Fang mit den Daten an! Aber bitte, um voranzukommen

Alle im Nachhaltigkeitsmanagement sammeln, bündeln und berechnen gerade Daten. Alexander Kraemer wünscht sich: Macht das nicht nur für die Berichterstattung, sondern um die Entwicklung des Unternehmens voranzutreiben! Wie man sich im Datendschungel zurechtfindet und welchen Einfluss die Datenerhebung auf die Lieferkette hat, erzählt er in dieser Kolumne.

Jede Woche spreche ich mit Nachhaltigkeitsverantwortlichen und erkundige mich nach den aktuellen Ansätzen, Themen und Wegen. Ein Satz, der mir in letzter Zeit immer wieder begegnet ist: „Wir sammeln gerade Daten“. Der Sustainability Transformation Monitor hat gezeigt, dass die Regulatorik Wirkung zeigt und sich alle auf die Erfüllung der Reportingstandards vorbereiten. Tausende von Datenpunkten müssen gefunden, aufbereitet und schließlich geprüft werden.

Ich darf Euch einen Einblick geben, der kein Geheimnis sein sollte: Alle sind dran. Alle sammeln, bündeln, rechnen, raten, schätzen und bereiten die Daten auf. Wenn Du gerade dabei bist, bist Du nicht allein.

Es gibt viel gute Software – und alle nutzen Excel?

Als Marktbeobachter gehe ich gerne einen Schritt weiter und bin neugierig. Ich will lernen, wie unsere Fachkolleg:innen die Daten sammeln und aufbereiten. Es gibt viel Software da draußen. Wir alle entdecken gerade, wie ESRS/CSRD im Detail funktioniert. Es sollte jedem klar sein, dass die Softwareanbieter nachziehen. Eine relevante Herausforderung ist, dass die bestehenden Systeme, Datenpunkte und Datenflüsse in den Unternehmen so individuell sind, dass es nicht einfach DIE Software geben kann, die man einführt und die alle Daten auf magische Weise anzeigt. Schnittstellen und manuelle Eingabepunkte erzeugen Herausforderungen. Diese zu lösen ist eines von vielen Zielen.

Die eigenen Daten zu sammeln ist eine große Herausforderung. Verschiedene Einheiten, Abteilungen, Ländergesellschaften und Tochterfirmen… die Möglichkeiten des Unternehmertums sind unendlich, der Daten-Dschungel ist dicht und einzelne Akteure finden einen Pfad hindurch. Ich bin mir sehr sicher, dass sich bald eine Software als gutes Angebot durchsetzen wird. Aktuell sind es eher Excel und Word, die die Lücke schließen. (Kleiner Aufruf: Wenn jemand gute Softwarelösungen kennt, gebt mir Bescheid. Ich will es wirklich wissen!)

Reporting ist nicht das Ziel, die Entwicklung ist es

Die aktuelle Situation zeigt für mich: Nachhaltigkeitsmanager:innen sind pragmatische Tausendsassa, die sich zu helfen wissen. Sie wollen ein Problem nicht größer machen, als es sein muss. Die Datenerhebung ist schon komplex genug. Eine Softwareimplementierung kann zum jetzigen Zeitpunkt sehr davon ablenken, die Sammlung der Daten überhaupt in den Griff zu bekommen. Aber die Zeit wird kommen und die Herausforderungen werden sich ändern. Die Datensammlung wird irgendwann einfacher. Dann wird es stärker darum gehen, die relevanten Informationen zu verknüpfen und zu nutzen.

Ein Satz ist mir aus dem Podcast mit Claudia besonders in Erinnerung geblieben: „Fang mit den Daten an.“ Was ich für mich mitgenommen habe ist, dass Daten Aussagen und Berichte ermöglichen. Vor allem aber erlauben sie Weiterentwicklung und Steuerung. Vergesst das nicht – der Report ist nicht das Ziel, sondern die Entwicklung ist es!

Einfluss auf die Lieferkette

Die Lieferkette stand und steht durch das Lieferkettengesetz im Fokus. Als ich selbst für das Nachhaltigkeitsmanagement in einem mittelständischen Unternehmen verantwortlich war, bin ich auch ohne Regulierung tief in das Thema eingetaucht. Wir waren am Ende der Wertschöpfungskette von IT-Geräten und hatten eine sehr anspruchsvolle Lieferkette. Als kleiner Akteur fragt man sich: Welchen Einfluss haben wir da eigentlich? Wir waren damals ein Unternehmen mit 250 Mitarbeitenden, die Geräte wurden in Europa und den USA entwickelt, die Materialien aus Südamerika, Asien und Afrika bezogen und vor allem in Asien zusammengebaut. Auf uns hört sowieso niemand.

Ich darf verraten – wir haben mit den Daten angefangen. Wir haben uns und die Hersteller der Geräte gefragt: Was ist eigentlich in den Geräten drin? Wie werden diese produziert? Welche Initiativen zur nachhaltigen Entwicklung gibt es? Wir konnten keine Forderungen stellen, aber wir konnten Einfluss auf die nachgelagerte Wertschöpfungskette nehmen. Darauf haben wir uns konzentriert. Das hat gut funktioniert, die Methoden für ein gutes Lieferkettenmanagement kennt Ihr sicher alle. Ich kann Euch sagen, durch unser Engagement wurden wir in Gremien eingeladen. So machten wir dann doch die vorgelagerte Kette nachhaltiger. Ein wirklich spannender Prozess.

Ich hoffe, dass Ihr alle die Daten findet, um eine starke Entwicklung zu ermöglichen, und freue mich auf Feedback!

Euer

Alex Kraemer