Hamburg: Der neue Koalitionsvertrag aus Immobiliensicht

Im neuen Koalitionsvertrag der rot-grünen Hamburger Regierung ist auch die Wohnungsbaupolitik thematisiert. Wo gibt es aus Sicht der Immobilienwirtschaft Anküpfungspunkte? Und wie viel "soziale Wohnungsbauquote" ist zumutbar?

Herr Ringe, was sind für Sie die heißesten Anknüpfungspunkte aus dem Koalitionsvertrag der rot-grünen Regierung?   

Ringe: Für uns ist die Mobilitätswende ein wichtiger Punkt. In diesem Bereich soll in den nächsten Jahren mit am meisten investiert werden. Das hat natürlich auch immobilienspezifische Auswirkungen. In den vergangenen Jahren haben wir Moia, den Ride-Sharing Dienstleister von Volkswagen begleitet. Auch Startups haben Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. Für sie sind wir unterstützend aktiv.

Was ist für die Stadtentwicklung interessant?  

Ringe: Wir treiben natürlich die großen städtebaulichen Projekte mit voran. Das betrifft auch Instones Bereich, den Wohnungsbau. Oberbillwerder etwa und Fischbeker Reeten sind richtig große Zukunftsprojekte. Auch sollen in Hamburg jedes Jahr 10.000 neue Wohneinheiten geschaffen werden – ein großer Investitionsblock. In Verkehr und Wirtschaft wird investiert werden – hier vornehmlich in den Bereich Wasserstoff. Das hat Auswirkungen bis in die Bereiche Hafen und Industrieflächen hinein.

Wie, Herr Sonnenschein, ist Ihre Sicht auf den Koalitionsvertrag? 

Sonnenschein: Die Koalition hat ja etwas länger gebraucht, um sich zu finden. Einige Forderungen an die Immobilienbranche und speziell an den Bereich Wohnen hatten wir schon erwartet: Etwa das Thema, dass 50 Prozent geförderter Wohnraum in bestimmten Stadtteilen bereitgestellt werden muss. Das wird an vielen Stellen jedoch einfach nicht umsetzungsfähig sein. Denn die Quersubventionierung des geförderten Segments, die oft einfach vorausgesetzt wird, wird dann nicht mehr tragbar sein.

Moment mal, in Norderstedt bauen Sie gerade ein solches Projekt!

Sonnenschein: Ja, das tun wir. Dort allerdings beträgt die Quote 30 Prozent. Das ist noch darstellbar. Mit 50 Prozent hätte sich dieses Projekt nicht mehr gerechnet. Das muss man auch einfach mal klar und deutlich formulieren. Seitens der Stadt schwingt bei diesem Thema sehr viel Wunsch und Hoffnung mit. In den meisten Stadtteilen kann das nicht funktionieren.

Was also wäre die Höchstgrenze, die Sie noch akzeptieren könnten? 

Sonnenschein: Wir hatten mit dem Bündnis für Wohnen in Hamburg – das ist ja von den Verbänden BFW Nord und anderen umfassend kommentiert worden – eigentlich eine Regelung, um die uns bundesweit die Leute beneidet haben. Dieser Vertrag hatte die 30-Prozent-Regelung. 30 Prozent tun weh, sind aber abbildbar und im Markt darstellbar. Hinzu kommen Forderungen nach Photovoltaik und anderen technischen Einrichtungen. Man wird sehen, ob man das kostenseitig irgendwie abbilden kann. Anforderungen an Dämmung, Mobilität und mehr müssen ja am Ende des Tages die Verbraucher zahlen. Das wird sich dann auch wieder auf das Thema Miete auswirken. Fordern kann man alles. Doch was ist, wenn es kaum noch jemanden gibt, der so in die Realisierung gehen kann?! Oder man zahlt Preise wie in der Hafencity, wo im frei finanzierten Wohnungsbau unter 10.000 Euro pro Quadratmeter nichts mehr zu erwerben ist. Auch diese Seite der Medaille muss man betrachten.

> Fortsetzung in Teil 3