Das Thema E-Mobilität setzt sich in der Wohnungswirtschaft noch nicht flächendeckend durch. Dass aber Tatenlosigkeit keine Perspektive ist und Wohnungsunternehmen mit Mobilitätsangeboten in ihren Quartieren sogar neue Geschäftsmodelle entwickeln können, war Thema beim Haufe Summit Real Estate.

Im Panel "Mobilitätswandel mit Future Mobility" ging es um die Mobilität der Zukunft, moderiert von Dirk Labusch, dem Chefredakteur des Fachmagazins "Immobilienwirtschaft". Dieses Thema wird von Wohnungsunternehmen zum Teil kritisch beäugt mit dem Argument "Wir sind für die Immobilien zuständig, die Mobilien machen andere." Das wird oft mit vielen guten Gründen unterlegt, etwa, dass man ja noch gar nicht wissen könne, welche Technik sich am Ende durchsetzen wird. Überdies sind Investitionen in diesem Bereich oft kostspielig.

Dass diese Argumente jedoch nicht als Vorwand gelten dürfen für die Tatenlosigkeit der Branche, machte Dr. Matthias Rasch, Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft "Trave" aus Lübeck deutlich. Zumal es immer wieder auch jetzt schon Fragen potenzieller Mieter nach dem Mobilitätskonzept eines Wohnungsunternehmens gibt.

Carsharing- und Wohnungsunternehmen: (Noch) eine schwierige Allianz

Auch Michael Fischer hat vor dem Hintergrund der Mobilitätsfrage eine neue Wohnung gesucht und gefunden. Beim Haufe Summit Real Estate diskutierte er mit als Head of PR & Public Affairs UMI Urban Mobility International GmbH, einer VW-Tochter und Mutter der bekannten Carsharing Marke WeShare. Er konnte so manches Beispiel aufzeigen, in dem Carsharing- Unternehmen versuchten, mit Wohnungsgesellschaften zusammenzuarbeiten. Es scheitere allerdings immer wieder an rechtlichen Fragen, unter anderem daran, dass man sich nicht auf Konzepte einigen könne, die Rabattierungen für die Nutzung von Carsharing-Angeboten rechtlich – etwa in Mietverträgen – zu gestalten.

Fermin Bustamante, Director Sales and Operations Vattenfall Deutschland, machte klar, dass es längst nicht nur die großen Gesellschaften seien, die sich besonders innovativ zeigten. Es seien auch kleinere Gesellschaften am Start, die in punkto Mobilitätskonzepte vorangingen. Deutlich wurde, dass die Nachrüstung im Bestand das große Problem ist. Nur wenn das gelöst wird, lassen sich auch die hohen Klimaziele mittelfristig tatsächlich erreichen. Vor allem im Bereich der E-Mobilität sollte der Fokus auch im Bestand auf Schnellladesystemen liegen, weil diese viel mehr Möglichkeiten bieten als andere Systeme. Aber können Immobilienunternehmen überhaupt Mobilität? Sollen sie das überhaupt können?

Setzen sich Contracting-Modelle durch?

Wie beim Mieterstrom gibt es im Bereich von Mobilität diverse Anbieter, die Contracting-Modelle vorschlagen. Das Gute daran ist, dass hier der Vermieter nicht ins Risiko gehen muss, sondern die Energieunternehmen das tun. Vattenfall ist eines davon. Allerdings wurde auch deutlich, dass die Preismodelle in vielen Fällen noch unausgegoren sind – aber so ist das nun mal in einer Übergangszeit: Vieles wird ausprobiert und natürlich auch einiges wieder verworfen.

Wohnungsgesellschaften wie auch Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) müssen darauf achten, dass nicht die schwächsten Glieder in der Kette, die Mieter oder die Eigentümer, an unausgegorenen Modellen zu leiden haben. Ein Horn, in das auch Matthias Rasch stieß. Er ist selbst auch im Bereich Stadtentwicklung aktiv und erzählte von der teilweise schleppenden Zusammenarbeit mit den Kommunen, was die Ausstattung öffentlicher und halböffentlicher Räume mit E-Ladegeräten betrifft.

Neue Mobilitätskonzepte: Eine Task Force könnte helfen

Um dem Thema einen weiteren Schub zu verleihen, konnten sich alle Beteiligten eine Taskforce zwischen Wohnungswirtschaft, Automobilindustrie und Nutzern vorstellen. Die Städte werden sich verändern. Möglicherweise wird in Zukunft die Möglichkeit mit dem eigenen Auto zum eigenen Haus zu fahren, eingeschränkt sein. Wenn es tatsächlich so sein kommt, müssen neue Mobilitätskonzepte her und die können die wohnungswirtschaftlichen Unternehmen nicht alleine erstellen.

Das Fazit

Wohnungsunternehmen sollten auch im Bereich der Mobilität aktiv werden. Es reicht nicht aus, abzuwarten. Die Energiewirtschaft ist gefordert, Konzepte zu präsentieren, die Wohnungsunternehmen ein Engagement in diesem Bereich ermöglichen. Carsharing-Anbieter stehen durchaus als Kooperationspartner bereit. Ausbaufähig ist der Bereich der Mobilitätsberater.

Alle Diskutanten waren der Meinung, dass die nächsten Wahlen der E-Mobilität einen Schub verleihen. Ob E-Mobilität allerdings auch die "Future Mobility" darstellt, oder ob sich ganz andere Techniken durchsetzen ist noch nicht absehbar. Dann würde sich umso mehr die Frage stellen: Wie agil können Wohnungsunternehmen eigentlich sein?