Mietentwicklung: Daten von Online-Portalen zu lückenhaft?

Statistiken zur Mietentwicklung basieren meist auf online angebotenen Wohnungsmieten. Die Daten stellten aber nur das höherpreisige Marktsegment dar, kritisiert der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW. Die günstigen Mieten der sozial orientierten Vermieter würden in der Statistik nicht sichtbar.

Die Wohnungsmieten ziehen seit Jahren an, wie Zahlen von Internetvermietungsportalen zeigen. Weit unter dem Durchschnitt der bei Online-Maklern inserierten höherpreisigen Mietpreise bieten jedoch die "sozial orientierten Vermieter" ihre Wohnungen an, wie der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW mitteilt.

Die Diskussion um die Entwicklung der Mietpreise in Deutschland basiert allerdings nahezu ausschließlich auf den Angebotsmieten aus online veröffentlichten Inseraten. "Diese spiegeln die allgemeine Mietpreisentwicklung aber nur sehr unvollständig wider", sagt GdW-Präsident Axel Gedaschko. Ein Großteil der Daten preisgünstiger Wohnungen fließe nicht in die Statistik ein. Die Realität auf den Wohnungsmärkten sei damit nicht verlässlich dargestellt.

Gedaschko: Soziale Vermieter sind "die gelebte Mietpreisbremse"

Gerade in den angespannten Wohnungsmärkten werden dem GdW-Chef zufolge die Wohnungen preisgünstiger Anbieter selten über Online-Plattformen vermittelt. Die Wohnungsgenossenschaften haben oft lange Wartelisten, die kommunalen Unternehmen können wegen der Preisvorteile meist ohne kommerzielle Plattformen neu vermieten, und Privatvermieter preisgünstiger Wohnungen vermitteln diese häufig über Empfehlungen und unter der Hand.

"Das Wohnungsangebot der GdW-Unternehmen wirkt aufgrund seines moderaten Mietniveaus vor allem in den stark nachgefragten Großstädten beruhigend auf die Entwicklung der Mietpreise", sagt Gedaschko. Insbesondere in den Hotspots sei der Unterschied zu den Mieten von Online-Vermietungsplattformen eklatant. Am deutlichsten sei der Abstand in Frankfurt am Main und München: Die Wiedervermietungsmieten der GdW-Unternehmen liegen den Angaben zufolge um 46 Prozent beziehungsweise 42 Prozent unter den Preisen der Angebote zur Wiedervermietung von Wohnungen auf Online-Portalen; in Hamburg um 35 Prozent und in Berlin um 25 Prozent.

"Die Wohnungsunternehmen sind die sozialen Vermieter in Deutschland und die gelebte Mietpreisbremse. Denn die Wohnungswirtschaft dämpft mit ihren günstigen Mieten die Preisentwicklung auf den Wohnungsmärkten", so Gedaschko. Dies sei selbst in Gebieten mit ausgeglichenen Wohnungsmärkten so.

GdW-Wohnungsunternehmen: Auch im Bestand günstiger

Die durchschnittlichen Nettokaltmieten für Bestandswohnungen sind Gedaschko zufolge bei den im GdW organisierten Wohnungsunternehmen in den sogenannten ausgeglichenen Wohnungsmärkten im Schnitt ebenfalls um etwa neun Prozent günstiger als die von den Online-Vermietungsportalen veröffentlichten Durchschnittswerte – Neubauwohnungen, die erstmals vermietet wurden, lägen um rund sechs Prozent unter den Werten.

Der GdW hat die Angebotsmieten der rund 3.000 Mitgliedsunternehmen, die etwa ein Drittel aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften, in Umfragen im ersten und im zweiten Quartal 2021 erhoben. Die Durchschnittsmiete über alle Mietverhältnisse lag demzufolge im Jahr 2020 bei 5,98 Euro pro Quadratmeter und damit rund 16 Prozent unter dem Durchschnitt aller Bestandsmieten im Wohngeld- und Mietenbericht der Bundesregierung mit 7,09 Euro pro Quadratmeter. Bei einer Wohnfläche von 70 Quadratmetern zahlten Mieterhaushalte in Wohnungen der GdW-Unternehmen damit 932 Euro weniger pro Jahr als der Durchschnitt aller Mieterhaushalte.

  

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Schlagworte zum Thema:  Miete, Vermieter, Wohnungsmarkt, Wohnungswirtschaft