Wirtschaftsweise: Höherer CO2-Preis statt Gasheizungsverbot

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm rät Minister Robert Habeck vom generellen Verbot von Gasheizungen ab. Damit könnte sich die Regierung "ins Knie schießen". Die Ökonomin würde eher den CO2-Preis im Wärmesektor erhöhen, damit alte Heizungen unattraktiv werden.

Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einem Gesetzentwurf zu erneuerbaren Energien bei Heizungen. Dabei plant Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ein Verbot reiner neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024. Das ist in der Ampel-Koalition umstritten. Die Ökonomin Veronika Grimm, die die Regierung als sogenannte Wirtschaftsweise im Sachverständigenrat berät, hat sich gegen ein generelles Verbot ausgesprochen. "Die Regierung könnte sich durch solche Verbote ins Knie schießen", sagte Grimm der "Süddeutschen Zeitung".

Eine mögliche Folge seien Ineffizienzen, "wenn Betriebe kein Gas und später Wasserstoff fürs Heizen nutzen können". Wegen Fachkräftemangels und Materialengpässen könnten womöglich auch Wärmepumpen nicht schnell genug hergestellt werden, um Gasheizungen zu ersetzen.

Gasheizungsverbot: Förderzahlen für Wärmepumpen geben Habeck Recht

Für Habecks umstrittene Pläne könnte sprechen, dass im Jahr 2022 deutlich mehr Förderbewilligungen für den Austausch alter Heizungen gegen klimafreundliche Anlagen erteilt wurde als im Vorjahr. Bei Sanierungen von Bestandsgebäuden wurde demnach die Förderung von 200.000 Wärmepumpen genehmigt – knapp viermal mehr als 2021, als 53.000 Wärmepumpen bewilligt wurden, wie aus Zahlen des Ministeriums hervorgeht.

Nicht mitgerechnet sind hier Zahlen für den Einbau in Neubauten, bei denen diese Technik sich zunehmend durchsetzt gegen Gas- und Ölheizungen. Zudem bewilligte der Staat die Förderung beim Einbau von 110.000 Biomasseheizungen und die Sanierung von 140.000 Häusern an der Gebäudehülle.

Nach Angaben der Heizungsbranche wurden vergangenes Jahr 236.000 Wärmepumpen abgesetzt, 53 Prozent mehr als im Vorjahr. Heizsysteme auf Basis von Biomasse, insbesondere Pelletheizungen, entwickelten sich demnach mit einem Plus von 17 Prozent und 89.000 abgesetzten Geräten ebenfalls überproportional stark.

Ökonomin für höheren CO2-Preis: Auf Signale im Wärmesektor setzen

Regierungsberaterin Grimm würde anstelle eines Verbots von Gasheizungen auf Preissignale setzen: "Den CO2-Preis im Wärmesektor so erhöhen, dass der Einbau von Gasheizungen unattraktiv und der Austausch der alten Heizungen attraktiv wird", schlug sie vor. Zudem müsse die Regierung mehr Anreize zum Energiesparen setzen und erneuerbare Energien schneller ausbauen.

Die im Juli 2021 gestartete Förderung für effiziente Gebäude (BEG) ist den Angaben zufolge das wichtigste Programm der Bundesregierung, um Eigentümer beim Heizungstausch und der energetischen Sanierung von Wohnungen zu unterstützen. 2022 sind rund 500.000 BEG-Förderanträge genehmigt worden, hieß es. Insgesamt seien bereits rund 18 Milliarden Euro ausgegeben worden, für 2023 stünden 12,8 Milliarden Euro zur Verfügung.

Um das geplante Heizungsverbot abzufedern, will Habeck die Förderung für energetische Gebäudesanierungen deutlich anheben. Er lote Zuschüsse von bis zu 80 Prozent der anfallenden Kosten aus, hieß es in einem Bericht von "Bild". Das Geld solle aus dem Fonds für Energieversorgung und Klimaschutz kommen.


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dpa

Schlagworte zum Thema:  Klimaschutz, Heizkosten