a) Form

 

Rz. 9

Die Erinnerung bedarf keiner Form. Sie kann gem. Abs. 2 S. 1 i.V.m. § 33 Abs. 7 S. 1 schriftlich oder zu Protokoll der Geschäftsstelle eines jeden Amtsgerichts eingelegt werden, ist dann aber von diesem unverzüglich an das zuständige Gericht weiterzuleiten.

Die Schriftform erfordert gem. § 126 Abs. 1 BGB zwar die eigenhändige Unterzeichnung des Schriftstücks durch den Aussteller. Es reicht zur Erfüllung der hier vorgeschriebenen Schriftform aber aus, wenn die Erinnerung per Telefax eingelegt wird[24] oder eine nur in Kopie wiedergegebene (eingescannte) Unterschrift enthält.[25] Der prozessrechtliche Begriff der "Schriftlichkeit" in Abs. 2 S. 1 i.V.m. § 33 Abs. 7 S. 1 ist somit nicht vollständig identisch mit der durch § 126 Abs. 1 BGB vorgeschriebenen Schriftform.[26] Auch bei fehlender Unterschrift kann deshalb die Schriftform i.S.v. Abs. 2 S. 1 i.V.m. § 33 Abs. 7 S. 1 gewahrt sein, wenn feststeht, dass es sich bei dem Schriftstück nicht nur um einen Entwurf handelt, sondern von dem zweifelsfrei erkennbaren Absender die Erinnerung gewollt ist.[27] Eine in einer E-Mail eingelegte Erinnerung entspricht nicht der durch Abs. 2 S. 1 i.V.m. § 33 Abs. 7 S. 1 vorgeschriebenen Schriftform.[28] Die Erinnerung kann nur dann durch elektronisches Dokument eingereicht werden, wenn in dem Verfahren, in dem der gerichtlich bestellte oder beigeordnete Rechtsanwalt seine Vergütung erhält, die anwendbare Verfahrensordnung die Einreichung von Schriftsätzen als elektronisches Dokument erlaubt, § 12b.[29] Auch als Beschwerde benannte Rechtsmittel gegen die Festsetzung des Urkundsbeamten gemäß § 55 RVG sind als Erinnerung anzusehen.[30]

 

Rz. 10

Anwaltszwang besteht nicht, weil die Erinnerung nach §§ 56 Abs. 2 S. 1, 33 Abs. 7 auch ohne Mitwirkung eines Bevollmächtigten zu Protokoll des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle eingelegt werden kann (vgl. § 78 Abs. 3 ZPO).[31]

[25] BGH 24.11.2014 – IX ZB 63/14, AGS 2015, 226 = RVGreport 2015, 160, zu § 66 GKG.
[26] Vgl. OLG Karlsruhe AGS 2014, 559 = JurBüro 2014, 432, zu § 66 GKG.
[27] OLG Karlsruhe AGS 2014, 559 = JurBüro 2014, 432.
[28] BGH 24.11.2014 – IX ZB 63/14, AGS 2015, 226 = RVGReport 2015, 160; BGH 8.6.2015 – IX ZB 52/14, NJW-RR 2015, 1209; OLG Hamm RVGreport 2013, 120 = FGPrax 2013, 84, zu § 66 GKG.
[29] BayVGH RVGreport 2008, 359 m. zust. Anm. Hansens; OLG Hamm RVGreport 2013, 120 = FGPrax 2013, 84; OLG Oldenburg NJW 2009, 536. Je zu § 66 GKG: BGH 24.11.2014 – IX ZB 63/14, AGS 2015, 226 = RVGReport 2015, 160; BGH 4.12.2008 – IX ZB 41/08, NJW-RR 2009, 357; BayVGH RVGreport 2008, 359 m. zust. Anm. Hansens; OLG Hamm RVGreport 2013, 120 = FGPrax 2013, 84; OLG Oldenburg NJW 2009, 357; OLG Schleswig SchlHA 2009, 244.
[30] OLG Düsseldorf 25.1.2010 – III-1 Ws 14/10, n.v.
[31] OVG Hamburg Rpfleger 2008, 46.

b) Frist

 

Rz. 11

Die Erinnerung ist nicht befristet. Das ergibt sich aus § 56 Abs. 2 S. 1, der für die Erinnerung nur auf § 33 Abs. 4, nicht aber auf die in § 33 Abs. 3 S. 3 enthaltene Beschwerdefrist verweist.[32] Die Verweisung in Abs. 2 S. 1 auf die in § 33 Abs. 3 S. 3 geregelte Frist bezieht sich damit ausschließlich auf die Beschwerde gegen die Erinnerungsentscheidung. Der Gegenauffassung,[33] die von einer Erinnerungsfrist von zwei Wochen ausgeht, kann deshalb nicht gefolgt werden, zumal sie für den Lauf der Erinnerungsfrist auch eine Zustellung jeder Vergütungsfestsetzung gemäß § 55 an den Rechtsanwalt und die Staatskasse erforderlich machen würde.

[32] Vgl. BGH 29.3.2012 – V ZB 309/10, RVGreport 2012, 302 = NJW-RR 2012, 959; ThürLSG 5.3.2018 – L 1 SF 1343/16 B; ThürLSG 26.9.2018 – L 1 SF 803/16 B; LSG NRW 30.4.2018 – L 9 AL 223/16 B; LSG Sachsen-Anhalt 27.9.2017 – L 5 AS 585/15 B, RVGreport 2018, 15; OLG Brandenburg AGS 2011, 280 = RVGreport 2010, 218 = StRR 2010, 113; OLG Düsseldorf 14.3.2017 – I-10 W 36–37/17, AGS 2017, 350; OLG Düsseldorf RVGreport 2016, 218; OLG Düsseldorf RVGreport 2008, 216; OLG Düsseldorf 8.8.2016 – I-10 W 136–175/16 und I-10 W 177–226/16, n.v.; OLG Naumburg RVGreport 2012, 102 = Rpfleger 2012, 155; BayLSG AGS 2012, 584; BayLSG AGS 2017, 114; ThürLSG 21.8.2012 – L 6 SF 1037/12 B; LAG München NZA-RR 2014, 612; OLG Brandenburg JurBüro 2010, 307; OLG Düsseldorf StRR 2010, 276; OLG Hamm JurBüro 2009, 98; OLG Schleswig OLGR Schleswig 2008, 718; LAG München JurBüro 2010, 26; OLG Frankfurt RVGreport 2007, 100; OLG Jena JurBüro 2006, 366; so auch für die bis zum 31.3.2005 geltende Rechtslage – Änderung von § 56 durch das JKomG v. 22.3.2005 – KG 8.5.2008 – 1 Ws 134/08; LG Itzehoe SchlHA 2008, 468, auch für die Rechtslage bis zur Änderung von § 56 zum 1.4.2005; AG Halle/Saale AGS 2014, 292 = NJW-Spezial 2014, 284; Hansens, in: Hansens/Braun/Schneider, Teil 7 Rn 158; ders., RVGreport 2005, 1, 4.
[33] Vgl. OLG Koblenz RVGreport 2006, 60 = NStZ-RR 2005, 391; AG Dresden 8.11.2007 – 230 Ds 105 Js 032178/06, www.burhoff.de.

c) Verwirkung des Erinnerungsrechts

 

Rz. 12

Nach h.M. soll dem Erinnerungsre...

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