Wandel beginnt mit dem Menschen
Die Rahmenbedingungen in der Immobilien- und Wohnungswirtschaft verändern sich spürbar. Welche Auswirkungen hat das auf die Arbeit der Mitarbeitenden – und was bedeutet das für Unternehmen im Umgang mit Veränderung?
Sandra Balicki: Die Herausforderungen sind enorm. Externe Faktoren wie Wohnungsnot, die Integration von Geflüchteten, Corona und flexiblere Arbeitsorte prägen das Umfeld, in dem Mitarbeitende arbeiten, und bringen neue Anforderungen mit sich. Vor Ort in den Quartieren merken sie diese Veränderungen direkt. Hinzu kommen veränderte Arbeitszeiten, neue Vorgaben, Planung und Budgets. Besonders bei Digitalisierung und Automatisierung steigen die Anforderungen an Flexibilität.
Um Mitarbeitende mitzunehmen, ist es wichtig klar und transparent zu kommunizieren, warum Veränderungen nötig sind und welche Ziele verfolgt werden. Menschen müssen verstehen, welchen Beitrag sie selbst leisten. Echte Beteiligung ist entscheidend: zuhören, kooperativ Ideen entwickeln und Antworten ernsthaft nutzen. Unterstützende Führung, Fehlerkultur, Lernangebote und die Verbindung zu Arbeitsprozessen fördern Akzeptanz, reduzieren Ängste und motivieren. Wer den Sinn vermittelt und Beteiligung ermöglicht, bringt Mitarbeitende aktiv in die Transformation ein.
Die komplette Folge mit Gastgeberin Iris Jachertz und Sandra Balicki |
Bevor Sie in die Transformationsberatung gingen, haben Sie als HR-Chefin bei der Wohnungsbaugenossenschaft Kaifu-Nordland den Prozess "Change in High Speed" erfolgreich gemanagt – und dafür den DW-Zukunftspreis gewonnen. Was haben Sie genau gemacht?
Zunächst haben wir eine Analyse des Unternehmens vorgenommen. Und die hat gezeigt, dass wir mit dem Ist-Zustand, den Umweltfaktoren und dem Blick nach innen und außen keine echte Zukunftsfähigkeit haben. "Change in High Speed" war erforderlich. Das war 2018, zu einem Zeitpunkt, an dem klar war, dass sich Branche und Welt bereits stark verändert und wir eindeutige To-dos hatten. Daraus ist ein Gesamtkonzept zur kompletten Restrukturierung entstanden.
Ausgangspunkt war eine Strategieentwicklung: Wo wollen wir hin? Das wurde festgeschrieben, mit klaren Zielen und einem Umsetzungskonzept, das wir jährlich überprüft haben. Schritt für Schritt ging es weiter, auch wenn nicht alles sofort erreicht wurde. Entscheidend war, dass Strategie und Struktur zusammen gedacht wurden und die Menschen beteiligt waren. Die Zusammenarbeit und die Befähigung der Mitarbeitenden standen dabei bewusst im Fokus. Am Ende war die Resonanz bei den Mitarbeitenden sehr positiv; die Orientierung, der gemeinsam entwickelte Kompass und die Mitgestaltung sorgten für Motivation, Identifikation und Commitment.
Transformation in der Wohnungswirtschaft: Führung und HR
Ist jetzt ordentlich Druck auf dem Kessel, sodass sich die Unternehmen bewegen, oder kommen sie immer noch nicht aus dem Quark?
Ich nehme seit mehr als 15 Jahren einen Wandel wahr, der in den vergangenen Jahren sukzessive zugenommen hat. Der Druck ist heute größer, aber die Themen, die wirklich ankommen, sind häufig sehr menschlich: die Menschen in den Mittelpunkt stellen, unterschiedliche Generationen berücksichtigen, Weiterentwicklung ermöglichen. Besonders in genossenschaftlicher Rechtsform ist die soziale Verantwortung stark spürbar – es geht nicht nur um Rendite, sondern auch um Wertschätzung der langjährigen Mitarbeitenden und ums interne Miteinander in Technik, Vermietung oder Dienstleistungen.
Entscheidend ist das Role Model des Topmanagements: Sie müssen erkennen, dass Rollen und Kompetenzen sich stark verändern, und ein Zielbild für die zukünftige Struktur entwickeln. HR kommt dann als strategischer Partner ins Spiel, um Impulse zu geben und die Zukunft der Belegschaft aktiv zu gestalten. Nur so entstehen nachhaltige Veränderungen und ein klarer Rahmen, in dem Mitarbeitende mitgenommen werden können.
Dies ist ein redaktionell bearbeiteter Ausschnitt aus der L'Immo-Folge mit Sandra Balicki.
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