Rn 5

Nach allgM gilt § 29 jedenfalls in analoger Anwendung auch für vertragsähnliche Sonderbeziehungen (vgl KGR 05, 723 f; Zö/Schultzky Rz 6; Musielak/Voit/Heinrich Rz 4). Eine solche vertragsähnliche Sonderbeziehung wird angenommen bei der culpa in contrahendo, was nunmehr auch durch die gesetzliche Regelung in den §§ 311 II, 241 II BGB bestätigt wird (hM; BayObLG VersR 85, 741, 743; NJW-RR 03, 1503; JZ 21, 1174; München VersR 09, 1382 f; Zö/Schultzky Rz 6; St/J/Roth Rz 5, 18; MüKoZPO/Patzina Rz 11; ThoPu/Hüßtege Rz 4; Musielak/Voit/Heinrich Rz 4; s.a. Rn 14 ›Nebenpflichten‹), bei der Haftung des Vertreters ohne Vertretungsmacht nach § 179 I BGB (Hambg MDR 75, 227; ThoPu/Hüßtege Rz 3; Zö/Schultzky Rz 6; Musielak/Voit/Heinrich Rz 4), bei der Haftung nach § 128 HGB, was auch für die GbR gilt (vgl BayObLG MDR 02, 1360 [BayObLG 09.09.2002 - 1 Z AR 116/02]; Schlesw BB 04, 462 f; Hamm 11.6.19 – 32 SA 32/19; Musielak/Voit/Heinrich Rz 5; Zö/Schultzky Rz 6, 25 ›Handelsgesellschaft und GbR‹), nach § 130a Abs 1 u Abs 2 S 1 HGB (BGH WM 19, 1649) und nach den §§ 161, 171 HGB (BayObLGZ 80, 13 ff; Schlesw BB 04, 462 f; Hamm 11.6.19 – 32 SA 32/19; Bork NJW 18, 2985, 2986), bei der Organhaftung nach den §§ 93 II, 116 AktG (München ZIP 17, 235), § 43 II GmbHG (BGH NJW-RR 02, 800 f; WM 19, 1649) und § 64 S 1 GmbHG (BGH WM 19, 1649) sowie §§ 34, 41 GenG (Musielak/Voit/Heinrich Rz 5), bei der Haftung nach § 54 S 2 BGB (§ 54 II BGB nF ab 1.1.24); (Musielak/Voit/Heinrich Rz 5; St/J/Roth Rz 15), § 11 II GmbHG und 41 I 2 AktG (Musielak/Voit/Heinrich Rz 5). Eine vertragsähnliche Sonderbeziehung liegt darüber hinaus bei Streitigkeiten aus dem Verhältnis der Wohnungseigentümer (§§ 10 I, 13 ff WEG; Stuttg OLGR 00, 191 f; Musielak/Voit/Heinrich Rz 5), aus dem Gemeinschaftsverhältnis nach den §§ 741 ff BGB (Musielak/Voit/Heinrich Rz 5) und beim Gesamtschuldnerausgleichsanspruch nach § 426 BGB vor (s Rn 14 ›Gesamtschuld‹). Zu den vertragsähnlichen Sonderbeziehungen zählen auch die aus einer vertraglichen Beziehung herrührenden Rückabwicklungsverhältnisse zählen (vgl BGHZ 132, 105, 110; Saarbr NJW 05, 906, 907; BayObLG NJW-RR 02, 1502, 1503), so bei Rücktritt oder Widerruf (vgl Hamm 14.12.16 – 31 U 257/15; Zö/Schultzky Rz 6; s.a. § 29c) oder Einigung auf eine Rückabwicklung (vgl Schlesw 20.12.22 – 2 AR 28/22), auch wenn die Sache schon zurückgegeben wurde (KG 16.11.20 – 2 AR 1053/20; Schlesw 20.12.22 – 2 AR 28/22; Zö/Schultzky Rz 25 ›Rückabwicklung‹). Umstritten ist, ob § 29 auch bei der Leistungskondiktion (§ 812 I 1 BGB) anwendbar ist. Mit einer stark im Vordringen befindlichen Meinung ist davon auszugehen, dass aufgrund des engen rechtlichen Bezugs zu einem Vertragsverhältnis bei Ansprüchen aus Leistungskondiktion wegen nichtigen Vertrages ein Unterschied zu den Fällen des gesetzlichen bzw vertraglichen Rücktritts nur schwer begründet werden kann (vgl Frankf 16.1.17 – 13 SV 18/16; Musielak/Voit/Heinrich Rz 7; Zö/Schultzky Rz 6a; St/J/Roth Rz 6; vgl auch Saarbr NJW 05, 906, 907; Schlesw 20.12.22 – 2 AR 28/22; aA BGH MDR 62, 399, 400; BGHZ 132, 105, 110; Dresd 5.11.20 – 8 U 1084/20). Dies muss für alle Fälle der Leistungskondiktion gelten, also nicht nur die Fälle des § 812 I 1 Alt 1 BGB, sondern auch für die Anfechtung nach § 812 I 2 Alt 1 BGB; denn auch im Fall des späteren Wegfalls des rechtlichen Grundes ist die enge rechtliche Beziehung zu dem Vertragsverhältnis evident. Deshalb muss § 29 zB auch bei Rückabwicklungsverhältnissen nach Eintritt einer auflösenden Bedingung Anwendung finden. Dasselbe gilt in den Fällen der Leistungskondiktion im Rahmen bestehender Vertragsverhältnisse (vgl Stuttg OLGR 05, 362 f; Zö/Schultzky Rz 6a; Musielak/Voit/Heinrich Rz 7). Liegt dem Kondiktionsanspruch eine unerlaubte Handlung zugrunde, kann daneben auch der Gerichtsstand des § 32 begründet sein (vgl dazu § 32 Rn 5). Wegen der sonstigen Ansprüche aus ungerechtfertigter Bereicherung s Rn 7. Unter Beachtung der Ausführungen des BGH zu dem Rechtsverhältnis bei Gewinnzusagen (§ 661a BGB; BGHZ 165, 172, 179) kann ferner bei rechtsgeschäftsähnlichen Schuldverhältnissen wie § 661a BGB auf § 29 zurückgegriffen werden (Dresd MDR 05, 591; Zö/Schultzky Rz 6; ThoPu/Hüßtege Rz 3; Grüneberg/Sprau § 661a Rz 1; vgl auch BGHZ 162, 172, 179 f zu Art 5 EuGVO aF; aA Musielak/Voit/Heinrich Rz 6). Vor diesem Hintergrund wird man auch Schuldverhältnisse aus einseitigen Leistungsversprechen wie zB § 657 BGB nicht länger vom Anwendungsbereich des § 29 ausnehmen können (vgl Zö/Schultzky Rz 6; aA Musielak/Voit/Heinrich Rz 6; MüKoZPO/Patzina Rz 12; ThoPu/Hüßtege Rz 3).

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