DIW: Mehr Wohnungen müssen her – doch es wird falsch gefördert Infografik

Der Wohnungsbau bricht weiter ein. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) fordert deshalb die Politik zum Strategiewechsel auf: Mehr Fokus auf die Nachverdichtung im Bestand und auf die Angebotsseite, damit die Förderung nicht in steigenden Preisen "verpufft".

Inflation und Lieferengpässe haben den Bauboom in Deutschland gestoppt: Im Jahr 2022 stieg das Bauvolumen zwar nominal – also in aktuellen Preisen – insgesamt um 13,6 Prozent und bescherte den Unternehmen gute Umsätze, doch das reale (inflationsbereinigte) Bauvolumen ging erstmals seit Jahren zurück – um rund zwei Prozent. Mit einem Minus von real 4,5 Prozent ist der Wohnungsbau von der Flaute am Bau überproportional betroffen.

Das berichtet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Demnach sind für 2023 ähnliche Rückgänge zu erwarten. Erst 2024 wird das Bauvolumen den Berechnungen zufolge inflationsbereinigt wieder im Plus landen. "Aber auch dann dürfte der Wohnungsbau, insbesondere der Neubau, der Gesamtentwicklung noch hinterherhinken", erwartet Studienautor Martin Gornig.

Trendwende beim Wohnungsneubau?

Der Wohnungsneubau war viele Jahren stärker gewachsen als das Gesamtbauvolumen und damit der Motor der Branche. "Nun kündigt sich eine Trendwende an, vor allem beim Neubau, der die Politik Rechnung tragen muss", sagt Studienautorin Laura Pagenhardt.

Das erklärte Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr bauen zu wollen, rückt bei dieser Entwicklung in weite Ferne. Bereits in den Jahren 2021 und 2022 sind nicht mehr als 300.000 Wohnungen jährlich gebaut worden. Für 2023 und 2024 rechnet das DIW Berlin damit, dass Investoren noch zurückhaltender agieren werden. Als Gründe werden unter anderem die politische Unsicherheit und schlechtere Finanzierungsbedingungen genannt.

Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) erwartet, dass im laufenden Jahr nur 245.000 Wohnungen fertig werden. Das wären noch mal zwölf Prozent weniger als für 2022 prognostiziert (rund 280.000). Das Ziel der Bundesregierung würde also erneut deutlich verfehlt.

Masterplan: Förderung der Angebotsseite

Die DIW-Experten fordern einen Strategiewechsel von der Politik: Die Maßnahmen zur steuerlichen Förderung des Wohnungsbaus seien ein Anfang, die Bundesregierung müsse den Fokus aber stärker auf die Nachverdichtung im Bestand legen, um bezahlbaren neuen Wohnraum zu schaffen.

"Notwendig wäre ein Masterplan, der nicht nur mit langfristigen Förderprogrammen die Nachfrage stützt", so Goring. Zusätzlich müssten verstärkt Planungs-, Produktions- und Installationskapazitäten gefördert werden, um Engpässen im Angebot und damit Preissteigerungen entgegenzuwirken.

Sonst bestehe die Gefahr, dass ein Großteil der Förderung, insbesondere bei der energetischen Gebäudesanierung, in steigenden Preisen verpufft, wenn neben der Nachfrageseite nicht auch die Unternehmen auf der Angebotsseite gestärkt werden.

DIW-Studie "Bauboom geht zu Ende – politischer Strategiewechsel erforderlich"


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