Rn. 133

Stand: EL 157 – ET: 04/2022

Nach § 19a Abs 5 EStG hat das Betriebsstätten-FA (§ 41a Abs 1 S 1 Nr 1 EStG iVm § 41 Abs 2 EStG weiter konkretisiert durch § 42e S 2 u 3 EStG; nicht § 18 Abs 1 Nr 2 AO; ausführlich dazu s § 42e Rn 36ff (Pust)) nach der Übertragung einer Vermögensbeteiligung im Rahmen einer Anrufungsauskunft (§ 42e EStG) dem vom ArbG nicht besteuerten Vorteil iSd § 19a Abs 1 EStG zu bestätigen. ArbG und ArbN erhalten – so die Begründung des Finanzausschusses des Bundestags (BT-Drucks 19/28868, 127) – damit Rechtssicherheit hinsichtlich der lohnsteuerlichen Behandlung im Zeitpunkt der Übertragung einer Vermögensbeteiligung und auch hinsichtlich der nachzuholenden Besteuerung entsprechend § 19a Abs 4 EStG.

Streitigkeiten zwischen ArbG bzw ArbN und dem FA bezüglich des Wertansatzes im LSt-Abzugsverfahren wären ohne diese Möglichkeit unter Umständen erst zwölf Jahre später endgültig zu klären. Ein Nachweis für einen bestimmten Wertansatz wäre dann wesentlich schwerer zu führen. Die Anrufungsauskunft ist gebührenfrei, vgl BT-Drucks 19/28868, 128 sowie BMF v 16.11.2021, BStBl I 2021, 2308 Rz 52; vgl auch R 42e Abs 1 S 1 LStR 2015.

B. Voraussetzungen

 

Rn. 134

Stand: EL 157 – ET: 04/2022

Aufgrund des Verweises in § 19a Abs 5 EStG auf die Anrufungsauskunft ("im Rahmen einer Anrufungsauskunft") müssen die Voraussetzungen in § 42e EStG erfüllt werden, soweit sich aus § 19a Abs 5 EStG nichts anderes ergibt (insoweit Rechtsgrundverweis, so schon Bleschick in BeckOK EStG, § 19a Rz 281 (11. Ed 01.10.2021)). Die Anrufungsauskunft erfolgt somit auf Anfrage (§ 42e S 1 EStG), die sowohl vom ArbG als auch vom ArbN gestellt werden kann (Bleschick in H/H/R, § 42e EStG Rz 16 (Dezember 2021); BMF v 12.12.2017, BStBl 2017, 1656 Rz 1).

Auch ein die Pflichten des ArbG erfüllender Dritter (vgl § 38 Abs 3, 3a EStG) kommt als Antragsteller iRd § 19a EStG in Betracht (BMF v 16.11.2021, BStBl I 2021, 2308 Rz 53; Bleschick in BeckOK EStG, § 19a Rz 281 (11. Ed 01.10.2021); Baldauf in Brandis/Heuermann, § 19a EStG Rz 35 (158. EL August 2021), in diese Richtung auch BT-Drucks 19/28868, 127: "gegebenenfalls"). Dies dürfte sich aber auf Fälle nach § 38 Abs 3a EStG beschränken, so auch Baldauf in Brandis/Heuermann, § 19a EStG Rz 191 (158. EL August 2021); zu Anwendungsfällen vgl BR-Drucks 630/03, 50 f sowie BMF v 27.01.2004, BStBl I 2004, 173 Tz. 3.2.

 

Rn. 135

Stand: EL 157 – ET: 04/2022

Die Anrufungsauskunft ist – anders als bei § 42e EStG – iRd § 19a Abs 5 EStG nach dem Gesetzeswortlaut erst dann zulässig, wenn der Sachverhalt der Übertragung einer Vermögensbeteiligung auch tatsächlich verwirklicht ist (vgl auch BMF v 16.11.2021, BStBl I 2021, 2308 Rz 52). Insoweit enthält § 19a Abs 5 EStG eine gegenüber § 42e EStG abweichende Regelung (lex specialis), da bei § 42e EStG eine Anrufungsauskunft auch bei noch nicht verwirklichten Sachverhalten möglich ist (allgemeine Meinung, s § 42e Rn 26 (Pust); BFH v 07.05.2014, VI R 28/13, BFH/NV 2014, 1734 Rz 11; Bleschick in BeckOK EStG, § 19a Rz 281 (11. Ed 01.10.2021); Bleschick in H/H/R, § 42e EStG Rz 22 (Dezember 2021); Holzner in BeckOK EStG, § 42e Rz 24 mwN (11. Ed 01.10.2021); Martin in Lademann, § 42e EStG Rz 14 (265. EL, Oktober 2021)).

Vor der Übertagung einer Vermögensbeteiligung können daher uE Anrufungsauskünfte nach der allgemeinen Regelung in § 42e EStG beantragt werden, bspw zu der Frage, ob dem Grunde nach Arbeitslohn gegeben wäre, so auch BMF v 16.11.2021, BStBl I 2021, 2308 Rz 55. Hinsichtlich eines konkreten geldwerten Vorteils der Höhe nach kommt uE jedoch vor einer Übertragung der Vermögensbeteiligung die Erteilung einer Anrufungsauskunft nach § 42e EStG nicht in Betracht, da der Vorteil von zukünftigen wertbeeinflussenden Faktoren abhängig ist (in diese Richtung auch BMF v 16.11.2021, BStBl I 2021, 2308 Rz 52).

Fragen hinsichtlich des zukünftig anzuwendenden Bewertungsverfahrens können uE hingegen im Rahmen einer Anrufungsauskunft nach § 42e EStG vorab geklärt werden, so auch Seer in Tipke/Kruse, AO, § 89 Rz 31 und 49 (November 2021) zur verbindlichen Auskunft nach § 89 AO.

 

Rn. 136

Stand: EL 157 – ET: 04/2022

Gegenstand der Bestätigung iSd § 19a Abs 5 EStG ist ausschließlich der nach § 19a Abs 1 EStG nicht besteuerte Vorteil. Hierdurch ist zugleich der Gegenstand der Anfrage sachlich begrenzt, vgl demgegenüber bei § 42e EStG die Ausführungen von Pust (s § 42e Rn 26). Im Übrigen gelten die Voraussetzungen des § 42e EStG; zum Auskunftsinteresse sowie zur Formfreiheit der Anfrage vgl daher die Ausführungen von Pust (s § 42e Rn 31 und 35).

Die Anfrage auf Auskunft "im einzelnen Fall" iSd § 42e EStG ist auch dann erfüllt, wenn sie sich nicht auf einen bestimmten ArbN, sondern auf einen bestimmten Falltypus oder eine Fallgruppe bezieht, s BFH v 09.10.1992, VI R 97/90, BStBl II 1993, 166 Rz 13 und s § 42e Rn 27 (Pust). § 19a Abs 5 EStG enthält diesbezüglich nichts Abweichendes.

C. Rechtsnatur und Rechtsfolge

 

Rn. 137

Stand: EL 157 – ET: 04/2022

Die "Bestätigung" eines für die Steuer maßgebenden Umstandes (= den Vermögensvorteil als Besteue...

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