MINT-Report 2025

MINT-Fachkräftemangel bleibt trotz Wirtschaftskrise hoch


MINT-Report 2025: Fachkräftemangel auf hohem Niveau

Die MINT-Fachkräftelücke bleibt trotz Wirtschaftskrise hoch. 148.500 MINT-Arbeitsplätze können aktuell nicht besetzt werden. Aufgrund des starken Konjunkturrückgangs sank die Lücke im Vergleich um Vorjahr jedoch um 27,8 Prozent. Dies geht aus dem aktuellen MINT-Report des Instituts der deutschen Wirtschaft hervor.

Der starke konjunkturelle Einbruch in den vergangenen drei Jahren macht sich auch bei der Entwicklung der offenen Stellen und Arbeitslosenzahlen in den MINT-Berufen bemerkbar. Dennoch bleibt weiterhin eine hohe MINT-Lücke bestehen. Die Lücke schließen könnten vor allem internationale Studierende.

MINT: 148.500 Fachkräfte fehlen

Im Oktober 2025 lagen in den MINT-Berufen insgesamt rund 367.600 zu besetzende Stellen vor. Gleichzeitig waren bundesweit 253.885 Personen arbeitslos gemeldet, die gerne einem MINT-Erwerbsberuf nachgehen würden. Daraus lässt sich in einem ersten Schritt im Rahmen einer unbereinigten Betrachtung ableiten, dass über sämtliche Anforderungsniveaus bundesweit mindestens 113.715 offene Stellen in MINT- Berufen nicht besetzt werden konnten. Unter Berücksichtigung des qualifikatorischen Mismatches resultiert für Oktober 2025 eine über sämtliche 36 MINT-Berufskategorien aggregierte Arbeitskräftelücke in Höhe von 148.500 Personen. 

MINT-Fachkräftebedarf deutlich gesunken

Mit 93.500 Personen bilden die MINT-Facharbeiterberufe die größte Engpassgruppe, gefolgt von 40.800 Personen im Segment der MINT-Expertenberufe sowie 14.200 Personen im Segment der MINT-Spezialistenberufe (Meister- und Techniker). Im Vergleich zum Vorjahreswert aus dem Oktober 2024 mit 205.800 Personen ist die MINT-Lücke um 27,8 Prozent gesunken.

Differenziert man die Lücke nach MINT-Bereichen, so zeigen sich die größten Engpässe in den Energie-/Elektroberufen mit 53.100, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik mit 30.000, in den Berufen der Metallverarbeitung mit 28.900 und in den Bauberufen mit 25.300 Personen.

Der MINT-Report wird zweimal jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall sowie der bundesweiten Initiative "MINT Zukunft schaffen".

MINT-Fachkräftesicherung: Ausländische Arbeitnehmende leisten großen Beitrag

Vor allem Zuwanderung hat in den vergangenen Jahren zur Fachkräftesicherung im MINT-Bereich beigetragen. Das MINT-Beschäftigungswachstum ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer war im Zeitraum vom vierten Quartal 2012 bis zum ersten Quartal 2025 überproportional hoch. So ist die Beschäftigung von Deutschen in MINT-Facharbeiterberufen im Zeitraum vom vierten Quartal 2012 bis zum ersten Quartal 2025 gesunken (-7,3 Prozent), unter Ausländerinnen und Ausländern nahm die Beschäftigung um 85,7 Prozent zu. In MINT-Spezialistenberufen gab es einen Zuwachs unter Deutschen von 13,4 Prozent und unter Ausländerinnen und Ausländern von 154,3 Prozent. In MINT-Akademikerberufen betrugen die Zuwächse unter Deutschen 43,3 Prozent und unter Ausländerinnen und Ausländern 228,5 Prozent.

Wäre die Beschäftigung von Ausländerinnen und Ausländern seit Ende 2012 nur in der geringen Dynamik wie die Beschäftigung von Deutschen gestiegen, würde die Fachkräftelücke heute um 480.600 Personen höher ausfallen und damit einen Wert von gut 0,6 Millionen MINT-Kräften erreichen.

MINT-Zuwanderung über die Hochschulen stärkt Innovationskraft und Wertschöpfung

Die diesjährige Sonderauswertung zum MINT-Report zeigt, dass die Zuwanderung von MINT-Fachkräften einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung leistet. Internationale MINT-Studierende werden für Deutschlands Innovationskraft immer wichtiger. "Im Jahr 2022 lebten 153.000 MINT-Zuwanderer, die über die Hochschulen eingewandert sind, in Deutschland. Diese trugen in dem Jahr 14,6 Milliarden Euro zur Wertschöpfung bei. Auch viele Startup-Gründerinnen und -Gründer sind im Ausland geboren, jede oder jeder zweite davon hat in Deutschland studiert", sagt Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter der Studie und des Themenclusters Bildung, Innovation und Migration am IW. "Die Zahl international Studierender in den MINT-Fächern nimmt stark zu, die meisten wollen in Deutschland bleiben. Gelingt es, den Übergang in den Arbeitsmarkt erfolgreich zu gestalten, kann dies einen erheblichen Beitrag für Innovation, Wachstum und Wohlstand bedeuten."

Frauen und Ältere mit Plus

Zugenommen hat im Zeitraum 2012 bis 2025 auch der Anteil von Frauen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in MINT-Berufen - er stieg von 13,8 Prozent auf 16,5 Prozent. Ein deutliches Plus zeigt sich zudem bei Beschäftigten ab 55 Jahre: ihr Anteil wuchs von 15,1 Prozent auf 23 Prozent.

Dennoch bleibt es eine der wichtigsten Aufgaben für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, das Potenzial von Frauen im MINT-Bereich zu heben. Es gelte, beispielsweise durch eine klischeefreie Berufs- und Studienorientierung sowie weibliche Role Models und Mentoringprogramme, mehr junge Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen, so die Autoren des MINT-Reports.

Exkurs: Geschlechterlücke im MINT-Bereich

Der Frage, warum bei der Studienfach- oder Berufswahl eine so große Geschlechterlücke im MINT-Bereich klafft, sind Forscher des EPoS Economic Research Center an den Universitäten Bonn und Mannheim nachgegangen. Das überraschende Ergebnis: Junge Frauen entscheiden sich erst dann mit derselben Wahrscheinlichkeit für einen MINT-Studiengang, wenn ihr persönlicher Leistungsvorteil gegenüber anderen Fächern viermal höher ist als bei Männern mit gleichen MINT-Leistungen und schlechteren Gesamtnoten. Neben den Leistungen in MINT-Fächern hat laut der Studie noch ein weiterer Aspekt Einfluss auf die Studien- und Berufswahl: Studentinnen in MINT-Fächern befürchten im späteren Berufsleben deutlich häufiger als in anderen Fachrichtungen eine geschlechtsspezifische Diskriminierung am Arbeitsplatz.

Den kompletten MINT-Herbstreport 2025 des IW können Sie hier herunterladen.


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