Recycling-Wohnhochhaus Moringa feiert Richtfest
Als ökologische Vorreiterin kann sich die Bau- und Immobilienwirtschaft nicht bezeichnen. Ein Projekt in der Hamburger Hafencity ist angetreten, das Image ins Positive zu wenden: Das Wohnhochhaus Moringa der Landmarken-Tochter Moringa Holding GmbH ist nach zirka drei Jahren Bauzeit im Rohbau fast fertig. Am 29.9.2025 wurde Richtfest gefeiert.
Das begrünte Gebäude wurde nach Prinzipien des Cradle-to-Cradle-Ansatzes (C2C) gebaut. Nach Unternehmensangaben ist es das erste Wohnhochhaus auf C2C-Basis und das erste Projekt dieser Art mit einem nennenswerten Anteil an öffentlich geförderten Wohnungen.
Bauen nach dem Kreislaufprinzip
Auf dem rund 4.700 Quadratmeter großen Grundstück im östlich gelegenen Elbbrücken-Quartier entstehen 190 Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von knapp 12.000 Quadratmetern. Drei Bauteile gruppieren sich um einen grünen Innenhof: Eines mit öffentlich geförderten Mietwohnungen und Preisen ab 6,70 Euro pro Quadratmeter; im zweiten Bauteil entstehen Apartments für Co-Living-Wohngemeinschaften, im dritten Bauteil frei finanzierte Mietwohnungen.
Hervorstechen soll das Projekt nicht nur mit seiner Gestaltung und dem Nutzungsmix, sondern weit vor einem sichtbaren Ergebnis: Nach dem C2C-Prinzip werden so weit wie möglich wiederverwertbare und gesunde Materialien verwendet. Die Idee stammt aus den 1990er-Jahren, von C2C-Pionier Michael Braungart und dem Architekten William McDonough entwickelt. Die Wirtschaft soll abfallfrei werden, lautete deren Credo. Materialien und Teile sollen im Fall einer Demontage hochwertig wieder eingesetzt werden können.
Das Moringa-Projektteam um Architekt Tim Danner (Kadawittfeldarchitektur) setzte bei der Recherche zu gesunden Materialien auf Datenbanken und Produktinformationsblätter der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Sein Büro hatte bereits zuvor Erfahrungen mit C2C gesammelt, nämlich beim Bau des RAG Konzernsitzes auf der Zeche Zollverein. Das Essener Vorhaben zählt hinsichtlich der Kreislaufbilanz zu den Pilotprojekten. Für ihn wird das Gebäude im Idealfall zum Materialdepot. Dokumentiert werden Prozess und Bau mittels eines Gebäude-Materialausweises. Zudem soll für das Gesamtprojekt eine CO2-Bilanz erstellt werden.
Begrünte Fassade für Biodiversität
Der Ökobilanz zuträglich werden dürfte die weithin sichtbare begrünte Fassade. Sie soll Lärm und Wärme abschirmen sowie Luftqualität und Artenreichtum im Viertel steigern. Auch soll ein Akzent gegen Flächenversiegelung und deren Folgen gesetzt werden. Außerdem kommen die in der Hafencity verbindlichen Lärmschutzfenster zum Einsatz.
Die Erdarbeiten für das Projekt begannen im September 2022, im Juli 2024 wurde der Grundstein gelegt, Baubeginn war einen Monat später. Das Unternehmen will sechs Jahre lang die Luftqualität im und um das Ensemble dokumentieren, den Energieverbrauch messen und die Entwicklung von Biodiversität der Grünfassade bewerten. Die Ergebnisse sollen in zukünftige Projekte einfließen.
"Das Moringa zeigt eindrucksvoll, wie ökologisches Bauen, soziale Verantwortung und zukunftsweisende Stadtentwicklung Hand in Hand gehen können", sagte Karen Pein (SPD), Senatorin für Wohnen und Stadtentwicklung, beim Richtfest "Hier entsteht nicht nur dringend benötigter Wohnraum, sondern auch ein Vorbild für ressourcenschonendes und gesundes Wohnen – für Hamburg und darüber hinaus." Mit Coliving- und Coworking-Angeboten, großzügigen Gemeinschaftsflächen, einer Kita sowie einer Gastronomie eröffneten sich neue Lebensräume für unterschiedliche Zielgruppen, so Pein weiter.
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