Kommunikation und Marketing

Warum Unternehmen auf Corporate Influencer bauen


Warum Unternehmen auf Corporate Influencer bauen

Wie begeistert man für ein Projekt, das noch in Bau ist? Volkswagen Immobilien setzt auf einen Projektleiter als Corporate Influencer und Gesicht des Bauvorhabens und erzählt vom Baufortschritt in einer mehrteiligen Social-Media-Serie. Ein Erfahrungsbericht.

Menschen folgen Menschen. Dieses einfache Prinzip ist das Fundament von Corporate Influencing und bedeutet, dass Mitarbeitende ihr Unternehmen authentisch repräsentieren und zeigen, wofür es steht. Das Konzept ist nicht neu. Es ist bekannt aus Kontexten, in denen es um Markenbotschafter oder Brand Ambassadors geht. Neu ist, wie Mitarbeitende digitale Räume und zunehmend KI-Tools nutzen, um ihre Expertise und ihre Themen sichtbar zu machen – vor allem auf Plattformen wie LinkedIn oder Instagram.

Diese Corporate Influencer verändern nachweislich auch die Unternehmenskommunikation an sich. Sie schaffen Nähe, Vertrauen und Relevanz – nicht durch Hochglanz, sondern durch Haltung und Persönlichkeit. Volkswagen Immobilien (VWI) fördert und unterstützt diese Entwicklung zielgerichtet. Es zeigt sich: Ein rollen- und aktionszentrierter Ansatz kann bereits Wirkung entfalten.

Corporate Influencer bei VWI: Rollen statt Programme 

Als Immobilienpartner des Volkswagen Konzerns und einer der größten Vermieter in Wolfsburg mit rund 9.400 Mietwohnungen setzt VWI aktuell nicht auf ein formelles Corporate-Influencer-Programm. Stattdessen fördert das Unternehmen eine rollen- und aktionszentrierte Kommunikation. Die Mitarbeitenden zeigen sich in Momenten, in denen ihre Kompetenz und Persönlichkeit besonders glaubwürdig wirken – etwa bei Bauprojekten, Quartiersentwicklungen oder Nachhaltigkeitsthemen, eben in ihrem beruflichen und fachlichen Alltag. Dabei geschieht das nie zum Selbstzweck – Kommunikationsziele und Zielgruppe sind vorab gemeinsam definiert. 

Ein Beispiel mit Mehrwert

Bei der Sanierung des Mehrfamilienhauses "Mozartbogen" in Fallersleben wurde der Projektleiter Sebastian Sojka zum Gesicht der Baumaßnahme. Mit kurzen Videos direkt von der Baustelle erläuterte er die Fortschritte – authentisch und nahbar. Die Beiträge fanden auch bei der Lokalpresse Beachtung und wurden mehrfach für die laufende Berichterstattung genutzt – ein schöner zusätzlicher Aspekt mit Mehrwert.

Kurz vor dem Vertriebsstart kam dann noch der VWI-Vertriebsleiter hinzu, der die Wohnungen, ihre Ausstattungen und Besonderheiten genauer vorstellte – die passende Fachkraft zum passenden Fachthema und eine perfekte inhaltliche Staffelstabübergabe, damit diese mehrteilige Videoserie auf Instagram, Facebook und LinkedIn inhaltlich weitergehen kann. Weitere Folgen sind in Planung. 

Die Resonanz auf LinkedIn war beachtlich: Die Video-Beiträge erzielten gute Reichweiten, die Vormerkungen als Interessent auf der Projekt-Webseite stiegen und die Marke Volkswagen Immobilien wurde als moderner, transparenter Akteur in der Wohnungswirtschaft wahrgenommen. 

VWI Projekt

Social Media und Corporate Influencer

Für den Erfolg und den Einsatz von Corporate Influencern ist die Akzeptanz und Unterstützung durch die Unternehmensführung entscheidend.

Im besten Fall haben Führungskräfte den Kommunikationsmehrwert bereits erkannt und sind selbst auf Social Media aktiv. So postet die VWI-Geschäftsführung unter anderem zu strategischen Unternehmensbotschaften, wohnungspolitischen Fragestellungen und laufenden Großprojekten. Beide Geschäftsführer kommentieren Beiträge in ihrem eigenen Netzwerk, in den Netzwerken der Mitarbeitenden und erleben dadurch eine Wirksamkeit durch Feedback und Gespräche abseits der digitalen Welt. 

Weitere Erfolgsfaktoren auf operativer Ebene sind Vertrauen, Mut und Unterstützung. Sie wirken besonders, wenn Personalbereich, Betriebsrat, Kommunikation und Führungskräfte gemeinsam handeln. So entstehen Schulungen, Zeitbudgets und Freiräume.

Die Aufgabe der Unternehmenskommunikation besteht dabei unter anderem darin, Mitarbeitende zu befähigen, eigene Perspektiven einzubringen und Inhalte professionell umzusetzen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Glaubwürdigkeit. Die VWI-Fachexpertinnen und -experten sollen mit ihrer Haltung überzeugen. 

Teams-Termin für LinkedIn-Freitag

Als Kommunikatoren haben wir längst erkannt, dass wir nicht mehr ausschließlich Unternehmensbotschaften veröffentlichen, sondern dass Mitarbeitende diese Aufgabe mit übernehmen, wenn sie in ihrem Umfeld kommunizieren.

Dabei kommt es darauf an, diese Tatsache in erster Linie nicht als Risiko, sondern vielmehr als Chance zu begreifen. Die Unternehmenskommunikation schafft Strukturen, bietet individuelle Schulungen an und begleitet Mitarbeitende auf ihrem Weg zu mehr Sichtbarkeit. Alle zwei Wochen findet beispielsweise ein "15-Minuten-LinkedIn-Freitag" statt – ein offener Teams-Termin mit Tipps, Austausch und Updates. 

Orientierung mit Social-Media-Guidelines 

So wirkungsvoll Corporate Influencer auch sein können, der Weg zur Sichtbarkeit ist nicht frei von Hürden. Eine zentrale Frage dabei ist: Was darf ich eigentlich posten? Gerade bei komplexen Themen wie Bauprojekten, Mietangeboten oder internen Prozessen ist Sensibilität gefragt.

Bei VWI wird deshalb auf klare Leitplanken gesetzt: Bei rechtlichen und inhaltlichen Fragen wird auf die Social-Media-Guidelines des Volkswagen Konzerns zurückgegriffen. Sie geben Orientierung zu Tonalität, Bildrechten, Datenschutz und Verantwortlichkeiten. Weiterhin stehen der Datenschutzbeauftragte, die Rechtsabteilung und die Unternehmenssicherheit beratend zur Seite. 

Ein nicht unwesentlicher Punkt ist der Faktor Zeit: Darf ich das eigentlich während der Arbeitszeit machen? Wenn Social Media dienstlichen Zwecken dient, etwa der Kommunikation eines Projekts oder der Stärkung der Arbeitgebermarke, sollte dies selbstverständlich innerhalb der Arbeitszeit stattfinden. Diese Haltung schafft Vertrauen und zeigt, dass Corporate Influencing kein Nebenbei-Thema ist, sondern Teil einer anerkannten und zeitgemäßen Kommunikation, die das Unternehmen wertschätzt. 

Corporate Influencing: Zwischenbilanz und Ausblick 

Corporate Influencing ist kein Trend, sondern Ausdruck eines kulturellen Wandels in der Kommunikation. Unternehmen sind mehr als ihr Markenname und Menschen folgen Menschen. Mit diesem rollen- und aktionszentrierten Ansatz möchten wir bei VWI zeigen, wie Mitarbeitende glaubwürdig und wirksam zur Markenbildung und Arbeitgeberattraktivität beitragen können – bisher ohne formales Programm, aber mit Haltung und Unterstützung.

Ein nächster Schritt könnte ein strukturiertes Corporate-Influencer-Programm sein. So werden derzeit die Entwicklungen aufmerksam beobachtet und evaluiert – um für neue Impulse offen zu bleiben. Die bisherigen Erfahrungen zeigen jedoch schon: Wer Mitarbeitende zu Markenbotschaftern macht, investiert in Glaubwürdigkeit, Reichweite und Unternehmenskultur.

Dieser Beitrag stammt aus dem Fachmagazin DW Die Wohnungswirtschaft Ausgabe 12/2025


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Schlagworte zum Thema:  Marketing , Interne Kommunikation , Social Media
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