Moderne Holzhäuser unterscheiden sich optisch oft nicht von konventionell gebauten Häusern. Im Holzbau lassen sich grundsätzlich zwei Bauweisen unterscheiden: Die Massivbauweise und die Leichtbauweise. Im Massivholzbau unterscheidet man wiederum zwischen der Stapelbauweise, bei der einzelne Holzlamellen aneinander stehen, und dem Blockhausbau, der aus größeren Bohlen besteht.
Auch die Bautechnik hat sich stark gewandelt: Industriell gefertigte Holzwerkstoffe wie Brettschichtholz und Brettsperrholz sind inzwischen tragfähig und langlebig. Das ermöglicht mehrgeschossige Holzbauten, die hohen bauphysikalischen Anforderungen gerecht werden. Somit ist Holz nicht nur beim Bau von Einfamilienhäusern im Einsatz, sondern auch bei Hochhäusern und Nichtwohngebäuden. Außerdem ist der Holzbau durch industrielle Vorfertigung geprägt. Ganze Wand- und Deckenelemente inklusive Dämmung, Fenster und Installationen lassen sich in Werkhallen vorbereiten und auf der Baustelle in kurzer Zeit montieren.
Traditionelle Techniken wurden optimiert. Bei der Holzhybridbauweise etwa werden die positiven Eigenschaften von Holz und mineralbasierten Baustoffen oder Stahl kombiniert. Ein Beispiel sind Holz-Beton-Verbunddecken: Die gelten als besonders druckfest und tragfähig, profitieren von einem guten Schallschutz und sind bei Feuer lange widerstandsfähig. In den 1990er-Jahren machte die Entwicklung geeigneter Schubverbinder den Verbund massentauglich.
Und der Holzbau von morgen? Wissenschaftler aus Stockholm arbeiten schon an Fensterscheiben aus Holz, indem sie das Lignin, das für die Braunfärbung im Holz zuständig ist, durch ein transparentes Polymerharz ersetzen. Holz aus dem 3D-Drucker ist für den Holzbau noch nicht tragfähig und witterungsbeständig genug. Doch auch daran arbeitet die Forschung bereits.
Von Grund auf mit Holz bauen im Neubau
Trotz der wachsenden Aufmerksamkeit ist der Marktanteil von Holz im Neubau noch gering. Laut der Marktstudie "Holz als Baustoff im Neubau" von Bulwiengesa liegt die Holzbauquote bei Mehrfamilienhäusern bei 3,8 Prozent der genehmigten Projekte, bei Bürogebäuden bei 5,3 Prozent. Schaut man auf die fertiggestellte Gebäude, ist die Quote mit 2,1 respektive 4,3 Prozent noch geringer.
Der Holzhybridbau macht laut der Studie rund zwei Drittel der analysierten Projekte aus. Im kommunalen Bereich, zum Beispiel bei Schulen oder Kitas, gewinnt der modulare Holzbau wegen der kurzen Bauzeiten und der geringeren Belastung für Anwohner an Bedeutung. Allerdings stehen dem auch einige Hemmnisse gegenüber: Begrenzte Kapazitäten bei Planern und Bauunternehmen, aufwändige Genehmigungsverfahren sowie oftmals höhere Kosten.
Kosten und Wirtschaftlichkeit – rechnet sich Holzbau?
Holzbauprojekte sind im Durchschnitt rund 14 Prozent teurer als vergleichbare Bauvorhaben in Massivbauweise. Das geht aus Daten der Koalition für Holzbau hervor. Mit der Anzahl der Geschosse nimmt der Kostenunterschied zu. Gründe dafür sind unter anderem die hohe Nachfrage nach Holz auf nationaler und internationaler Ebene sowie aufwändige Genehmigungs- und Zulassungsverfahren. Aber es gibt erste Bauprojekte, die zeigen, dass der Holzbau auf dem Weg dahin ist, im Preis konkurrenzfähig zu werden.
Durch den hohen Vorfertigungsgrad können Projekte schneller realisiert werden. In einem Beispielprojekt in Wolfurt wurden zwei baugleiche Gebäude in unterschiedlichen Bauweisen errichtet. Die Variante in Holzhybridbauweise war zwar teurer, wurde jedoch schneller fertiggestellt als das Gebäude in Massivbauweise. Die Bauzeit lässt sich beim Holzbau um 30 bis 50 Prozent reduzieren.
Das hat auch den Vorteil, dass Festpreisgarantien eher zum Tragen kommen, weil es hier zu weniger Verzögerungen kommt. Auch beim Wertverlust spielt die Bauweise eine untergeordnete Rolle – vorausgesetzt, es liegen keine Mängel durch bauliche Fehler vor. Für den Werterhalt sind die Lage und der Energiewert des Hauses viel wichtiger.
Langlebigkeit von Holzbau
Lange Zeit galten Holzbauten im Vergleich zu Massivhäusern als kurzlebig. Eine Studie von Wolfang Rug und Heidrun Held aus dem Jahr 2001, die Holzhäuser unter die Lupe nahm, die zwischen 1870 und 1945 erbaut worden sind, liefert stichhaltige Gegenbeweise. Nahezu 99 Prozent der Gebäude befanden sich in einem guten bis sehr guten baulichen Zustand. Eine Untersuchung der Universität Leipzig von 2002 belegt, dass moderne Holzhäuser ab Baujahr 1985 eine Nutzungsdauer von mindestens 100 Jahren aufweisen können.
Damit stehen sie klassischen Bauweisen in puncto Langlebigkeit in nichts nach. Heute lässt sich die Lebensdauer von Holzbauten realistisch mit 80 bis zirka 100 Jahren ansetzen. Sie weisen also eine ähnliche Lebensdauer auf wie die meisten Massivbauten.
Effiziente Aufstockung mit Holz
Bezahlbaren Wohnraum schaffen und dabei die Klimaziele berücksichtigen liegt derzeit im Fokus des Bauens. Bauflächen sind gerade in urbanen Räumen knapp. Dem flächensparenden Nachverdichten kommt durch das Aufstocken bestehender Gebäude eine wichtige Rolle zu.
Holz ist wegen des geringen Gewichts, der hohen Tragfähigkeit und dem hohen Vorfertigungsgrad als Baumaterial dafür prädestiniert. Das Material ist vielerorts zum Nachverdichten von Städten im Einsatz. Der Vorteil: Durch das Aufstocken von Gebäuden lassen sich im Vergleich zum Abriss und Neubau CO2-Emissionen einsparen, zeigt eine Studie der Ruhr-Universität Bochum unter der Leitung von Annette Hafner.
Die Studie hat auch analysiert, in welchen Regionen bisher die meisten Aufstockungsmaßnahmen stattgefunden haben. Das Ergebnis: Besonders häufig stockten bis 2024 die deutschen Metropolen mit Holz auf, allen voran Berlin und München mit jeweils 13 dokumentierten Projekten, gefolgt von Hamburg und Köln mit je fünf sowie Frankfurt am Main mit vier Maßnahmen. Auch das Ruhrgebiet als größter zusammenhängender Ballungsraum Deutschlands bietet mit einer Vielzahl an Städten und Kommunen ein erhebliches Potenzial für vertikale Nachverdichtung.