Krisen & Risiken: Immobilienunternehmen im Abschwung

Der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, eine hohe Inflation und eine abrupt veränderte europäische Geldpolitik belasten auch die Konjunktur in Deutschland. Das schlägt sich in der Herbst-Umfrage für den "CFO Survey" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte nieder: Die befragten Finanzvorstände und Geschäftsführer äußerten sich insgesamt pessimistisch zur Lage und bestätigen die schlechten Aussichten aus der Frühjahrsumfrage.
Seit der ersten Ausgabe des Survey im Jahr 2012 wurde die ökonomische Unsicherheit nicht derart hoch eingestuft, schreibt Deloitte. Die Hälfte aller Befragten schätzt die aktuelle Situation negativ ein, rund zwei Drittel rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der Lage in den kommenden zwölf Monaten. Ähnlich pessimistisch sind die Geschäftsaussichten für das eigene Unternehmen. Das betrifft auch die Immobilienbranche.
Operative Margen negativ – Investitionen zurückgestellt
Einen Fokus hat Deloitte in der aktuellen Umfrage auf den Bereich "Real Estate" gelegt. Die Erwartungen für die konjunkturelle Entwicklung fallen auch hier deutlich pessimistisch aus – die Geschäftsaussichten wurden in der zehnjährigen Geschichte des Deloitte "CFO Survey" noch nie so pessimistisch eingeschätzt. Als Gründe wurden von den Umfrageteilnehmern insbesondere die nachlassende Nachfrage nach Immobilien und die steigenden Zinsen genannt. Dazu kommen bestehende Risikofaktoren wie die hohen Energiepreise und der Fachkräftemangel.
Wegen negativer operativer Margen haben Kostensenkungen in den Unternehmen oberste Priorität. Investitionen werden zurückgestellt, heißt es im Survey. Bei der Beschäftigung soll es keine Abstriche geben, wie die Manager angaben. Auch die Löhne dürften trotz wirtschaftlicher Unsicherheit steigen, wenn auch unterproportional zur Inflationsentwicklung. Was die Geschäftsstrategie betrifft, planen die CFOs eine Diversifikation der Lieferketten und eine Re-Lokalisierung als Mittel gegen geopolitische Risiken. 94 Prozent der Befragten schätzen das Niveau der Unsicherheit als "hoch" oder "sehr hoch" ein.
Risikofaktoren: Sinkende Nachfrage vor Energiekosten
Bei der Frage nach den Faktoren, die für Immobilienunternehmen in den kommenden zwölf Monaten ein extra hohes Risiko darstellen, wird die nachlassende Nachfrage nach deutschen Immobilien in der Herbst-Umfrage 2022 regelrecht an die Spitze katapultiert – 82 Prozent der Manager sehen das so, nach nur 35 Prozent im Frühjahr. Das ist ein Plus von 47 Prozent. Überraschend wirkt es, dass die steigenden Energiekosten weniger negativ (minus 16 Prozent) eingeschätzt werden als noch vor einem halben Jahr: Unter dem Strich wird dieser Faktor jetzt von 71 Prozent der befragten CFOs als riskant eingeschätzt (Frühjahr 2022: 87 Prozent).
Das Thema Fachkräftemangel erscheint auf dem dritten Platz: Ebenfalls 71 Prozent der Teilnehmer stufen den Faktor als Risiko für die kommenden zwölf Monate ein, nach 70 Prozent (plus ein Prozent) im Frühjahr. Im Zuge der Zinswende rücken zudem steigende Kapitalkosten für die CFOs der Branche deutlicher in den Fokus: Dieser Faktor folgt mit 59 Prozent (Frühjahr 2022: 35 Prozent; plus 24 Prozent) auf Platz vier – vor steigenden Rohstoffkosten mit 53 Prozent (Frühjahr 2022: 65 Prozent; minus zwölf Prozent) auf Platz fünf.
Geopolitische Risiken mit 41 Prozent (Frühjahr 2022: 57 Prozent; minus 16 Prozent), steigende Lohnkosten mit 35 Prozent (Frühjahr 2022: 39 Prozent; minus vier Prozent), eine zunehmende Regulierung in Deutschland mit ebenfalls 35 Prozent nach 39 Prozent in der Umfrage vor einem halben Jahr (minus vier Prozent) und eine sinkende Nachfrage nach Immobilien aus dem Ausland mit 35 Prozent (Frühjahr 2022: 22 Prozent; plus 13 Prozent) wurden ebenfalls von jeweils rund einem Drittel der Manager genannt.
Deloitte-"CFO Survey"
Zweimal pro Jahr befragt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte im "CFO Survey" Finanzvorstände, wie sie die wirtschaftliche Lage einschätzen. Die Herbst-Umfrage fand zwischen dem 9. und 29.9.2022 unter 124 CFOs und Geschäftsführern deutscher Großunternehmen statt. Ein Fokus lag auf dem Immobiliensektor.
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