Resilienz gegen Klimarisiken: Berliner Immobilien sind top

Immobilienmärkte mit einer geringen Resilienz gegenüber Klimarisiken sind für Investoren weniger attraktiv. Berlin schneidet im globalen Vergleich am positivsten ab, wie eine Studie zeigt. Die deutsche Hauptstadt weist einen hohen Anteil nachhaltigkeitszertifizierter Gebäude auf.

Berlin, Toronto, Paris und Madrid sind die klimaresilientesten Immobilienmärkte der Welt. Das ist das Ergebnis des Climate Resilient Cities Index, der im Rahmen der Publikationsreihe Impacts erstellt wurde. Im Rahmen der Studie hat Savills 23 Städte analysiert.

Wichtige Einflussfaktoren für den Index sind unter anderem die geografische Lage, der Anteil an nachhaltigen Immobilien sowie das Vorgehen der politischen Entscheidungsträger im Umgang mit dem Klimawandel.

Klima: Widerstandsfähigkeit von Immobilien

"Unser Index ist zwar selektiv und sollte nicht als reine Rangliste gelesen werden, jedoch gibt er Investoren, Projektentwicklern und Nutzern eine Vorstellung davon, welche Städte am stärksten von klimabedingten Ereignissen bedroht und ob Immobilien in diesen Märkten resilient gegenüber diesen Risiken sind", kommentiert Paul Tostevin, Director, Savills World Research.

Die Klimarisiken sind den Analysten zufolge größtenteils standortabhängig und damit kaum beeinflussbar. Innovative Planung und Baupraktiken sowie Infrastrukturen können demnach aber zur Abschwächung der Folgen beitragen und die Resilienz der Immobilien erhöhen. Ein konkretes Beispiel ist der Bau von Regenwasserkanälen zur Verringerung von Überschwemmungen.

Investoren suchen Nachhaltigkeit

Berlin ist aufgrund der geografischen Lage einem geringen Risiko im Zuge des Klimawandels und seine Folgen ausgesetzt. Als weiteren Faktor für das gute Abschneiden im Index nennt Savills, dass die deutschen Hauptstadt mit 1,5 Prozent den zweithöchsten Anteil zertifizierter Immobilien aufweist – nur New York weist mit 1,8 Prozent einen höheren Wert auf.

Doch selbst die Werte der Top-Platzierten fallen vergleichsweise gering aus. Nachholbedarf gibt es laut Savills an allen untersuchten Standorten, um die Objekte auf höhere nachhaltige Standards zu bringen. Dabei richten immer mehr Anleger die Investmentstrategie auf nachhaltige Bestandsgebäuden aus, um mögliche Stranded Assets zu vermeiden.

Berlin: Konzept Schwammstadt

Obwohl Berlin im Climate Resilient Cities Index ganz oben steht, ist die Stadt mit klimatischen Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehören längere Trocken- und Hitzeperioden, häufiger auftretende und heftigere Unwetter und Starkregenereignisse. Ein großer Teil der Bevölkerung befürwortet schärfere Maßnahmen zur Abfederung der Klimarisiken. Und die Politik erprobt städtebauliche Instrumente zur Anpassung an die Herausforderungen.

Als Leuchtturmprojekte entstehen am ehemaligen Berliner Flughafen Tegel derzeit die Urban Tech Republic und das Schumacher Quartier, die dem Konzept der Schwammstadt folgen: Große Mengen Regenwasser werden aufgenommen, zwischengespeichert und bei Bedarf wieder abgegeben.

"Immobilienmärkte mit einer geringen Resilienz gegenüber Klimarisiken könnten für institutionelle Investoren deutlich an Attraktivität verlieren, da diese solche Einflussfaktoren bereits in ihre ESG-Strategien einbeziehen", so Robert Godfrey, Director Strategic Investment Advisory bei Savills. Anleger buhlen demnach um die wenigen grünen Immobilien – "perspektivisch wird diese Nachfrage insbesondere in den klimastabilen Städten weiter wachsen", so Godfrey.

Methodik

Der Savills-Index vergleicht 23 der größten, wohlhabendsten und bevölkerungsreichsten Städte der Welt, die für Investitionen besonders wichtig sind. Er misst das Klimarisiko (aktuell und zukünftig) der Stadt und die Widerstandsfähigkeit der Immobilien gegenüber den Risiken.

Das aktuelle Risiko misst die Veränderungen der vergangenen zehn Jahre bei Niederschlag und Temperatur, die durchschnittliche Höhe über dem Meeresspiegel und die Verfügbarkeit von Grundwasser. Außerdem wird das Risiko von Naturkatastrophen bewertet. Als künftige Risiken werden die prognostizierte Gefährdung durch extreme Hitze, den Anstieg des Meeresspiegels, Überschwemmungen an den Küsten und die Verfügbarkeit von Süßwasser bis 2050 bewertet.

Die Resilienz von Immobilien untersucht, ob die Stadt und das Land, in dem sie sich befindet, mögliche Klimarisiken ermittelt haben und ob es einen Plan gibt, diese einzudämmen. Außerdem wird der Anteil von Gebäuden mit Nachhaltigkeitszertifikat in der Stadt gemessen.

Savills Impacts "Climate resilience in cities"


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Schlagworte zum Thema:  Berlin, Gewerbeimmobilien