Das "Küchenschrank-Phänomen" in der Lerntechnologie

ChatGPT, zahlreiche E-Learning-Formate & Co. Es gibt immer mehr Tools, die Unternehmen die Arbeit erleichtern sollen. Doch werden sie auch genutzt und verstanden? Kolumnistin Gudrun Porath gibt Anregungen, wie das besser gelingen kann.

Wissen Sie spontan, wie viele verschiedene Lerntechnologien im Unternehmen vorhanden sind und genutzt werden? Der US-Branchenexperte Josh Bersin ist überzeugt, in Sachen HR-Technologie gilt bei vielen Unternehmen das "Küchenschrank-Phänomen": Wir horten mehr Technologien, als wir effektiv nutzen.

Blicken Sie in Ihren metaphorischen Lerntechnologie-Küchenschrank, und Sie werden sich fragen: "Warum besitze ich all diese Tools, die niemand nutzt?" Bersin, der sein Geschäft mit der Analyse dieser Technologien macht, stellt fest, dass viele Unternehmen den Überblick verlieren. Und was tun wir statt aufzuräumen? Wir kaufen noch mehr ein.

Tools sprießen nur so aus dem Boden

Die Anbieter machen es uns leicht. Der Markt ist voll von Startups, die mit innovativen Lösungen und neuesten Technologien wie KI und ChatGPT locken. Diese Startups versprechen, alles besser zu machen, oft ohne die unternehmensspezifischen Herausforderungen zu berücksichtigen. In Gedanken an die eigene Schul- und Studienzeit oder erste Berufserfahrungen oft noch getrieben von idealistischen Motiven, erklären sie dir am Telefon mit leuchtender Stimme, warum gerade ihr Produkt so toll ist und alles nochmal besser macht.

Das ist beeindruckend und viele Lösungen sind tatsächlich sehr pfiffig und überzeugend, weil sie nicht alle Zwänge einbeziehen, die es im Unternehmen so gibt. Mit der Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz und ChatGPT wird diese Entwicklung von noch mehr guten Ideen in neuen Produkten kleiner Startups nochmal ein Schub versetzt, der API sei dank. Wer davon noch nicht überzeugt ist, sollte sich allein mal die Entwicklung auf dem Markt der Video-Tools ansehen. Die sprießen schneller aus dem Boden und bekommen neue Funktionen als die Druckerschwärze trocken ist, hat eine aktuelle Recherche gezeigt, deren Ergebnis Sie gerne in der nächsten Ausgabe von unserem Magazin "neues lernen" lesen können.

Lösungen zum Weiterentwickeln

Aber zurück zum Thema. Wie entsteht dieses Küchenschrank- oder Küchenschubladen-Phänomen? Es entsteht durch den Druck, ständig upzuskillen und reskillen zu müssen. Dies betrifft sowohl White-Collar- als auch Blue-Collar-Mitarbeitende, neuerdings auch als "Deskless Worker" bezeichnet. In einer Welt, in der Maschinensteuerungen ständig aktualisiert werden, ist kontinuierliche Weiterbildung unerlässlich. Da braucht es Lösungen, mit denen sich alle weiter entwickeln können. Dazu kommt die menschliche Komponente. Wer möchte nicht Akzente setzen und Spuren hinterlassen, wenn er oder sie oder es die Möglichkeit dazu hat? Dazu kann eine neue Lernplattform schon beitragen.

Was Josh Bersin seinen Kunden empfiehlt, kann ich nur ahnen. Für mich läuft es eher darauf hinaus, sich mal wieder daran zu erinnern, dass Bedarfserhebung und sorgfältige Planung zwar altbewährte, aber immer noch relevante Instrumente sind. Darauf läuft es immer wieder hinaus und auch dabei kann die KI helfen.

Zukunft Personal bis zum 14. September

Falls Sie übrigens gerade auf dem Weg zur Zukunft Personal sind, die noch bis Donnerstag, 14. September die Köln Messe mit Leben füllt, lade ich Sie herzlich ein zu einem Treffen an der Learning & Development Stage in Halle 5.1. Voneinander zu lernen kann nämlich auch helfen, den eigenen Werkzeugkasten übersichtlich zu halten. Die Firmenbeispiele, die auf der Bühne präsentiert werden und das Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen sind dazu eine gute Möglichkeit.


Über die Kolumnistin: Gudrun Porath ist freie Journalistin. Sie beobachtet unter anderem für das Haufe Personal-Portal und die Zeitschrift "personalmagazin - neues lernen" die Trends auf dem E-Learning-Markt.