Bürgschaften hui, Bürokratie pfui
Herr Meisinger, welche großen Herausforderungen sehen Sie denn aktuell für die Immobilienbranche – insbesondere, wenn man sich Marktdynamiken und geopolitische Unsicherheiten vor Augen führt?
Lars Meisinger: Aus unserer Perspektive sind die wesentlichen Begrenzungen wirklich in der Bürokratie zu finden. Wenn wir den Verlauf der Baugenehmigungen beobachten und den Vergleich mit den Zielen der vergangenen Bundesregierung stellen, muss man einfach feststellen, dass wir weit hinter den erklärten Zielen zurückliegen. Und man kann nicht nur in Deutschland, sondern auch in unseren europäischen Nachbarländern feststellen, dass die Bürokratie das notwendige Bauen nicht ausreichend unterstützt.
So ist überall in Deutschland ein Rückgang der Baugenehmigungen zu sehen, und das steht natürlich für die Menschen auch in einem Widerspruch zu dem, was eigentlich politisch gewollt ist. Gleichzeitig entstehen neue geopolitische Unsicherheiten durch die Zollverhandlungen, die sich wirtschaftlich auf uns auswirkt. Aber für unseren eigenen Immobilienmarkt müssen wir auf die lokalen Themen schauen und können die Lösung auch selbst herbeiführen.
ESG-Rückzug als Vorteil für Immobilienvestoren?
Und dann gibt es noch den Nachhaltigkeitsdruck, wobei die EU den Green Deal jetzt etwas zurückgedreht hat. Spielt Ihnen das in die Karten?
Grundsätzlich begrüßen wir weniger Regulierung als mehr. Ich glaube, dass die Gebäuderichtlinie bereits abgeschwächt wurde gegenüber den ursprünglichen Plänen und strengere Renovierungspflichten entschärft worden sind. Die nationalen Umsetzungen fallen unterschiedlich aus. Aber grundsätzlich würde ich denken, dass die Taxonomieverordnung und die Offenlegungspflichten eben hinterfragt werden sollten. Gleichzeitig ist aber Energieeffizienz angesichts der Energiepreise ein weiterer wirtschaftlicher Faktor.
Gebäude mit einer schlechten Energiebilanz oder einem hohen CO2-Ausstoß werden auch aus unserer Sicht weiterhin Wertabschläge erfahren. Deswegen ist es sinnvoll, dieses Thema weiter zu verfolgen, auch wenn jetzt vielleicht eine Abschwächung der Anforderungen stattgefunden hat. Wir würden in jedem Fall begrüßen, dass ein Bürokratieabbau auf dem Prüfstand ist.
Bürgschaftsfonds: Ein Schweizer Taschenmesser
Was erwarten Sie von der neuen schwarz-roten Bundesregierung in Bezug auf die Immobilienbranche?
Auch hier denke ich, dass der Bürokratieabbau an vorderster Stelle steht. Vor dem Hintergrund der angespannten Finanzierungs- und Haushaltslage, die durch die Vielzahl der Projekte, die die Bundesregierung vorantreiben will, noch verstärkt wird, halte ich es für notwendig, Instrumente zu etablieren, die vor allem die Bauwirtschaft wieder ankurbeln. Wir haben beispielsweise den Vorschlag eingebracht, einen Bürgschaftsfonds einzurichten, der im Idealfall haushaltsneutral wäre.
Die Bundesregierung würde letztendlich für Kredite an Entwickler eintreten und diese absichern, um die Bauwirtschaft sowie den stark angeschlagenen Markt für Immobilienentwicklung wieder zu beleben. Dabei haben wir uns in diesem Beispiel an den Covid-Maßnahmen der Schweiz orientiert. Die haben das sehr erfolgreich umgesetzt und gezeigt, wie die Bereitstellung von Bürgschaften dazu beitragen kann, einen Markt wieder anzukurbeln.
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Bernd Michalski
Mon Apr 07 19:14:38 CEST 2025 Mon Apr 07 19:14:38 CEST 2025
Für mich als Baukonstrukteur und Baudesigner sind die wohnungspolitischen Programme aller Parteien für Mieter wenig zielführend.
Es reicht einfach nicht aus, wenn ständig nach Subventionen und Reduktionen der gesetzlichen Vorgaben gerufen wird, obwohl die grundlegenden Probleme der Bauwirtschaft, wie die geringe operative Leistungsfähigkeit und Produktivität (McKinsey), der geringe Wertschöpfungsgrad von ca.30% (Roland Berger) oder die exorbitanten Fehlerquotenraten, (BauInfoConsult), sowie der Mangel an Facharbeitern von der Bauwirtschaft nicht gelöst werden.
Die „Immobilisten für das Wohnen“ sollten nicht weiterhin sektenartig auf die Erleuchtung aus der Bauwirtschaft, sowie aus der Politik warten, bis jemand ein weißes Kaninchen aus dem Hut zaubert, sondern vorausschauend und strategisch denkend Investments eigenständig in disruptive Innovationen der Bau- und Immobilienwirtschaft tätigen.
Buckminster Fuller hat dazu geschrieben:
„Du änderst die Dinge nie, indem du gegen die bestehende Realität ankämpfst.
Um etwas zu ändern, baue ein neues Modell, das das bestehende Modell obsolet macht.“
Die Alternative im Wohnungsbau für jedes Einkommen, wäre die Entflechtung von der Beton-Fraktion hin zu effizienteren Bauweisen.
Ein Wohnungsbau mit Mieten für jedes Einkommen und ohne Subventionen ist nur als Lean-Construction-Paket aus Konstruktion als das Was, Technologie als das Wie und Logistik in prozessorientierter Montage möglich.
Weniger Material, weniger Prozesse, weniger Bauzeit, weniger Kosten.
Dabei geht es nicht darum, alles Alte über Bord zu werfen. Aber wer das Bewährte mit dem Vorausschauenden verbindet, muss nicht immer nur reagieren. Der kann den Wandel auch selbst mit gestalten.
Der Journalist und Gesellschaftskommentator Malcom Gladwell schrieb einmal über Steve Jobs er sei ein „Tweaker“, ein „Optimierer“.
Er erklärte: „Der Visionär beginnt mit einem Blatt leerem Papier und stellt sich die Welt ganz neu vor. Der Optimierer findet die Dinge vor, wie sie sind, und dann muss er so lange zerren und ziehen, bis er sie zur Perfektion geführt hat. Das ist keine geringe Aufgabe.“
Die Transformation in der Bau- und Immobilienwirtschaft bedeutet auch:
Reagieren auf Andere war gestern, selbstbestimmtes Agieren ist heute und morgen.
Denn von selbst geht nichts und warten auf die Erleuchtung kann lange dauern – und – Ewiggestrige und Besitzstandswahrer wird es immer geben
Gut beraten ist Derjenige, der vorausschauend und strategisch denkt und Investments nicht in Auslaufmodelle tätigt.