
Rn. 6
Stand: EL 149 – ET: 02/2021
Entsprechend dem Grundsatz der Abschnittsbesteuerung bedarf es Regelungen, die Einnahmen und Ausgaben einem VZ zuordnen. Für den Bereich der Überschusseinkünfte nach § 2 Abs 2 Nr 4–7 EStG sowie bei der Gewinnermittlung nach § 4 Abs 3 EStG (BFH v 15.11.1990, IV R 103/98, BStBl II 1991, 228; BFH v 23.09.2003, IX R 65/02, BStBl II 2005, 159), nicht aber bei der Gewinnermittlung nach § 4 Abs 1 EStG oder § 5 EStG gilt das durch § 11 Abs 1 S 1 bzw § 11 Abs 2 S 1 EStG normierte Zufluss- bzw Abflussprinzip. Hinsichtlich der Gewinnermittlung nach § 4 Abs 3 EStG wird das Abflussprinzip des § 11 Abs 2 S 1 EStG durchbrochen und zwar durch die Regelungen des § 4 Abs 3 S 3 EStG über Absetzungen für Abnutzung und Substanzverringerung sowie des § 4 Abs 3 S 4 EStG, wonach BA bei nicht abnutzbaren WG erst bei Veräußerung oder Entnahme abzusetzen sind.
§ 11 EStG dient ausschließlich dem Zweck der Periodenabgrenzung, Bergkemper, FR 2007, 1032; BFH v 20.09.2006, I R 59/05, BStBl II 2007, 756; BFH v 07.12.2010, IX R 70/07, BStBl II 2011, 346. Dagegen betrifft die Vorschrift nicht die Frage, ob und in welcher Höhe steuerbare und stpfl Einnahmen oder abziehbare Ausgaben vorliegen und im Rahmen welcher Einkunftsart sie zu berücksichtigen sind (sachliche Zuordnung). Für die Zuordnung zu einem VZ ist allein der tatsächliche Vorgang des Zuflusses bzw des Abflusses maßgebend. Erträge werden nicht bereits mit dem Entstehen der Forderung, sondern erst im Zeitpunkt des Zuflusses des Geldes oder des geldwerten Vorteils erfasst. Die wirtschaftliche Zuordnung von Einnahmen und Ausgaben zu einer im VZ erbrachten Leistung ist hingegen ohne Bedeutung, BFH v 29.04.1984, IV R 95/79, BStBl II 1982, 593; BFH v 13.10.1989, III R 30–31/85, III R 30/85, III R 31/85, BStBl II 1990, 287.
Rn. 7
Stand: EL 149 – ET: 02/2021
§ 11 EStG enthält auch keine Aussage dazu, welchem StPfl Einnahmen und Ausgaben zuzurechnen ist. Nach dem Grundsatz des § 2 Abs 1 S 1 EStG sind Einkünfte demjenigen StPfl zuzurechnen, der den Tatbestand erfüllt, an welchen das Gesetz die Entstehung der Steuer knüpft, BFH v 29.11.1982, GrS 1/81, BStBl II 1983, 272. § 11 EStG betrifft auch nicht die Zuordnung von Einnahmen oder Ausgaben zu einem StPfl als Steuerrechtssubjekt, vgl dazu BFH v 23.08.1999, GrS 2/97, BStBl II 1999, 782; BFH v 15.11.2005, IX R 25/03, BStBl II 2006, 623.
Rn. 8
Stand: EL 149 – ET: 02/2021
§ 11 EStG findet Anwendung bei
- Einnahmen nach § 8 EStG und dem Abzug von WK iRd Überschusseinkünfte (§ 2 Abs 2 Nr 5–7 EStG, so auch bei der Ermittlung von Veräußerungsgewinnen nach § 23 EStG, vgl BFH BStBl II 2010, 607, was zu einer zeitlichen Streckung auf mehrere VZ führen kann, Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 4 (Januar 2017),
- der Einbringung einer Einzelpraxis in eine Sozietät iSd § 24 UmwStG in Bezug auf die nachträglichen BE und BA, BFH v 04.12.2012, VIII R 41/09, BStBl II 2014, 288,
- BE und BA bei Gewinnermittlung nach § 4 Abs 3 EStG, BFH v 23.09.1999, IV R 1/99, BStBl II 2000, 121, zu Ausnahmen s Rn 11,
- nachträglichen BE und BA, BFH v 02.12.1997, VIII R 42/96, BStBl II 2008, 177; BFH v 23.02.2012, IV R 31/09, BFH/NV 2012, 1448,
- AfaA gemäß § 9 Abs 1 S 3 Nr 7 iVm § 7 Abs 1 S 5 EStG,
- dem Abzug von SA nach § 10 und § 10b EStG, BFH v 07.11.2001, XI R 24/91, BStBl II 2002, 351, nicht aber bei der Erstattung von SA, BFH v 12.07.2017, XI R 68/03, BFH/NV 2005, 1304,
- Altersvorsorgebeiträgen, § 82 EStG,
- ag Belastungen (§§ 33–33c EStG) BFH v 12.07.2017, VI R 36/15, BStBl II 2017, 979 (nachfolgend Nichtannahmebeschluss des BVerfG v 12.06.2018,1 BvR 33/18) unter Berücksichtigung der sich aus BFH v 30.06.1999, III R 8/95, BStBl II 1999, 766 ergebenden Einschränkungen; BFH v 25.04.2018, VI R 35/16, BStBl II 2018, 643 wonach im Streitjahr geleistete Unterhaltszahlungen, sofern sie dazu bestimmt sind, den Unterhaltsbedarf des folgenden Jahres zu befriedigen, bei der Besteuerung des Streitjahres nicht berücksichtigt werden dürfen (Bestätigung der Rspr),
- die als ag Belastungen abzugsfähigen Aufwendungen für den behindertengerechten Umbau eines Wohnhauses sind nicht im Billigkeitswege auf mehrere VZ zu verteilen, BFH v 12.07.2017, VI R 36/15, BStBl II 2017, 979; aA FG Sa v 06.08.2013, 1 K 1308/12, EFG 2013, 1927,
- AfaA, die in dem VZ des Schadenseintritts vorzunehmen sind bzw bei verdeckten Schäden im VZ der Entdeckung des Schadens durch den StPfl (BFH v 01.12.1992, IX R 333/87, BStBl II 1994, 12, nachträgliche BE gemäß § 24 Nr 2 EStG und nachträgliche BA), vgl aber BFH v 06.03.1997, IV R 47/95, BStBl II 1997, 509,
- negativen Einnahmen, BFH v 11.01.2005, IX R 50/03, BStBl II 2005, 456; BFH v 16.06.2015, IX R 26/14, BStBl II 2015, 1019,
- der Ermittlung des Progressionsvorbehalts nach § 32b EStG, BFH v 20.09.2006, I R 59/05, BStBl II 2007, 756, eine direkte oder analoge Anwendung von § 11 Abs 1 S 4 EStG erfolgt nicht, BFH v 01.03.2012, VI R 4/11, BStBl II 2012, 596,
- Ermittlung der Einkünfte/Bezüge nach § 32 Abs 4 S 2 EStG aF bis zum VZ 2011, BFH v 11.12.2001, VI R 5/00, BSt...
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