Anstieg der Neubaumieten in Berlin "alarmierend"
Während sich die Bestandsmieten in Berlin und Brandenburg im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr nur moderat verändert haben und an die Zeit vor der Pandemie anknüpfen, sind die Neubaumieten in der Region erheblich gestiegen, heißt es im aktuellen Marktmonitor des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU).
Die durchschnittliche Nettokaltmiete im Bestand der BBU-Mitgliedsunternehmen lag 2024 in Berlin bei 6,85 Euro pro Quadratmeter, das sind 3,9 Prozent mehr als 2023. In Brandenburg stiegen die Bestandsmieten um 3,2 Prozent auf 5,81 Euro pro Quadratmeter. Als "alarmierend" bezeichnet der Verband hingegen die Entwicklung der Neubaumieten: In Berlin stiegen sie um 15,6 Prozent auf 12,66 Euro pro Quadratmeter, in Brandenburg um 15,3 Prozent auf 12,87 Euro pro Quadratmeter.
Bauen, Sanieren und Modernisieren: Massive Kosten
"Weil Bauen lange dauert, handelt es sich bei diesen Mieten um Projekte, die noch vor Beginn der Kostenexplosion ab 2020/2021 auf den Weg gebracht worden sind. Jetzt kommen zunehmend Wohnungen in die Erstvermietung, bei denen die Kostenmieten wegen mittlerweile gestiegener Baupreise, Baustandards und Bauzinsen zwischen 18 und 20 Euro oder sogar noch darüber liegen", warnte BBU-Vorständin Maren Kern. Kostenmieten sind die Wohnungsneubaumieten, die rechnerisch zur Deckung der Bauinvestitionen genommen werden müssten.
Bauen, Sanieren und Modernisieren habe sich in den vergangenen Jahren massiv verteuert. "Diese Entwicklung und ihre Folge für Bestand und Investitionen bereiten uns große Sorgen", so Kern. Die BBU-Unternehmen hätten sich trotz extremer Kostensteigerungen mit Mietanpassungen zurückgehalten – doch die Belastung durch die Kombination aus massiv gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten sei mittlerweile so groß, dass sich das zunehmend in den Mieten widerspiegeln müsse: "Ohne eine deutliche Gegensteuerung werden Wohnraumversorgung und bezahlbare Mieten in Zukunft noch schwerer zu gewährleisten sein als bisher schon."
Kern: "Brauchen endlich umfassende Baureform"
Dass Neubau zu sozial verträglichen Mieten wirtschaftlich nicht mehr darstellbar ist, spiegelt sich in den Bauzahlen. "Der Wohnungsbau ist mittlerweile im freien Fall", sagte Kern. "Hier muss gegengesteuert werden."
Im Jahr 2024 wurden dem Verband zufolge in Berlin nur noch 9.921 Wohnungen genehmigt – das ist ein Rückgang um rund 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und erstmals seit 2012 wieder unter der Marke von 10.000 Wohnungen pro Jahr. In Brandenburg sank die Zahl der genehmigten Wohnungen um rund 19 Prozent auf 9.142 Wohnungen.
"Gutes und bezahlbares Wohnen darf nicht daran scheitern, dass Neubau und Modernisieren immer teurer werden", betonte Kern. "Das Drehen an kleinen Stellschrauben reicht hier längst nicht mehr aus. Wir brauchen endlich eine umfassende Baureform." Ohne mutige Entscheidungen der Politik drohen der BBU-Vorständin zufolge in den nächsten Jahren sonst weitere Engpässe und steigende Mieten. Notwendig seien auch massive Förderprogramme, die auch als Konjunkturprogramm wirken würden.
BBU: Wohnungsbauförderung in Brandenburg verdoppeln
Daher fordert der BBU:
- Überzogene Bauvorgaben senken: Reduzierung überhöhter Standards, etwa bei Raumhöhen, Schallschutz, Steckdosenpflicht oder technischen Ausstattungen.
- Bürokratieabbau und Genehmigungsbeschleunigung: Umsetzung eines Leitbilds der effizienten, digitalisierten und leistungsstarken Verwaltung; außerdem verbindliche Bearbeitungsfristen für Bauanträge, konsequente Nutzung von Typengenehmigungen, Digitalisierung und Automatisierung von Genehmigungsprozessen.
- Förderprogramme verstetigen und ausweiten: Bundesförderung langfristig sichern, Berliner Neubauförderung mindestens auf aktuellem Niveau halten, Brandenburger Förderung auf 400 Millionen Euro verdoppeln.
Aufzeichnung Pressekonferenz BBU-Marktmonitor 2024 (Youtube)
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