Ländliche Räume: Die Forderungen der Verbände

An einigen Stellschrauben haben die Länder bereits gedreht, doch um das Spannungsfeld zwischen Zentrum und Peripherie zu lösen, bedarf es nach Ansicht der wohnungswirtschaftlichen Verbände weiterer Maßnahmen.

"Das Land Rheinland-Pfalz pflegt im Hinblick auf die Förderung des ländlichen Raumes eine kooperative Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft", lobt Dr. Axel Tausendpfund, Direktor des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW südwest). Ländliche und strukturschwache Räume müssten wieder stärker ins Bewusstsein rücken, fordert er.

"Nur im Zusammenspiel von Stadt und Land kann die Antwort auf die drängenden Fragen der aktuellen Wohnungsmarktsituation liegen." Dr. Axel Tausendpfund, Direktor des VdW Südwest

Ganz ähnlich argumentiert Hans Maier, Direktor des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern). Er spricht sich für "geeignete Förderstrukturen" aus, "die durch eine Attraktivitätssteigerung die Abwanderung und damit den Zuwanderungsdruck auf die Ballungsräume abschwächen".

Weil auch im ländlichen Raum neben Einfamilienhäusern attraktive Mietwohnungen nötig seien, bedürfe es mehr Flexibilität bei der Wohnraumförderung. Außerdem sind nach Ansicht Maiers interkommunale Kooperationen nötig. Als Beispiel nennt er die 2018 von der Stadt Erlangen und acht Umlandgemeinden gegründete Gewoland GmbH. Sie verfolgt das Ziel, auch im Landkreis bezahlbaren Wohnraum für breite Gruppen der Bevölkerung zu schaffen.

vtw: Infrastruktur "zentraler Ermöglicher“ der ländlichen Entwicklung

"Wir müssen den ländlichen Raum wieder aktiv stärken", fordert auch Frank Emrich, Direktor des Verbands Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw). Arbeitsplätze und Infrastrukturen wie Wohnen, ÖPNV/Verkehr, Medizin, Bildung und Versorgung müssen proaktiv ausgebaut, Akteure vor Ort unterstützt werden. Ein Thesenpapier des vtw bezeichnet die Infrastruktur als "zentralen Ermöglicher" der ländlichen Entwicklung.

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Darüber hinaus lenkt der vtw den Blick auf die Arbeitsplatzsituation: Der ländliche Raum werde gestärkt "durch die Sicherung vorhandener Arbeitsplätze und die Ansiedlung neuer Arbeitsplätze beziehungsweise die Ermöglichung neuer Arbeitsformen wie Homeoffice und dezentrales Arbeiten."

Auf das damit verbundene Potenzial weist auch Dr. Gerd Landsberg, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, hin.

"Wenn es möglich ist, in den ländlichen Regionen über Telearbeitsplätze zu arbeiten, schnell ohne Auto in die Städte zu gelangen und die Menschen eine attraktive Infrastruktur im Bildungs-, Gesundheits- und Freizeitbereich vorfinden, wird auch der Zuzugsdruck auf die Ballungsräume abnehmen." Dr. Gerd Landsberg, Deutscher Städte- und Gemeindebund

Landsberg fordert deshalb ein ganzes Bündel an Maßnahmen wie beispielsweise eine bessere Anbindung an die Ballungsräume, eine Stärkung des ÖPNV und die Schaffung einer leistungsstarken Infrastruktur für digitale Lösungen. Detaillierte Forderungen erhebt ein im Sommer 2018 veröffentlichtes Positionspapier.


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