Kosten senken in der Anwaltskanzlei

Kosten senken - aber wie? Können den Anwalt ausgebildete Kräfte etwa in den Bereichen Mahn- und Vollstreckungswesen sowie Inkasso entlasten oder ist es sinnvoller, reine Schreibkräfte durch sprachgesteuerte Eingabesysteme für den Computer zu ersetzen? Empfiehlt es sich, nur einen geringen Bestand an eigenen Personal- und Sachmitteln vorzuhalten und im Bedarfsfall Serviceleistungen einzukaufen? Beim Turnaround von in Not geratenen Anwaltskanzleien steckt der Teufel im Detail.

Klar ist: Es gibt viele kleinere Kanzleien, die einerseits ihre Honorare anheben und andererseits die Kostenquoten erheblich reduzieren müssten. Vor allem die Personalkosten der angestellten Anwälte sind häufig zu hoch. Hier müssten stattdessen Zielvereinbarungen getroffen werden. Experten empfehlen sogar den Vorschlag, Angestellten ein Drittel dessen als Gehalt anzubieten, was sie als Umsatz reinholen. Das klingt hart, ist aber ehrlich gemeint.

Wie gelingt der Turnaround?

Noch eine Kennziffer kann Anwälte vor einer wirtschaftlichen Schieflage bewahren: Er sollte das Dreifache dessen an Umsatz machen, was er letztlich verdienen will. Doch wer kann das in diesen Zeiten schon von sich behaupten. Wer dagegen eher in der umgekehrten Situation steckt, muss handeln. Verschiedene Maßnahmen lassen sich mit fachkundiger Beratung schnell in die Wege leiten. Dazu zählt auch, ein Liquiditätsmanagement einführen. Das bedeutet zunächst einmal, dass eine systematische Kontoführung initiiert wird. Die Konten sollten möglichst aktuell via Internet überwacht werden. Sämtliche Einnahmen (Bareinnahmen) aus der Kanzleikasse gehören sofort auf das Bankkonto. Daneben gilt es, die eigene Zahlenbasis aufzubauen und alle Geschäftsvorfälle zeitnah zu erfassen. Grundlage muss eine professionelle Rechnungslegung durch einen für Überschussrechnungen qualifizierten steuerlichen Berater sein, der monats- und quartalsweise Auswertungen fertigt und  natürlich einen fachgerechten Jahresabschluss ausarbeitet.

Konzentration der Kräfte und der Zeit

Unternehmenskrisen sind außerordentliche, aber vermeidbare Phänomene der Unternehmensentwicklung. Krisenbewältigung heißt: Konzentration der Kräfte und der Zeit – daraus kann man auch in guten Zeiten lernen. Der Turnaround kann gelingen – aber das kann dauern.

Aufstellung nach außen

Wichtig sind in einer solchen Situation die Entwicklung einer überzeugenden strategischen Ausrichtung der Kanzlei, der Auf- und Ausbau von Spezialisierungen und die Verbesserung der Positionierung am Markt. Nichts davon dürfte sich kurzfristig bewerkstelligen lassen; dies gilt insbesondere für die Wahrnehmung der Kanzlei durch die Recht suchende Bevölkerung, die noch immer wesentlich von Mund-zu-Mund-Propaganda bestimmt wird.

Was kurzfristig geschehen kann, sind Verhandlungen mit Banken und anderen Gläubigern, um dem betroffenen Rechtsanwalt wieder einen gewissen Handlungsspielraum zu verschaffen, den er für die zuvor beschriebenen Schritte braucht. Hierbei braucht er externe und kompetente Hilfe durch auf Anwälte und Kanzleicontrolling und Kanzleimarketing spezialisierte Berater, weil ihm oft die Distanz zu sich selbst und seinen Möglichkeiten fehlt.

Kanzleicontrolling als Kompass

Sind Sie in den oben angesprochenen und anderen Kanzleibelangen noch auf der richtigen Fährte? Insbesondere Kanzleicontrolling ist ein wichtiges Werkzeug um, bessere Ent­scheidungen bei der Führung der Kanzlei zu treffen und im Auge zu behalten, ob Umsatz und Kostenanstieg in einem gesunden Verhältnis stehen:

Wer ein Unter­nehmen führt, muss sich über alle Aspekte informieren – das gilt für Anwalts­unternehmen ebenso wie für alle anderen.

Dabei ist es wichtig, den Überblick über betriebliche Kenngrößen zu behalten und Anreize zur Verhaltenssteuerung in die betriebswirtschaftlich richtige Richtung zu setzen.