Wohnungswirtschaft startet Kampagne "Jede Wohnung zählt"
Seit dem 24. März läuft in Hamburg eine Kampagne für den Wohnungsbau: Plakate an Baustellen, Fahrrädern und City-Trucks, Werbung an Videotowern und Social Media mit dem Hashtag #jedeWohnungzaehlt sollen auf den Mangel an Wohnungen –von Miete bis Eigentum – in der Stadt aufmerksam machen.
Getragen wird die Kampagne vom BFW Landesverband Nord, Grundeigentümer-Verband Hamburg, Immobilienverband Deutschland (IVD) Nord und dem Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). Auch viele Unternehmen der Wohnungswirtschaft unterstützen die Aktion, die für mehr Aufmerksamkeit und vor allem für mehr Akzeptanz für den Wohnungsbau sorgen soll.
"Schluss mit Wünsch-dir-was-Verhalten"
Die Verbände und Unternehmen halten den Wohnungsmarkt in Hamburg und im Umland für so angespannt wie nie. Den Initiatoren zufolge drohen schon bald soziale Verwerfungen – und nicht nur der soziale Frieden sei gefährdet, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung. Mitarbeiter könnten keine Wohnungen mehr finden, Umzüge scheiterten an den Mietpreisen, der Wohnungsmarkt ist vielerorts eingefroren.
"Das Thema muss in der Politik ganz oben auf der Tagesordnung stehen", sagte der Vorstandschef des BFW Nord, Kay Brahmst. "Wenn wir von den völlig überhöhten Standards nicht herunterkommen, können wir keinen bezahlbaren Wohnraum realisieren."
Zusätzliche Bauvorschriften und langwierige Genehmigungsprozesse seien obsolet, jetzt sei die Zeit für entschlossenes Handeln. Außerdem müssten die Bürger informiert werden, dass Schluss sein muss mit der Abwehrhaltung gegenüber dem Bau neuer Wohnungen oder einem "Wünsch-dir-was-Verhalten". Erforderlich sei ein neuer Gemeinsinn, der die Bedeutung des Wohnens für alle anerkenne. Torsten Flomm vom Grundeigentümer-Verband sprach von einem Bewusstsein für den Wohnungsbau in großem Umfang.
Um den Wohnungsmarkt wirksam zu entlasten, sei dabei der geförderte Wohnungsbau ebenso wichtig wie frei finanzierte Mietwohnungen und Wohneigentum. "Auch die gesellschaftliche Mitte muss auf dem Wohnungsmarkt die passenden Angebote finden", meinte Carl C. Franzen, Vorsitzender des IVD Nord für Hamburg. Die Stadt hat vor einem Jahr einen dritten Förderweg für Haushalte mit mittlerem Einkommen eingeführt.
Kampagne: Was die Wohnungswirtschaft fordert
In einer gemeinsamen Mitteilung nennt das Kampagnenbündnis acht Maßnahmen, mit denen der Wohnungsneubau forciert oder unterstützt werden kann, darunter die Einhaltung des Drittelmixes bei Sozialwohnungen statt eines von SPD und Grünen geforderten 50-Prozent-Anteils, wie in einzelne Städte schon eingeführt haben – darunter die norddeutsche Stadt Norderstedt im Umland von Hamburg.
Die Forderungen der Initiatoren der Kampagne "Jede Wohnung zählt" im Überblick:
- die konsequente Einhaltung des Drittelmixes in der Quartiersentwicklung
- Sicherung des sozialen Gleichgewichts und Schaffung passgenauen Wohnraums für alle Teile der Gesellschaft
- die Beschleunigung und Vereinfachung der Genehmigungsverfahren
- den Verzicht auf zusätzliche Auflagen und Forderungen in laufenden Verfahren
- die Anpassung des Baurechts und der Vorgaben für Neubau und Sanierung
- eine deutliche Reduzierung der Standards für Neubau und Modernisierung
- die Stärkung des bürgerlichen Gemeinsinns
- ein Ende der Wünsch-Dir-was-Mentalität
"Viele Wohnungsunternehmen würden gern bauen, können es aber im Moment nicht. Die Kosten für Material und Finanzierung sind stark gestiegen, Genehmigungen dauern viel zu lange, komplexe Auflagen erschweren die Planungen", so VNW-Direktor Andreas Breitner. Der Hamburg-Standard zum vereinfachten Wohnungsbau sei ein gutes Signal. Aber die Umsetzung müsse auf allen Ebenen funktionieren.
Informationen zur Hamburger Kampagne "Jede Wohnung zählt"
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