Coronaimpfung durch Betriebsärzte

Ab 7. Juni 2021 können Betriebe ihre Mitarbeitende durch den Betriebsarzt impfen lassen. Viele große Unternehmen haben sich bereits auf einen flächendeckenden Impfstart mit Impfstraßen vorbereitet. Kleinere Unternehmen werden auf die Praxen der Betriebsärzte ausweichen müssen.

Spätestens ab Kalenderwoche 23, also vom 7. Juni 2021 an, sollen auch Betriebsärzte in die Coronaimpfungen einbezogen werden. Für sie vorgesehen sind laut Bundesgesundheitsministerium mindestens 500.000 Impfdosen pro Woche, wie die "Welt am Sonntag" berichtete.

Große Unternehmen sind auf Impfungen durch Betriebsärzte vorbereitet

Viele große Unternehmen stehen mit eigenen Impfstraßen schon in den Startlöchern für einen flächendeckenden Impfstart durch die Betriebsärzte. Mitarbeitende kleinerer Firmen werden nach Einschätzung des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) künftig wohl in den Praxen der Betriebsärzte die Gelegenheit zur Impfung bekommen. Dass der Arzt von Betrieb zu Betrieb zieht, sei anders als bei einer Grippeimpfung wohl nicht möglich, erklärte VDBW-Vizepräsidentin Anette Wahl-Wachendorf der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Man gehe davon aus, dass den Ärzten vorrangig der Stoff von Biontech zur Verfügung stehen werde, weil davon aktuell sehr viel produziert werde. "Der Impfstoff ist labil, da kann man nicht mit der Kühltasche über Land ziehen", so Wahl-Wachendorf.

Coronaimpfung in kleinen Unternehmen: Bildung von Impfallianzen

Laut Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger arbeiten viele kleinere Unternehmen schon an weiteren Lösungen, mit denen sie sich an der Impfkampagne beteiligen können. "Diese reichen von regionalen Zusammenschlüssen und Kooperationen bis hin zu Gesprächen mit den regionalen Verbänden", sagte Dulger der dpa. In einzelnen Ländern, etwa in Bayern, hätten sich schon Impfallianzen der Unternehmen gebildet.

Coronaimpfung durch den Betriebsarzt: Pilotvorhaben bei BASF und VW

Noch sind die Impfungen in Unternehmen allerdings auf Pilotvorhaben wie bei BASF oder Volkswagen (VW) beschränkt - etwa für Menschen aus der zweiten Priorisierungsgruppe. Für eine flächendeckende Impfung durch die Betriebs- und Werksärzte warten viele nur noch auf das Signal: "Wir sind startklar", sagte VW-Kernmarken-Chef Ralf Brandstätter der dpa. Die Impfung der Belegschaft gegen das Coronavirus solle sofort beginnen, wenn die nötigen Impfstoff-Lieferungen vorliegen. Laut aktueller Planung reichten die Kapazitäten, um bis zu 15.000 Beschäftigte pro Woche einschließlich Familienangehöriger zu impfen.

Opel, Deutsche Bahn, Allianz und Continental stehen in den Startlöchern

Der Autobauer Opel hat seine Vorbereitungen ebenfalls abgeschlossen und könnte an seinen Standorten in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern täglich 500 und mehr Menschen impfen, wie ein Sprecher am Montag, 3. Mai 2021, sagte. Nach der Belegschaft sollen in einem zweiten Schritt deren Angehörige geimpft werden. Ob auf dem Werksgelände auch Zulieferer oder Lieferanten geimpft werden können, werde zur Zeit geprüft.

Andere Unternehmen machen sich ebenfalls bereit. So plant die Deutsche Bahn bundesweit mindestens zehn Impfzentren. Beim Versicherer Allianz sind nach Unternehmensangaben 27 Impfstraßen an 15 Standorten vorbereitet. Beim Autozulieferer Continental könnten sich bald täglich mehr als 1.000 Beschäftigte impfen lassen.

Coronaimpfung durch Betriebsärzte war ursprünglich früher vorgesehen

Schon Anfang März 2021 hatten Bund und Länder beschlossen, dass mit steigenden Mengen an Impfdosen haus- und fachärztliche Praxen ab Ende März generell in die Impfkampagne eingebunden werden sollen, weil die regionalen Impfzentren die Verabreichung der dann erwarteten Menge an Impfstoff nicht mehr alleine bewältigen können.

Wie das Bundesgesundheitsministerium damals auf eine Presseanfrage des Personalmagazins erklärte, sollten zeitgleich auch die Betriebsärzte in ihren Praxen Covid-19-Schutzimpfungen erbringen können. Eine entsprechende Neufassung der Impfverordnung sei geplant. Diese Terminplanung wurde aber von Seiten der Bundesregierung aufgrund des starken Drucks der Länderregierungen verschoben, um die teilweise nicht ausgelasteten Impfzentren vorrangig zu bespielen und mit Impfstoff zu versorgen.

Nationale Impfstrategie: Rolle der Betriebe und Betriebsärzte

Die Forderung, Betriebe ab sofort in die nationale Impfstrategie einzubinden und den rund 12.000 Betriebsärzten in Deutschland die Impfung der Mitarbeitenden im Unternehmen zu erlauben, ist wiederholt von verschiedenen Expertengruppen und Verbänden an das Gesundheitsministerium herangetragen worden. Auch die Betriebsärzte selbst stehen bereit. Wie das Personalmagazin in Ausgabe 4/2021 (Erscheinungstermin 16. März 2021) berichtete, hatten der VDBW, die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) sowie die Spitzenverbände der Wirtschaft die Bereitschaft und Bedeutung der Betriebsärzte bei der nationalen Impfkampagne wiederholt dem Gesundheitsministerium gegenüber signalisiert.

Priorisierung bei Coronaimpfungen in Unternehmen

Der VDBW wies gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe darauf hin, dass auch bei Impfungen in den Betrieben darauf geachtet werden müsse, dass eine gewisse Priorisierung erhalten bleibt. Ihrer Ansicht nach müssten neben den besonders Schutzbedürftigen auch jene bevorzugt werden, die im Berufsalltag viele Kontakte hätten, etwa mit Kunden oder im Außendienst. Nicht zulässig wäre, so Wahl-Wachendorf, "dass der Chef beim Impfen als erster an der Reihe ist, wenn er ständig im Homeoffice sitzt."

Erste Coronaimpfungen durch Betriebsärzte bei VW in Zwickau

Bei VW in Zwickau wurden bereits im Frühjahr 2021 erste Beschäftigte gegen Corona geimpft, wie die dpa berichtete. Damit war VW eines der ersten Industrieunternehmen in Deutschland, bei denen Betriebsärzte an der Impfkampagne beteiligt waren. Im Zwickauer Werk wurden vorerst nur Mitarbeitende geimpft, die zur zweiten Priorisierungsgruppe gehören, also bestimmte chronische Erkrankungen haben, sowie Beschäftigte aus dem Vogtlandkreis. Dort dürfen wegen der hohen Inzidenz bereits alle Erwachsenen geimpft werden. Laut Coers arbeiten in dem Zwickauer Werk gut 600 Menschen aus dieser Region. Vorteile für die Mitarbeiter seien der kurze Weg und der unkomplizierte Zugang zur Impfung. Geimpft wird in einem Gesundheitszentrum im Werk selbst und in einem Impfmobil, das künftig auch an den anderen Standorten Chemnitz, Dresden und St. Egidien (Landkreis Zwickau) unterwegs sein soll.


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