Rz. 127

Die Festsetzung hat auf der Grundlage von Beiordnung und Bestellung des Anwalts oder des erteilten Berechtigungsscheins zu erfolgen. Diese gerichtlichen Entscheidungen sind – ebenso wie die Bewilligung von PKH – für die Bestimmung des Anspruchsumfangs verbindlich (siehe § 45 Rdn 50, § 46 Rdn 22, § 48 Rdn 11, § 54 Rdn 16 ff.). Der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle ist nicht berechtigt, sie dem Grunde nach in Frage zu stellen (zur abweichenden Ansicht, falls und soweit Teilnichtigkeit des Beschlusses angenommen wird, siehe § 46 Rdn 22 und § 54 Rdn 16 ff.) oder inhaltlich abzuändern.[243] Er darf insbesondere auch nicht prüfen, ob Prozess- oder Verfahrenskostenhilfe hätte versagt werden müssen[244] oder ob ein Rechtsanwalt sich selbst im Wege der PKH beigeordnet werden kann (Selbstbeauftragung).[245] Wäre diese Prüfung im Festsetzungsverfahren anzustellen, müsste der Urkundsbeamte die richterliche Entscheidung überprüfen. Auch die Zuständigkeit des beiordnenden oder bestellenden Gerichts oder der Zeitpunkt, auf den die Wirkungen der Prozess- oder Verfahrenskostenhilfe erstreckt worden sind, ist nicht zu überprüfen (vgl. zu den damit bei der Beratungshilfe verbundenen Problemen Rdn 148 ff.). Ist der Gegenstandswert gem. §§ 32, 33 gerichtlich festgesetzt, ist diese Festsetzung für die Festsetzung gem. § 55 bindend.

 

Rz. 128

In der Pflichtverteidigerbestellung darf z.B. der Pflichtenkreis des Rechtsanwalts gegenständlich beschränkt werden. Diese Beschränkung ist bei der Festsetzung zu beachten und für die Staatskasse bindend.[246] So ist es z.B. zulässig, eine Bestellung für einzelne Verfahrensabschnitte[247] oder für die mündliche Verhandlung im Haftprüfungsverfahren vorzunehmen.[248] Das hat zur Folge, dass auch nur für die Tätigkeit in diesen Abschnitten ein Vergütungsanspruch gegen die Staatskasse besteht.[249] Die Beschränkung des Gebührenerstattungsanspruchs im Bestellungsbeschluss ist dagegen grundsätzlich nicht zulässig, weil die Frage, welche Gebühren der Rechtsanwalt aus der Staatskasse erstattet verlangen kann, erst in dem späteren Festsetzungsverfahren zu prüfen ist. Eine Beschränkung kann sich nur aus den Vorschriften des RVG ergeben.[250]

[243] Vgl. z.B. OLG Stuttgart 9.10.2017 – 8 WF 202/17, AGS 2017, 584; OLG Düsseldorf AGS 2014, 196 = NJW-Spezial 2014, 253; LAG Hessen 21.6.2012 – 13 Ta 59/12; VG Karlsruhe JurBüro 2015, 200; OLG Köln 31.1.2007 – 17 W 269/06; OLG Düsseldorf AGS 2008, 245 = JurBüro 2008, 209; OLG Düsseldorf AGS 2008, 247 = JurBüro 2008, 209 (jew. zu gebührenrechtlichen Einschränkungen); OLG Celle MDR 2007, 865; OLG Nürnberg AGS 2008, 457 = NJW-Spezial 2008, 200; OLG Köln AGS 2007, 362; LAG Rheinland-Pfalz 27.10.2006 – 9 Ta 193/06; OLG Stuttgart JurBüro 1989, 1143 (jew. zur PKH-Bewilligung); OLG Stuttgart Rpfleger 2007, 613; AG Tiergarten Rpfleger 1986, 31 (jew. zum Berechtigungsschein).
[245] KG AGS 2009, 550 = RVGreport 2009, 317 = NJW 2009, 2754.
[246] OLG Schleswig AGS 2009, 34 = SchlHA 2008, 461; OLG Jena FamRZ 2000, 100; OLG Köln FamRZ 2000, 1021; OLG Frankfurt FamRZ 1997, 1411; vgl. auch OLG Koblenz AGS 2007, 507 = RVGreport 2008, 139 = StRR 2008, 40.
[247] Vgl. Meyer-Goßner/Schmitt, StPO, § 140 Rn 5 m.w.N.
[248] Vgl. dazu OLG Köln AGS 2007, 452 = RVGreport 2007, 306 = NStZ-RR 2007, 287.
[249] OLG Jena JurBüro 2006, 365.
[250] LG Zwickau StRR 2009, 242; vgl. auch OLG Hamm FamRZ 1995, 748; OLG Düsseldorf JurBüro 1993, 689.

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