Bestandssanierung: Verband fordert realistische EU-Pläne

Kosten von bis zu 182 Milliarden Euro pro Jahr, mindestens das Dreifache der bisherigen Investitionen, erwartet ein Verband, wenn die EU-Sanierungspläne für den Gebäudebestand nicht abgemildert werden – und fordert in einem Brief Bauministerin Klara Geywitz (SPD) auf, sich in Brüssel einzumischen.

In Deutschland müssten nach den Vorstellungen des EU-Parlaments bis zum Jahr 2033 nahezu 45 Prozent der Wohngebäude innerhalb von neun Jahren saniert werden, heißt es in dem Brief eines Verbands aus der Immobilienwirtschaft an Bundesbauminsterin Klara Geywitz (SPD).

"Das ist – mit Verlaub gesagt – ein absurder Vorschlag", heißt es in dem Brief, welcher der Haufe Online Redaktion vorliegt. Selbst die von der EU-Kommission vorgeschlagenen 30 Prozent der Wohngebäude in neun Jahren seien illusorisch.

Das EU-Parlament hatte am 9. Februar einen Vorschlag zur Novellierung der EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) vorgelegt, mit Maßnahmen, die deutlich über das hinausgehen, was Kommission und EU-Rat sich vorstellen. Parlament und Rat müssen nun verhandeln, die EU-Kommission tritt als Vermittlerin auf. Ein Ergebnis wird im Sommer erwartet.

Verband: Geywitz soll auf Pläne des EU-Rats hinwirken

Der Verband rechnet damit, dass ich eine energetische Sanierung nach den Plänen des EU-Parlaments für den deutschen Gebäudebestand auf 125 bis 182 Milliarden Euro pro Jahr belaufen dürfte. Das sei mindestens dreimal mehr als die zuletzt jährlichen Investitionen in die energetische Sanierung von etwa 40 Milliarden Euro. Das sei praktisch nicht umsetzbar.

Die Ministerin solle sich dafür einsetzen, dass sich die EU-Vorschriften an erfolgreichen Beispielen für eine faire Energiewende im sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau orientieren. Die Gefahr von schlechten Renovierungen und einem massiven Anstieg der Wohnkosten müsse abgewendet werden. Die Vorschläge des EU-Rats seien ebenfalls anspruchsvoll, aber angemessener.

Der Ansatz, der nicht nur die Energieeffizienz der Gebäudehülle, sondern auch die lokalen Energieressourcen für die schrittweise Dekarbonisierung der Heiz- und Kühlsysteme, die soziale und wirtschaftliche Lage der Bewohner sowie die Forderung nach besseren und bezahlbaren allgemeinen Wohnbedingungen berücksichtigt, sei der gleiche.

Außerdem müssten sich alle Sanierungsaktivitäten allein auf "Worst Performing Buildings", die energetisch ineffizientesten Gebäude, konzentrieren. Das Ziel der EU-Klimaneutralität bis 2050 und national schon früher teile man: "Es muss jedoch den Akteuren auf nationaler und lokaler Ebene überlassen bleiben, über die effizientesten und sozial nachhaltigsten Strategien zu entscheiden."


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