Die Inklusion in deutschen Unternehmen ist rückläufig

Die Erholungsphase für Inklusion nach dem massiven Rückschlag durch die Coronapandemie währte nur kurz: Die Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Behinderung hat sich erneut verschlechtert. Sowohl die Arbeitslosenzahlen als auch die Arbeitslosenquote sind im vergangenen Jahr gestiegen.
Das diesjährige Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institutes macht deutlich, dass die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt auch 15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention keine Fortschritte macht.
Inklusionsbarometer zeigt deutliches Minus
Das Inklusionsbarometer Arbeit ist ein Instrument zur Messung von Fortschritten von Menschen mit Behinderung auf dem deutschen Arbeitsmarkt und wird im zwölften Jahrgang erhoben. Für 2024 hat es einen Gesamtwert von 108,3 ermittelt – ein deutliches Minus im Vergleich zum Vorjahr (109,8).
Dieser Gesamtwert setzt sich aus zehn Indikatoren zusammen, sechs davon weisen negative Veränderungen auf. Unter anderem ist die Beschäftigungsquote Schwerbehinderter zurückgegangen. Zugleich ist die Dauer der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter im Verhältnis zur allgemeinen Dauer wieder angestiegen. Zwei Indikatoren sind gleichgeblieben: die Erwerbsquote der Schwerbehinderten und der Anteil der Arbeitgeber, die mindestens einen Pflichtarbeitsplatz besetzen.
Die Wirtschaftskrise holt Schwerbehinderte ein
Zwei weitere Indikatoren des Inklusionsbarometer haben sich verbessert: die Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten in Prozent der allgemeinen Arbeitslosenquote und die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten. Zwar hat auch die Arbeitslosigkeit bei den Menschen mit Behinderung zugenommen (plus ein Prozent), allerdings ist diese Zunahme geringer als auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt (plus acht Prozent). Die Bundesagentur für Arbeit führt dies unter anderem auf die gestiegene Zahl arbeitsloser Menschen zurück, die "überwiegend nicht schwerbehindert sind". Zudem bekommen Menschen mit Behinderung Phasen wirtschaftlichen Abschwungs in der Regel später zu spüren als Menschen ohne Behinderung – genauso wie sich auch von einem Wirtschaftsaufschwung später profitieren.
Menschen mit Behinderung: die Beschäftigungsquote sinkt
Besonders bedenklich ist, dass immer weniger Unternehmen der gesetzlichen Pflicht nachkommen, Menschen mit Behinderung zu beschäftigten. Weniger als 39 Prozent der verpflichteten Unternehmen erfüllen die Fünf-Prozent-Quote vollständig – der niedrigste Wert seit Erscheinen des ersten Inklusionsbarometers. Keinerlei Menschen mit Behinderung beschäftigt noch immer mehr als jedes vierte Unternehmen. Insbesondere die Privatwirtschaft liegt mit einer Einstellungsquote von vier Prozent weit unter dem Soll.
Unternehmen mit 20 Mitarbeitenden und mehr sind gesetzlich dazu aufgefordert, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Menschen mit Behinderung zu vergeben. Das sind derzeit 179.000 Unternehmen – mehr als in den Vorjahren. Das heißt auch, dass die Anzahl an Arbeitsplätzen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Behinderung theoretisch angestiegen ist. Die gesamtwirtschaftliche Beschäftigungsquote ist dennoch auf 4,4 Prozent gesunken.
Höhere Ausgleichsabgabe für Arbeitgeber
Arbeitgeber, die trotz Beschäftigungspflicht keine oder zu wenige Menschen mit Behinderung einstellen, müssen die sogenannte Ausgleichsabgabe zahlen. Mit dem Gesetz zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarkts wurde diese zum 1. Januar 2024 deutlich erhöht. "Wir erhoffen uns von der schärferen Sanktionierung, dass sie sich positiv auf die Beschäftigungszahl von Menschen mit Behinderung auswirkt", kommentiert Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.
Das komplette "Inklusionsbarometer Arbeit 2024" der Aktion Mensch können Sie hier herunterladen.
Die wichtigsten Ergebnisse des Inklusionsbarometers können Sie dieser Infografik entnehmen
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