Bilanzierungsrichtlinie: Hoher Mehraufwand durch IFRS 16

Die Bilanzierungsrichtlinie IFRS 16 ist ab 2019 verpflichtend für Unternehmen, die nach diesen Standards Verbindlichkeiten aus Mietverträgen und anderen Leasingverhältnissen bilanzieren. Auf kurze Sicht ist IFRS 16 laut PwC eine Belastung – mittelfristig aber ein Katalysator für Digitalisierung.

Doch zunächst stellt der neue Leasingstandard IFRS 16 laut PwC viele deutsche Konzerne vor enorme Herausforderungen. Die größte Herausforderung liegt darin, die Daten zu beschaffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC.

So sehen 38 Prozent der befragten Immobilienmanager ausgewählter Großunternehmen – davon die Hälfte aus dem Dax – ihre Unternehmen "stark betroffen". Weitere 19 Prozent glauben, von der ab 2019 geltenden Bilanzrichtlinie "mäßig betroffen" zu sein. 13 Prozent sehen sich gar nicht betroffen, 19 Prozent kaum betroffen und weitere 13 Prozent konnten keine Einschätzung abgeben.

Großunternehmen müssen sich von der Praxis verabschieden, den überwiegenden Teil ihrer Leasingverträge "außerhalb der eigenen Bücher zu führen", sagt Susanne Eickermann-Riepe, Real Estate Leader und Partnerin bei PwC. Das "Operating Leasing" (das dem Mieten gleicht) werde in bilanzieller Hinsicht künftig weitgehend dem "Financial Leasing" gleichgestellt (das de facto dem Kauf entspricht). Eine Folge der Umstellung werde also sein, dass in vielen Unternehmen vorläufig der Verschuldungsgrad ansteigen werde, da die Leasinggebühren als Verbindlichkeiten ausgewiesen werden müssten, so Eickermann-Riepe.

Digitalisierung überfällig – Umstellung erweist sich als zäh

Den befragten Immobilienmanagern zufolge werden die neuen Regeln vor allem wegen der Beschaffung der erforderlichen Daten zu Miethöhe und Mietdauer einen immensen Aufwand erfordern. "Auf kurze Sicht bedeutet IFRS 16 eine Belastung für die Unternehmen", sagt David Rouven Möcker, Senior Manager für Corporate Real Estate bei PwC und Mitautor der Studie.

Die zähen Umstellungsarbeiten zeigten, dass es im Immobilienmanagement immer noch an den nötigen technischen Applikationen mangle, um das eigene Leasinggeschäft überhaupt abbilden zu können. Dass in der Immobilienwirtschaft Daten sogar unterdurchschnittlich genutzt werden, hat Viktor Weber, Gründer des Future Real Estate Institute, in unserer Serie Real Estate Innovation Glossar thematisiert. Und eine Studie des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA zeigt: 21 Prozent der Unternehmen haben den Prozess der digitalen Transformation bislang verpasst.

"Insofern dürfte IFRS 16 auf mittlere Sicht zu einem Katalysator für die überfällige Digitalisierung des Corporate Real Estate Managements werden", so Möcker.

81 Prozent der Manager sehen „hohe Potenziale“ durch Digitalisierung 

Der Reifegrad der Digitalisierung ist in vielen Unternehmen noch gering: Die Hälfte der von PwC befragten Verantwortlichen schätzt diesen als "ausreichend" oder "ungenügend" ein. Viele Aufgaben, die sich eigentlich längst digitalisieren ließen, werden demnach noch immer manuell ausgeführt.

Dabei versprechen sich 81 Prozent der Befragten von der digitalen Transformation "hohe Potenziale". 19 Prozent sehen immerhin "mittlere Potenziale". Als besonders lohnenswert werden Schnittstellenreduktion und Automatisierung angesehen. Das sagten 56 Prozent der Befragten. 44 Prozent der Unternehmen erhoffen sich durch die Digitalisierung eine Verbesserung des Datenmanagements und der Datenqualität – sowie der Transparenz über ihr Immobilienportfolio.

Professionalisierung: Trend zum zentralen Management

Insgesamt geht der Trend laut PwC hin zu einem zentralen Management bei regionaler Kernprozessverantwortung. Wie die Umfrage zeigt, richtet mehr als jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) seine Abteilung inzwischen zentral aus. Daneben werden auch Hybridmodelle mit zentralem Management bei zugleich regionaler Prozessverantwortung immer beliebter (31 Prozent).

PwC fragte die Unternehmen auch, welche Bereiche innerhalb des Corporate Real Estate Managements momentan ausgelagert werden. Dabei führte jeder zweite Befragte das Facility Management an. Daneben wurde vor allem die Beschaffung genannt. Mittelständische Unternehmen zwingen vor allem Personalmangel und zunehmende Regulierungen dazu, Facility Services aus der Hand zu geben, wie eine Studie des Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder zeigt.

"Der Trend zum Outsourcing dürfte in den nächsten Jahren zunehmen", sagt PwC-Expertin Eickermann-Riepe. So könnten sich die Immobilienmanager im Zuge der Digitalisierung stärker auf die wertschöpfenden Prozesse konzentrieren. PropTechs könnten laut PwC Unternehmen mit spezifischen Dienstleistungen unterstützen, etwa mit ERP und BIM-Lösungen: Mietverträge könnten mittels anforderungsspezifischer Algorithmen automatisiert verarbeitet und mit Cloud-Lösungen archiviert werden. In diesem dynamischen Umfeld werden sich die Unternehmen weiterhin stark entwickeln.


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