Insolvenzen: Diese Immobilienunternehmen sind unter Druck
Die insgesamt erfassten Insolvenzen bei Immobilienfirmen mit mehr als zehn Millionen Euro Jahresumsatz sind über alle Branchen hinweg von 171 Fällen im ersten Halbjahr 2024 um 17,5 Prozent auf 201 Fälle im ersten Halbjahr 2025 gestiegen. Das sind Berechnungen des Beratungsunternehmens Falkensteg.
Beim klasssischen Bau von Immobilien zeigt die Statistik einen Rückgang um 58,3 Prozent in diesem Zeitraum von zwölf Fällen auf fünf Fälle, während es im Gebäudebereich vier Insolvenzen mehr gab (22) als vor einem Jahr (18).
Die Kategorie Gebäude – Grundstücks- und Wohnungswesen – umfasst Gewerke ab Innenausbau, Gebäudedienstleister, Makler und deren Zulieferer. Die Kategorie Bau umfasst den Bau von Gebäuden (bis Rohbau), Zulieferer, Projektierer und Bauträger. Insolvenzen von Projektgesellschaften, die innerhalb einer Gruppe (Doppelnennungen sind möglich) anfallen, werden als ein Verfahren gezählt.
Immobilienbau: Stabilisierung durch Marktbereinigung
"Viele wirtschaftlich schwächere Marktteilnehmer sind bereits im vergangenen Jahr ausgeschieden. Was wir jetzt erleben, ist das Ergebnis dieser Bereinigung", erklärt Christian Alpers, Leiter von Falkensteg Real Estate, den Rückgang der Insolvenzen im Immobilienbau. "Das Ausmaß des Rückgangs überrascht selbst Brancheninsider, obwohl die konjunkturelle Lage weiterhin angespannt ist."
Ein weiterer Faktor für die niedrigen Insolvenzzahlen im Immobilienbau liegt in der aktuellen Finanzierungssituation. Hier werden Standstill-Vereinbarungen oder andere individuelle Lösungen zwischen den Beteiligten verhandelt, um eine Insolvenz zu vermeiden.
"Ein förmliches Insolvenzverfahren ist in dieser Branche nicht immer die wirtschaftlich sinnvollste Lösung", so Alpers weiter. Gerade bei akuten Liquiditätsengpässen oder projektbezogenen Schwierigkeiten könnten außerhalb eines standardisierten Insolvenzrahmens oft bessere Ergebnisse erzielt werden.
Gebäudebereich: Weitere Insolvenzen erwartet
Insbesondere bei den Ausbaugewerken sorgen dem Falkensteg-Experten zufolge weiterhin hohe Material- und Lohnkosten für Druck auf die Margen. Hinzu kommen Zahlungsausfälle, die durch Insolvenzen in der Rohbauphase verursacht werden und sich zeitversetzt auf die Ausbauunternehmen auswirken. Die strukturellen Schwächen – wie geringe Liquiditätsreserven und die Notwendigkeit hoher Vorfinanzierungen – setzen laut Alpers insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen erheblich zu.
Im Gebäudebereich dürfte sich der Anstieg der Insolvenzen fortsetzen. "Das Niveau im Ausbaugewerbe und bei den Dienstleistern wird hoch bleiben", prognostiziert Alpers. Auch im Immobilienbau rechnet er im zweiten Halbjahr 2025 mit einem leichten Wiederanstieg der Insolvenzen. Für das Gesamtjahr erwartet er in diesem Sektor aber einen moderaten Rückgang gegenüber dem Vorjahr.
Einen entscheidenden Risikofaktor sieht Alpers beim Auslaufen von Zinsbindungsfristen bei bestehenden Projektfinanzierungen: "Die damit verbundenen, deutlich höheren Refinanzierungskosten sowie die weiterhin restriktive Kreditvergabe könnten nun auch bei Bestandshaltern von Immobilien zu akuten Liquiditätsengpässen führen und die Zahl der Insolvenzen weiter in die Höhe treiben."
Destatis: Preise am Bau steigen weiter
Die Preise für einzelne Bauleistungen sind in Deutschland auch im Mai 2025 überdurchschnittlich gestiegen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 10. Juli berichtet. Im Schnitt lagen sie 3,2 Prozent höher als vor einem Jahr.
Auf den Baustellen sind demnach vor allem die Preise für den Einbau elektrischer oder kommunikationstechnischer Anlagen gestiegen. Sie kletterten in der Jahresfrist um 5,7 Prozent. Heizanlagen einschließlich Wärmepumpen wurden 4,5 Prozent teurer und Wärmedämmung legte um 3,6 Prozent zu. Auch Dachdecker (plus 4,5 Prozent) und Zimmerleute (plus 4,8 Prozent) riefen deutlich höhere Preise auf. Vergleichsweise stabil waren die Preise für Betonarbeiten (plus 1,6 Prozent) und Mauerarbeiten (plus 1,5 Prozent).
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