Hamburg: Im Bereich Digitalfirmen mehr Anlagedruck erwartet

Im Bereich der Digitalfirmen ist die Nachfrage trotz oder gerade wegen Corona hoch. Hier erwarten die Experten für die kommenden Jahre weitere Investments – das dürfte den Anlagedruck noch erhöhen. Coole Projekte gibt es in Hamburg jetzt schon.

In Hamburg sind nun 1,5 Milliarden Euro zusätzliche Mittel zur Abmilderung von Corona-Folgen bereitgestellt worden. Es werden 1,65 Milliarden Euro weniger Gewerbesteuereinnahmen erwartet. Was für Auswirkungen hat das auf den Immobilienbereich, Herr Ringe?

Ringe: In den Infrastrukturbereich – ich sprach es an – wird sogar noch mehr investiert werden. Das gilt auch, wenn man dafür neue Schulden aufnehmen muss. Die Immobilienwirtschaft selbst ist ja eigenfinanziert. Für diese werden wir aller Voraussicht nach eine gesicherte Entwicklung haben.

Geht denn am Bereich Wohnen wirklich alles spurlos vorbei? 

Sonnenschein: Falls in zwei Jahren eine wirtschaftliche Erholung eintritt, kann das durchaus der Fall sein. Denn was die Staaten an Geldern freigegeben haben, bedeutet, dass viel zusätzliches Kapital im Markt ist. Die Zinsen werden wohl länger derart historisch niedrig bleiben. Wer sich dann fragt, welche Investitionen denn nun zu tätigen sind, wenn auch Staatsanleihen keine nennenswerte Rendite bringen und Aktien für den einen oder anderen vielleicht zu volatil sind, der kommt schnell auf den Immobilienbereich und darin auf das Wohnsegment. Eine mögliche Rezession wird dann wohl wieder aufgefangen werden durch den Anlagedruck des Kapitals. Das ist natürlich der Blick in die Glaskugel – aber aus den genannten Gründen bin ich optimistisch. Wohnimmobilien werden gut durch das Thema Corona kommen – mit den Ungewissheiten, die eine große zweite Welle mit sich bringen könnte.

Die kennen wir alle nicht genau. Hamburg Invest wurde gegründet, um Immobilienprojekte in der Hansestadt zu vereinfachen. Welche konkreten Erfolge gibt es diesbezüglich? 665 Millionen Euro Investments 2019 ist ja mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sind Sie damit zufrieden?     

Ringe: Mit diesem Rekordjahr müssen wir einfach zufrieden sein. Die Höhe der Investments, die Anzahl der Projekte wie auch die Anzahl der neugeschaffenen Arbeitsplätze ist beachtlich. Bei der Flächenvergabe von insgesamt 43 Hektar haben wir 26 Hektar öffentliche Flächen und 17 Hektar von privater Seite an den Markt bringen können. Das war ein sehr erfolgreiches Jahr für uns. Das ist zum großen Teil auch auf die neue Struktur der Gesellschaft zurückzuführen. Denn in dieser neuen Struktur gibt es nun die eigenständige Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft, die auch selbst Flächen übertragen bekommen hat. Auch das ist im Koalitionsvertrag festgehalten worden. 

Können Sie uns auch ein paar Namen nennen, die kürzlich und vielleicht auch trotz Corona hinzugekommen sind?     

Ringe: Wir haben etwa die Firma Equinix erfolgreich begleitet. Sie haben im Umfeld des Flughafens ein großes Rechenzentrum errichtet. So gibt es aus dem Bereich der Digitalfirmen aktuell trotz oder gerade wegen Corona eine starke Nachfrage. Da wird es in den nächsten Jahren sicherlich diverse und erweiterte Investments geben. Der Nachfragedruck wird in diesem Bereich weiterhin zunehmen. Equinix wird in den nächsten Jahren zig Millionen investieren. Die Four Parx wiederum hat ein großes Projekt in Hafennähe realisiert. Dort wurden zehn Hektar Altindustriefläche revitalisiert. Als zusätzlicher Bonbon kam auf dieses Feld eine moderne doppelstöckige Logistikimmobilie. Das ermöglicht zirka 100.000 Quadratmeter Lagerfläche. Auf den Hallendächern werden auch noch Photovoltaikanlagen gebaut. Das wird also fast ein Null-Energiegebäude. Das ist ein sehr nachhaltiges und cooles Projekt.

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