Wohneigentum: Auch Gutverdiener finden kaum Erschwingliches

Die eigenen vier Wände werden für immer mehr Haushalte unerschwinglich – auch wenn gut verdient wird, wie eine Studie zeigt. Erschwinglich ist, was nicht mehr als 30 Prozent des Einkommens verschlingt. Das Angebot an bezahlbarem Wohneigentum hat sich stark verknappt.

Auch Haushalte mit höheren Einkommen können sich im Vergleich zu Anfang 2022 selten noch einen Immobilienkauf leisten, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Deutschen Reihenhaus AG zeigt. Das Angebot an erschwinglichen Wohnungen und Häusern hat sich mit der Zinswende deutlich verringert.

Als erschwinglich gilt laut Studie eine Immobilie dann, wenn die Haushalte höchstens 30 Prozent ihres Einkommens für Zins und Tilgung eines Darlehens aufwenden müssen.

Trotz höherem Einkommen: Hälfte der Häuser zu teuer

Wer zum Beispiel Ende 2022 als Paar ein Medianeinkommen – also rund 3.730 Euro netto hatte – und ein Einfamilienhaus kaufen wollte, konnte sich nur 28 Prozent der angebotenen Immobilien leisten. Anfang des Jahres waren es noch 40 Prozent. Für das einkommensreichste Fünftel (im Schnitt verdienen Paare rund 5.000 Euro netto monatlich) der Deutschen waren mit 47 Prozent nicht einmal die Hälfte der inserierten Einfamilienhäuser bezahlbar – Anfang des Jahres waren es 62 Prozent.

In den Großstädten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München oder Stuttgart hat sich laut IW die Zahl an erschwinglichen Ein- und Zweifamilienhäusern in für das einkommensstärkste Fünftel mehr als halbiert (minus 54 Prozent). Auch die Auswahl im Umland der Metropolen sei mit einem Rückgang um 46 Prozent am erschwinglichen Angebot in etwa dem gleichen Maße kleiner geworden, heißt es.

Effekt: Druck auf den Mietwohnungsmarkt wächst

Die Zinswende hat den IW-Wissenschaftlern zufolge auch Auswirkungen auf das Angebot auf Online-Plattformen: Die Inserate sind demnach seit Januar 2022 stark angestiegen – im Oktober seien in ganz Deutschland 60 Prozent mehr Ein- und Zweifamilienhäuser und 41 Prozent mehr Eigentumswohnungen als zu Jahresbeginn angeboten worden. Obwohl deutlich weniger Menschen tatsächlich kaufen und es mehr Inserate gibt, bleiben die Preise weitestgehend stabil.

Für Mieter hat das den Studienautoren zufolge einen ungünstigen Nebeneffekt: Weil viel weniger von ihnen in eine eigene Immobilie umziehen, wächst der Druck auf dem Mietwohnungsmarkt. In der Folge sind die Mieten 2022 deutlich stärker gestiegen als in den Vorjahren.

IW fordert Nueregelung bei Grunderwerbsteuer

Die IW-Experten sind der Ansicht, dass die Politik mehr tun muss, um die Wohneigentumsbildung in Deutschland zu unterstützen.

Wer die erste Immobilie kauft, könnte etwa mit einem Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer entlastet werden; oder eine progressive Grunderwerbsteuer, bei der die Steuerlast mit dem Kaufpreis steigt, könnte Menschen mit niedrigerem oder mittlerem Einkommen helfen. "Interessenten von kleinen Immobilien hätten dadurch bessere Chancen", sagt Studienautor Michael Voigtländer. Auch eine staatlich organisierte Hypothekenversicherung nach niederländischem Vorbild würde die Hürden abbauen: Falls der Käufer die Raten nicht mehr zahlen kann, springt der Staat ein.

IW-Studie "Neue Herausforderung für die Wohneigentumsbildung"


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dpa
Schlagworte zum Thema:  Wohnungseigentum, Marktanalyse