Länderchefs gegen Klinikschließung

Viele Experten halten es für sinnvoll, kleinere Kliniken zu größeren zusammenzulegen und stärker auf Spezialisierung zu setzen. Mehrere Ministerpräsidenten hoben jedoch die Bedeutung einer guten Versorgung in der Fläche hervor. 

In der Debatte um die Zukunft kleinerer Krankenhäuser sehen einige Länder nur bedingten Bedarf für Schließungen zugunsten spezialisierterer Kliniken. In Gesprächen mit der Deutschen Presse-Agentur hoben mehrere Ministerpräsidenten die Bedeutung einer guten Versorgung in der Fläche hervor. «Wir wollen ganz bewusst in unserem großen Flächenland ein dezentrales Krankenhausangebot aufrechterhalten», sagte etwa Niedersachsens Regerungschef Stephan Weil (SPD). 

Für Aufregung hatte eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung im Sommer gesorgt: Statt knapp 1400 Kliniken bundesweit reichten deutlich unter 600 Krankenhäuser aus, hieß es dort. 

Gerade in ländlichen Regionen ist der Erhalt wichtig

«Der Hinweis auf abstrakte Statistiken kann nicht das tiefsitzende Bedürfnis der Menschen ersetzen, für alle Fälle in der Nähe ein Krankenhaus zu haben», sagte Weil. Sein nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU) sagte, er wolle «eine Krankenhauslandschaft, in der alle Patienten innerhalb von 30 Minuten ein Krankenhaus erreichen». Tendenziell gebe es aber eine Überversorgung in den Ballungsgebieten und eine Unterversorgung auf dem Land. Gleichzeitig gebe es Doppelangebote. Deshalb seien Konzentrationsprozesse und Spezialisierungen nötig.

Die Regierungschefin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), verwies auf den Anspruch auf gleichwertige Lebensverhältnisse: Das heiße, «dass die Grundversorgung in der Fläche gewährleistet werden muss, auch in der Krankenhaus-Versorgung.» Das sieht Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ähnlich. «In einem Flächenland wie Schleswig-Holstein haben wir ein großes Interesse daran, dass es in allen Teilen des Landes Klinik-Standorte gibt», sagte er. «Es gab im Land ja bereits Schließungen einzelner Stationen, weil schlicht nicht genügend Personal da war.» Deshalb müsse die Klinikstruktur überprüft werden.

Erhalt schließt Spezialisierung nicht aus

In Thüringen hält Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eine stärkere Spezialisierung der Krankenhäuser für angezeigt. «Die Landesregierung befürwortet eine flächendeckende Krankenhausversorgung mit spezialisierten Zentren mit hoher Fachkompetenz», sagte er. Eine stärkere Spezialisierung bedeute jedoch nicht, dass Krankenhäuser schließen müssten. Sie seien gerade in ländlichen Regionen notwendig zur Absicherung einer ortsnahen Versorgung. 

Von Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) hieß es knapp, Pläne, Klinikstandorte zu schließen, gebe es nicht. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht die Krankenhausversorgung im Freistaat flächendeckend gewährleistet: «Wir wollen Spitzenmedizin auch vor Ort im ländlichen Raum. Beides ist wichtig in einem Flächenland: Spitzenmedizin und regionale Erreichbarkeit.» In Bayern sei das erreicht worden, unter anderem mit Investitionen und einem Schutzschirm für kleine Häuser, damit diese den Transformationsprozess zu mehr Wirtschaftlichkeit schafften.

Kaum mehr Reformbedarf sieht Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). «Ich sehe Sachsen da nicht an vorderster Stelle, Veränderungen zu leisten», sagte er. Wenn es Probleme gebe, dann nur punktuell. «‎Wir haben eine Kliniklandschaft, die solide und konsolidiert ist.» 

Bundesweites Konzept für Zukunft 

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen betonte, die flächendeckende Versorgung als Herzstück des Gesundheitswesens und nötige Qualitätsverbesserungen durch Spezialisierungen seien kein Widerspruch, sondern gemeinsam Grundlage für die zukunftsweisende Patientenversorgung. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte, dass sich die Länderchefs gegen die Schließung kleinerer Kliniken aussprechen. Es brauche endlich ein bundesweites Konzept zur Zukunft der Kliniken.


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dpa
Schlagworte zum Thema:  Krankenhaus, Versorgung