigen, wie Soft-Skill-Trainings per E-Learning klappen können.

Um auf dem internationalen Parket eine gute Figur abzugeben, werden Mitarbeiter hinsichtlich ihrer interkulturellen Kompetenz geschult. Eine wachsende Zahl von Weiterbildern bietet hierfür Präsenztrainings an, doch auch das Angebot für E-Learning wächst. Allerdings ist das elektronische Lernformat im Bereich der Soft Skills, in den die interkulturelle Kompetenz fällt, noch ein sehr sensibles Thema. Denn die Bedenken, weiche Erfolgsfaktoren durch E-Learning zu stärken, sind immer noch sehr verbreitet.

Welche Zweifel in dem Bereich genau existieren und wie sehr diese begründet sind, hat Sonja Hofmann, Mitarbeiterin der interkulturellen Unternehmensberatung Crossculture Academy, in ihrer Masterarbeit an der Hochschule für Medien Stuttgart zum Thema "Einsatz von E-Learning-Kursen in der interkulturellen Weiterbildung" analysiert. Dabei hat sie sich auf das Web Based Training (WBT) "Geschäftskultur Frankreich" der Crossculture Academy bezogen, einen vollständigen multimedialen E-Learning- Kurs mit mehreren Lern- und Quizeinheiten.

E-Learning für Soft Skills: Personaler noch skeptisch

Bei Hofmanns Befragungen der drei wichtigsten E-Learning-Interessensgruppen (Anbieter, Personaler und Nutzer) kristallisierte sich schnell heraus, dass insbesondere die Personaler gegenüber E-Learning-Kursen zur Vermittlung interkultureller Kompetenzen sehr skeptisch sind, da ihrer Meinung nach Soft Skills nur im Face-to-Face-Training vermittelt werden können.

Die Nutzer wie auch – erwartungsgemäß – die Anbieter hingegen sehen einen hohen Nutzen in WBT bei der Grundsensibilisierung für interkulturelle Unterschiede sowie beim stringenten Erlernen von Ländergrundkenntnissen. Ihrer Meinung nach stellen WBTs hier ein geeignetes Instrument dar, da die Nutzer vor allem Faktenwissen erhalten oder ganz allgemein an das Thema Kultur herangeführt werden, was durch E-Learning-Kurse sehr anschaulich vermittelt und bei Bedarf immer wieder aufgerufen werden kann.

Blended Learning sinnvoll für Auslandsentsendungen

Weiterhin kam die Autorin zur Erkenntnis, dass ein E-Learning-Kurs ein Präsenztraining in vielen Fällen zwar nicht ersetzt, als begleitendes Element allerdings einen enormen Mehrwert darstellt, da solch ein Blended-Learning-Ansatz die Wirkungen des Gelernten erhöht und festigt.

So kann etwa im Fall einer Auslandsentsendung ein Mitarbeiter die interkulturelle Grundsensibilisierung via E-Learning orts- und zeitunabhängig und in seinem eigenen Lerntempo durchlaufen und anschließend mit einem Präsenztraining ganz individuell auf die Spezifika des Entsendungslands vorbereitet werden.

Diesem Ansatz folgen letztlich auch die Personaler, indem sie angaben, dass E-Learning sowohl für den Erstkontakt mit dem Themenbereich Kultur und interkulturelle Zusammenarbeit als auch in Kombination mit weiteren Lehrformaten eine effektive Schulungsmethode darstellt.

Wie ein gutes E-Learning für Soft Skills konzipiert ist

Um den erwähnten Nutzen aus dem Lernformat WBT ziehen zu können, müssen jedoch bestimmte konzeptionelle Ansprüche in Hinblick auf Didaktik, mediale Ausstattung und Technik erfüllt sein. Auch dieser Aspekt wird in Hofmanns Arbeit beleuchtet.

So kann ein Kurs, der hauptsächlich aus Texten oder Videos besteht, inhaltlich zwar hochwertig sein, didaktisch betrachtet allerdings Schwächen aufweisen, da die Art und Weise, wie Lerninhalte bereitgestellt werden, eine bedeutende Rolle in Bezug auf die Motivation und den Lerneffekt einnimmt.

Quizformate etwa mit Multiple-Choice-Aufgaben, Lückentexten und Feedbackmöglichkeit erhöhen die aktive Teilnahme an einem interkulturellen E-Learning-Kurs; ihr Einsatz sollte jedoch in Hinblick auf die verfolgten Lehrziele durchdacht sein. Ist das Bestehen eines Quiz etwa eine Voraussetzung für das Durchlaufen weiterer Inhalte, kann dies zwar den Lerneffekt erhöhen, bei Nichtbestehen des Tests je nach Lerntypus jedoch die Eigenmotivation senken.

Dasselbe gilt für die Frage, ob Lerninhalte chronologisch oder flexibel abgerufen und durchlaufen werden können – ein Kriterium, das für die Befragten ein wichtiges Kriterium darstellte.

Farben, Bilder und Animationen transportieren den Inhalt

Die mediale Komponente beeinflusst ebenfalls die Motivation und den Lerneffekt in einem E-Learning-Kurs. So können Farben, Bilder und Animationen in Texten und Videos nicht nur sehr abwechslungsreich wirken, sondern zusätzlich die zu vermittelnden Informationen unterstreichen. In allen Fällen sollte die Lernumgebung laut Erkenntnissen von Frau Hofmann einfach zu bedienen sein. 

Um all diese Aspekte in einen Kurs einbringen und sie als Nutzer wiederum auch abrufen zu können, muss auch die technische Ausstattung dafür gegeben sein. Neben der Bedienbarkeit auf verschiedenen Betriebssystemen und Endgeräten sowie Hinweisen auf eventuell benötigte Zusatzgeräte wie Kopfhörer oder Lautsprecher sollte laut Frau Hofmann berücksichtigt werden, dass die Mobilfähigkeit eine zunehmend wichtige Rolle spielt – die Möglichkeit also, E-Learning-Kurse nicht nur vom Arbeitsplatz aus, sondern auch flexibel unterwegs auf dem Smartphone oder dem Tablet durchführen zu können.  

Trend: E-Learning zum interkulturellen Lernen

Hofmanns Masterarbeit schließt mit der Erkenntnis, dass E-Learning-Kurse im Soft-Skill-Bereich unter Berücksichtigung der erwähnten Aspekte in den Bereichen Didaktik, Methodik und Technik ein wertvolles Weiterbildungsinstrument darstellen, das über Ländergrenzen hinweg und zeitunabhängig flexibel zur Vermittlung interkultureller Kompetenz eigesetzt werden kann.

Dies erkennen mittlerweile auch immer mehr Unternehmen, vorrangig diejenigen mit internen Weiterbildungszentren, und laut den Ergebnissen der Umfrage wird dieser Trend sich in Zukunft fortsetzen.

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