Eine starke Unternehmenskultur ist kein Nice-to-have, sondern ein handfester Wettbewerbsvorteil. Wo Menschen gerne arbeiten, arbeiten sie besser – und genau das spiegelt sich in Produktivität, Innovation und wirtschaftlichem Erfolg wider. Doch selbst die überzeugendste Kultur bleibt wirkungslos, wenn sie im Verborgenen bleibt. Erst durch ein kraftvolles Employer Branding wird sichtbar, was ein Unternehmen wirklich besonders macht – und warum sich Talente gerade hier engagieren sollten. Wer kulturelle Stärke strategisch kommuniziert, sichert sich heute die Erfolge von morgen.
Revenue: Zufriedene Mitarbeitende leisten mehr
Es ist naheliegend, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, motivierter und leistungsbereiter sind. Wer Anerkennung erfährt, sich wertgeschätzt fühlt und in einem unterstützenden Umfeld arbeitet, ist eher bereit, sich über das übliche Maß hinaus zu engagieren und die sprichwörtliche "Extra-Meile" zu gehen. Dieses zusätzliche Engagement wirkt sich in der Regel positiv auf die Produktivität und Effizienz aus – und damit letztlich auch auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.
Aber es sind nicht gefühlte Wirklichkeiten, sondern wissenschaftlich fundierte Zahlen, die die Zusammenhänge zwischen einer sehr guten Arbeitsplatzkultur und betrieblichem Erfolg belegen. Zunächst zeigen sich entsprechende Zusammenhänge in Mitarbeiterumfragen: So sind laut einer Studie von Great Place to Work bei Unternehmen mit einer insgesamt sehr guten Arbeitsplatzkultur mehr als vier von fünf Mitarbeitende "zu zusätzlichem Einsatz bereit, um die Arbeit zu erledigen." In der Gesamtheit der Unternehmen in Deutschland sind dies lediglich 58 Prozent.
Die Performance von Kultur ist messbar
In den USA gibt es seit vielen Jahren Studien, die untersuchen, wie sich eine besonders gute Arbeitsplatzkultur auf die Performance von Unternehmen am Aktienmarkt auswirkt. Ein Anleger, der 1998 ein Portfolio aus den Unternehmen der "100 Best Companies to Work For" des Fortune-Magazins zusammengestellt und dieses Portfolio in den folgenden Jahren jeweils um die neu gelisteten Firmen ergänzt bzw. angepasst hätte, wäre nach 25 Jahren deutlich besser gefahren: Seine Rendite läge etwa 2,3-mal höher als die eines Anlegers, der in einen MSCI-World-basierten Indexfonds investiert hat. Übrigens: Auch Finanzanalysten haben diesen Effekt erkannt und berücksichtigen ihn teilweise bei der Entwicklung neuer Anlageprodukte.
Analysen aus Deutschland belegen zudem, dass eine sehr gute Arbeitsplatzkultur auch auf verschiedene HR-Kennziffern wirkt. Unternehmen mit einer Arbeitsplatzkultur auf Exzellenzniveau können mit folgenden Effekten rechnen:
- eine knapp halb so hohe Fluktuation gegenüber dem Durchschnitt der Unternehmen in Deutschland,
- rund ein Drittel eines gewöhnlichen Krankenstands,
- rund viereinhalbmal so viele Bewerbungen pro Mitarbeitenden und Jahr.
Entsprechende wirtschaftliche Vorteile sind erheblich und lassen sich auch dann schon erzielen, wenn ein Unternehmen nicht zu den Top-Arbeitgebern zählt. Studien zeigen, dass bereits eine verbesserte Arbeitsplatzkultur zu einer Senkung von 20 Prozent der Kosten für Fluktuation und 10 Prozent der Krankenstand-bezogenen Kosten führt. Für ein Unternehmen mit 500 Mitarbeitenden, einer Fluktuation von 10 Prozent und einem Krankenstand von 8 Prozent bedeutet dies eine jährliche Einsparung in einer Größenordnung von 800.000 Euro - also in vielen Fällen weit mehr, als man für Maßnahmen zur Verbesserung der Unternehmenskultur ausgibt.
Reputation: Gute Arbeitgeber werden gefunden, nicht gesucht
Eine sehr gute Arbeitsplatzkultur führt aber nicht nur dazu, dass die Leistungsbereitschaft steigt: Mitarbeitende sehr guter Arbeitgeber sind stolz, Teil des Teams zu sein. Sie reden entsprechend positiv über ihr Unternehmen und würden es als sehr guten Arbeitgeber weiterempfehlen.
Dass Mitarbeitende glaubwürdige Botschafterinnen und Botschafter für ihr Unternehmen – im positiven wie im negativen Sinne – sind, ist offenkundig. Umfragen deuten darauf hin, dass rund 70 Prozent der Jobsuchenden Arbeitgeberbewertungsplattformen nutzen, um sich ein Bild von einem potenziellen Arbeitgeber zu machen und diese gerne mit den "offiziellen" Angaben dieses Arbeitgebers auf Karriereseiten abgleichen. Nur persönlichen Aussagen von Freundinnen, Freunden und Bekannten zur Qualität der Arbeitsbedingungen wird eine noch höhere Relevanz zugemessen.
Entsprechende Auszeichnungen spielen dabei eine zentrale Rolle beim Aufbau von Reputation. Dieser Effekt verstärkt sich deutlich in Momenten, in denen Menschen aktiv über einen Jobwechsel nachdenken oder sich beruflich neu orientieren. Besonders für Jobsuchende sowie für Beschäftigte in jüngeren Altersgruppen ist es wichtig, dass potenzielle Arbeitgeber eine hervorragende Arbeitsplatzkultur glaubhaft belegen können.
Arbeitsplatzkultur nach innen und außen kommunizieren
Es geht dementsprechend nicht nur darum, eine sehr gute Unternehmenskultur zu schaffen, sondern auch, diese nach außen und nach innen glaubwürdig zu kommunizieren. Denn die besten Talente wählen ihre Arbeitgeber gezielt aus – und Unternehmen mit einer starken, authentischen Kultur gewinnen das Rennen. Employer Branding ist daher keine Marketingmaßnahme, sondern eine strategische Notwendigkeit. In Zeiten des Fachkräftemangels gewinnen nicht die lautesten, sondern die glaubwürdigsten Arbeitgeber.
Unternehmen investieren heute enorme Ressourcen in Marketing, um ihre Produkte und Dienstleistungen erfolgreich am Markt zu positionieren. Aber das allein reicht nicht mehr, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Genauso wichtig ist es, das eigene Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu zeigen. Employer Branding macht sichtbar, wofür ein Unternehmen steht, welche Werte es lebt und warum es sich lohnt, Teil des Teams zu werden. Dabei geht es nicht nur um die Karriereseite. Employer Branding wirkt überall dort, wo Menschen mit dem Unternehmen in Kontakt kommen: auf Social Media, Jobportalen, Messen, Recruiting-Events – und natürlich auch intern, etwa über das Intranet, Mitarbeitermagazine oder Team-Events. Denn zufriedene Mitarbeitende sind einfach die besten Botschafter.
HR als Treiber für nachhaltigen Unternehmenserfolg
Die 5R-Methode von Great Place to Work (Resilience, Retention, Recognition, Revenue, Reputation) zeigt, dass eine gute Arbeitsplatzkultur eine der größten Performance-Booster für Unternehmen ist. Die Zukunft muss geprägt sein von einer Wirtschaft, die nicht nur funktioniert, sondern inspiriert und integriert - und nicht zuletzt investiert: in Menschen, in Unternehmenskulturen. Wer den Menschen in den Mittelpunkt rückt und eine Unternehmenskultur voller Vertrauen und Wertschätzung für alle aufbaut, schafft die Basis.
Deshalb ist HR heute mehr denn je strategischer Akteur und Treiber für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Die aktive Gestaltung einer exzellenten Arbeitsplatzkultur drückt sich nicht nur in Zahlen aus, sondern sichert auch die Zukunftsfähigkeit, steigert die Innovationskraft und fördert den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. HR hat es in der Hand, diesen Wandel zu steuern und Kultur als echten Wertschöpfungsfaktor zu etablieren.