BGM als Chance für die Mitarbeiterbindung in KMUs
Faktoren wie Gehalt, Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, Personalentwicklung sowie besondere zusätzliche Angebote, beispielsweise Bonusprogramme, spielen eine entscheidende Rolle, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu gewährleisten. Gerade KMUs stehen hier vor einer besonderen Herausforderung. Welche Möglichkeiten gibt es, um die Mitarbeiterbindung zu verbessern? Sind Maßnahmen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) eine Möglichkeit, diese Bindung zu erhöhen?
Wertschätzung durch monetäre und nicht-monetäre Gratifikationen
Im Modell beruflicher Gratifikationskrisen von Siegrist (1996) steht nicht der Aspekt der Kontrollierbarkeit einer Arbeitsaufgabe im Vordergrund, sondern die Belohnung, die für eine erbrachte Arbeitsleistung gewährt wird. Kommt es zu einem Missverhältnis zwischen der Arbeitslast und der entsprechenden Vergütung, wird in diesem Modell postuliert, dass es zu einer „Distress“ erzeugenden Gratifikationskrise kommt.
Dabei spielen nicht nur der tatsächliche Lohn oder das Gehalt eine Rolle, sondern auch die Anerkennung und Wertschätzung sowie die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten und die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Eine hohe Verausgabung am Arbeitsplatz entsteht nicht nur durch hohe externe Anforderungen, sondern auch durch eine individuelle Hingabebereitschaft.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass gezielte BGM-Maßnahmen im Unternehmen von den Mitarbeitern als Gratifikation wahrgenommen und als Wertschätzung empfunden werden. Wichtig ist hierbei, dass die Maßnahmen gezielt auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten sind. Doch ein Angebot von vielen Einzelaktivitäten ist nicht immer ausreichend, da dieses im Sinne der Verhaltensprävention nur am Verhalten der Mitarbeiter ansetzt und nicht immer deren Wünschen hinsichtlich Verhältnisveränderungen entspricht.
Ideal wäre ein umfassendes BGM-Konzept, das sowohl die Arbeitsbedingungen als auch das Verhalten berücksichtigt, mit dem Ziel, dass alle Mitarbeitenden langfristig gesund, motiviert und leistungsfähig bleiben.
Für den Erfolg ist es von zentraler Bedeutung, dass der BGM-Prozess von der Geschäftsleitung unterstützt wird und sowohl von Führungskräften als auch Mitarbeitern genutzt bzw. gelebt, regelmäßig evaluiert und gemeinsam weiterentwickelt wird.
Ermittlung des Status quo im Unternehmen
Als ersten Schritt kann mithilfe des INQA-Checks „Gesundheit“, entwickelt von der „Offensive Mittelstand – Gut für Deutschland“, eine vertiefende Selbstbewertung des Unternehmens vorgenommen werden.
Der INQA-Check „Gesundheit“ behandelt alle wesentlichen Themen der Gesundheitsförderung und des Gesundheitsmanagements und ermöglicht es kleinen und mittleren Unternehmen, die Potenziale ihrer Gesundheitsförderung und ihres Gesundheitsmanagements zu überprüfen. Dies dient hauptsächlich dazu, einen Status quo zu ermitteln und darauf basierend entsprechende Interventionen zu planen.
Interventionsplanung auf Basis der Ergebnisse
Auf Basis der Ergebnisse des INQA-Checks können Maßnahmen unter anderem in den Handlungsfeldern „Gesundes Unternehmen“, „Gesundes Arbeitsumfeld“, „Gesunde Führung“ und „Gesundes Verhalten“ geplant werden:
Beispiele hierfür sind:
- Gesundheitsförderliches Führungsverhalten:
- Kontinuierliche Führungskräfteentwicklung (Umgang mit Über- und Unterforderung als Führungskraft und aus Mitarbeitersicht)
- Coaching, Supervision (Umgang mit „schwierigen“ Mitarbeitern)
- Zusammenarbeit im Team:
- Workshop zur Gestaltung der digitalen Zusammenarbeit (Regeln zur Erreichbarkeit, „Ausschaltzeiten“ für Mobilgeräte)
- Fehlerkultur und gegenseitige Unterstützung, Feedbackkultur leben
- Personalentwicklung:
- Lebenslaufplanung (Aufstiegschancen)
- Regelmäßige Rücksprachen
Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement (IHK)
Der Lehrgang „Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement (IHK)“ der BSA-Akademie qualifiziert die Teilnehmenden, basierend auf dem Betrieblichen Gesundheitsförderungsprozess, ein Betriebliches Gesundheitsmanagement für ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung zu entwickeln und nachhaltig in die Unternehmenskultur zu verankern.
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