Mensch oder Roboter? – Einfluss von KI auf Immobilienmakler
In die Immobilienwelt ist eine unsichtbare technologische Komponente eingezogen, die das Potenzial hat, sie zu revolutionieren: die Künstliche Intelligenz (KI). Während viele Branchen die Vorzüge der KI umarmen, stehen wir als Maklerinnen und Makler vor der Frage: Kann Technologie in einem Sektor dominieren, der im Kern ein "People Business" ist? Wir müssen uns ernsthaft mit den Chancen und Risiken auseinandersetzen, die diese digitale Welle mit sich bringt.
Mit Feingefühl: Das Makeln ist ein "People Business"
Um die Frage zu beantworten, inwiefern KI in der Branche eine passende Nutzung findet, müssen wir zunächst die Sicht unserer Kundinnen und Kunden einnehmen: Warum beauftragt man ein Maklerunternehmen? Die Antwort liegt im Subtilen.
Wir werden nicht nur für Transaktionsabschlüsse bezahlt, sondern für Verhandlungsgeschick, strategische Vermarktung und soziales Feingefühl. Vor allem die Besichtigungen und Bürokratie nehmen viel kostbare Zeit in Anspruch, die wir den Kunden abnehmen. Auch wenn die KI rasante Fortschritte macht und uns im Hintergrund effizient unterstützen kann, sind all das Aspekte, die sich zumindest in naher Zukunft nicht so einfach messen und skalieren lassen.
Besonders im Premiumsegment der Immobilienbranche kann der Dienst von Maklerunternehmen entscheidend sein. In diesem Sektor sind die Anforderungen und Erwartungen der Kunden deutlich höher. Generell geht es bei der Anschaffung eines Eigenheims nicht nur um den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung – es geht um den Kauf eines Zuhauses, das die persönlichen Werte und den Lebensstil widerspiegelt.
Im Premiumsegment spielt Vertrauen eine große Rolle
Auch beim Verkauf sind oftmals Emotionen im Spiel, die beachtet werden müssen. In solch einem hochspezialisierten Marktsegment sind Intuition, Marktkenntnisse und ein Netzwerk von Kontakten unerlässlich – Qualitäten, die über das hinausgehen, was ein einfacher Online-Service bieten kann. Erfahrene Makler im Premiumsegment werden daher nicht nur als Vermittlerinnen und Vermittler fungieren, sondern als Partner mit maßgeschneiderten Lösungen für jeden Schritt des Weges. Hinzu kommen in diesem Sektor die oftmals spezifischen Anforderungen in puncto Diskretion. Das setzt ein hohes Maß an Vertrauen voraus, das sich rein digital nicht abbilden lässt.
Im Bereich der Gewerbeimmobilien oder im Mietsektor könnten "Roboter-Makler" eher funktionieren, vor allem wenn es darum geht, Markttrends zu analysieren oder potenzielle Investmentgelegenheiten offenzulegen. Es gibt ein Beispiel aus den USA, in denen eine KI besser darin abschneidet, Kunden passende Angebote vorzuschlagen, als ein Mensch.
Aber auch hier sind im Segment der Premiumimmobilien die Inserate genauso speziell und einzigartig, wie ihre Interessenten und Verkäuferinnen oder Verkäufer. Ich kenne bisher keine Kunden, die sich gerne von einem KI Chatbot beraten lassen würden, oder im Nachhinein feststellen wollen, dass sie beraten wurden. Im Vergleich zum Chatbot können sich Makler empathisch in die Kunden hineinversetzen, anstatt nur so zu tun. Die Bedürfnisse sind zu divers, um sie in skalierbare Daten zu verwandeln.
Vorteile der KI: Präzise Daten- und Informationsverwaltung
In anderen Bereichen lassen sich die Vorteile der KI jedoch nicht von der Hand weisen: KI gewinnt seine Stärke nur durch Skalierbarkeit und dadurch, dass es aus dem bereits Existierenden weiter lernt. Diese Vorteile können wir wiederum anderweitig nutzen: An erster Stelle steht die Fähigkeit zur umfassenden Daten- und Informationsverwaltung.
Diese Verbesserung ebnet den Weg für eine noch präzisere Immobilienbewertung, die auf umfangreichen gesammelten Daten basiert. Somit können Maklerunternehmen umfassendere Prognosen für Markt- und Preisentwicklungen erstellen, sowie Chancen und Risiken besser abwägen.
Transaktionen und Due-Diligence-Prüfungen effizienter vorbereiten
Doch das ist erst der Anfang: KI-Systeme können den Aufwand, der mit der Erstellung von Exposés und dem Sortieren von Listings verbunden ist, erheblich reduzieren. Dies führt nicht nur zu einer schnelleren Abwicklung des gesamten Vermietungs- und Verkaufsprozesses, sondern auch zu einer erheblichen Verringerung des manuellen Aufwands bei der Vorbereitung von Transaktionen. Durch den Einsatz von KI im Vertragsmanagement kann beispielsweise die Prüfung von Vertragsunterlagen auf Vollständigkeit erheblich beschleunigt werden, sodass die Due-Diligence-Prüfungen rasch und effizient ablaufen.
Diese Aspekte der Künstlichen Intelligenz bieten Maklerunternehmen also eher Chancen, den Büroalltag generell zu erleichtern, als dass sie ihren Job ersetzen. Mitarbeitende haben mehr Zeit, sich auf die wirklich wichtigen zwischenmenschlichen Faktoren zu fokussieren.
Blick in die Glaskugel: Makler verstehen sich als Kunden der KI
In naher Zukunft wird KI eine wichtige Rolle im Hintergrund spielen, aber zunächst einmal nur ein willkommenes Tool bleiben. Ich sehe Makler eher als Kunden von KI-Tools, anstatt dass diese eigenständiger Teil der Branche werden. Unternehmen, die passende Tools für Maklerunternehmen entwickeln, werden sicherlich schnell eine passende Nische und technologisch aufgeschlossenen Kundenstamm finden – gegebenenfalls durch die jüngere Generation.
In einer immer stärker digitalisierten Welt wird der persönliche Aspekt des Maklerberufs aber nicht unwichtiger, sondern mehr geschätzt werden. Die Kombination von Mensch und Technologie bietet die vielversprechendste Zukunft für die Branche und für die Zufriedenheit der Kunden. Es ist nicht nur wichtig, sondern essenziell für Makler, sich mit den Technologietrends auseinanderzusetzen, während sie gleichzeitig den Kern dessen bewahren, was ihren Beruf so einzigartig und wertvoll macht: die menschliche Verbindung.
Online-Umfrage: Arbeiten Sie schon mit Künstlicher Intelligenz? Das Competence Center Process Management Real Estate (CC PMRE) möchte mit seiner neuen Marktanalyse "Artificial Business – Intelligent Assets" Hilfestellung leisten und aufzeigen, welche Potenziale KI in der Immobilienwirtschaft hat und welche Maßnahmen erforderlich sind, um KI-Lösungen erfolgreich einzusetzen. Für eine Teilnahme ist der Link zum Online-Fragebogen bis zum 6.10.2023 verfügbar. Als Dankeschön erhalten alle Teilnehmer die Ergebnisse der Marktanalyse in Form des PMRE Monitors 2024. Die Publikation erfolgt im Frühjahr 2024. |
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