Das Wichtigste in Kürze:

1. Für die HV in einem Bußgeldverfahren gelten die StPO-Vorschriften grds. sinngemäß (§§ 46, 71 OWiG).
2. Die Vorbereitung der HV richtet sich nach den §§ 213 – 225a.
3. Der HV-Termin wird vom Vorsitzenden bestimmt/anberaumt.
4. Für eine Aussetzung oder Unterbrechung der HV gelten die §§ 228, 229 uneingeschränkt.
5. Für den Ablauf der HV gilt grds. § 243.
6. Die HV des Bußgeldverfahrens endet mit der Einstellung des Verfahrens oder durch Urteil.
 

Rdn 1537

 

Literaturhinweise:

S. die Hinw. bei → Bußgeldverfahren, Besonderheiten, Allgemeines, Teil B Rdn 1476.

 

Rdn 1538

1. Für die HV in einem Bußgeldverfahren gelten die StPO-Vorschriften grds. sinngemäß (§§ 46, 71 OWiG). Auf Folgendes, insbesondere Besonderheiten/Abweichungen, ist jedoch hinzuweisen:

 

Rdn 1539

2.a) Die Vorbereitung der HV richtet sich nach den §§ 213 – 225a (zur Vorbereitung der HV im straßenverkehrsrechtlichen OWi-Verfahren durch den Verteidiger Burhoff/Niehaus, OWi, Rn 4211 ff.). Der Betroffene und sein Verteidiger sind also insbesondere zur HV zu laden, es gelten die allgemeinen Regeln (vgl. u.a. OLG Koblenz StraFo 2009, 420). Gem. § 74 Abs. 3 OWiG ist der Betroffene in Abweichung von § 216 über die sich bei seinem Ausbleiben aus § 74 Abs. 1, 2 OWiG ergebenden Folgen zu belehren (i.Ü. → Ladung des Angeklagten, Teil L Rdn 2185; → Ladung des Verteidigers, Teil L Rdn 2198).

 

Rdn 1540

b) Es gilt die Ladungsfrist des § 217 (eine Woche), und zwar auch dann, wenn der Betroffene bereits zu einer früheren HV unter Einhaltung der Ladungsfrist geladen worden war (BayObLG NJW 1978, 2406) und auch bei einer Umladung (OLG Köln NStZ-RR 2000, 179), nicht jedoch, wenn die HV lediglich unterbrochen worden ist (BayObLG NZV 1999, 306; OLG Köln NStZ 1991, 92). Von einem (in seiner Abwesenheit) beschlossenen Fortsetzungstermin ist der Betroffene jedoch zumindest formlos zu verständigen (BayObLG, a.a.O.), und zwar auch dann, wenn er vom persönlichen Erscheinen in der HV entbunden war. Der Beginn eines Fortsetzungstermins muss, auch wenn die HV nach einer → Unterbrechung der Hauptverhandlung, Teil U Rdn 3131, im Laufe des Tages fortgesetzt wird, konkret bestimmt werden (LG Kiel VRR 2008, 38). Anderenfalls ist das Fernbleiben des Betroffenen entschuldigt (LG Kiel, a.a.O.; vgl. auch noch KG NStZ-RR 2015, 55 u. → Bußgeldverfahren, Besonderheiten, Anwesenheit des Betroffenen, Teil B Rdn 1488).

 

Rdn 1541

Auch im Bußgeldverfahren sind gem. § 222 Abs. 1 dem Betroffenen sämtliche zur HV geladenen Zeugen bekannt zu geben, und zwar auch dann, wenn sie bereits im Bußgeldbescheid angeführt waren (OLG Hamm NJW 1996, 534; NStZ-RR 2012, 58 [Ls.]; dazu auch OLG Bamberg zfs 2014, 229 m. Anm. Krenberger). Erfüllt das Gericht diese Mitteilungspflicht nicht, kann gem. § 246 Abs. 2 die Aussetzung der HV verlangt werden (→ Aussetzung, verspätete Namhaftmachung geladener Beweispersonen, Teil A Rdn 617). Die Mitteilungspflicht gilt nicht für Urkunden- und Augenscheinsgegenstände (dazu Krenberger, a.a.O.).

 

Rdn 1542

3. Der HV-Termin wird vom Vorsitzenden bestimmt/anberaumt (→ Terminsbestimmung/Terminsver­legung, Teil T Rdn 3070). Die Anberaumung einer HV mit verjährungsunterbrechender Wirkung gemäß § 33 Abs. 1 S. 1 Nr. 11 OWiG liegt nur vor, wenn der Vorsitzende jedenfalls Tag und Stunde der vorgesehenen Verhandlung bestimmt (OLG Karlsruhe NStZ-RR 2015, 385).

 

☆ Auch im Bußgeldverfahren hat der Betroffene grds. Anspruch darauf, vom Anwalt des Vertrauens verteidigt zu werden. Das hat zur Folge, dass der HV-Termin i.d.R. zu verlegen sein wird, wenn der Verteidiger verhindert ist (eindrucksvoll OLG Koblenz StV 2009, 477; i. Ü. u.a. BayObLG, Beschl. v. 4.12.2020 – 201 ObOWi 1517/20, StV-S 2021, 23 [Ls.]; KG NZV 2003, 433; DAR 2012, 395 m. Anm. Burhoff VRR 2012, 275 für plötzliche Erkrankung des Verteidigers; OLG Brandenburg, Beschl. v. 17.8.2015 – 53 Ss-OWi 299/15; Beschl. v. 27.12.2019 – 1 B 53 Ss-OWi 642/19 (374/19), VA 2020, 90OLG Braunschweig VRR 2012, 232; OLG Dresden zfs 2013, 530; OLG Hamm zfs 2009, 470; zfs 2010, 649; VA 2015, 159; VRR 2013, 272; OLG München NJW 2006, 711 [Ls.]; OLG Zweibrücken NZV 1996, 162; LG Neubrandenburg NZV 2012, 47; LG Stuttgart StRR 2012, 114; Fromm zfs 2014, 608 ff.; vgl. jetzt aber OLG Brandenburg, Beschl. v. 18.3.2020 – (1Z) 53 Ss-OWi 131/20 (78/20), NZV 2020, 482 m. abl. Anm. Krenberger; AG Castrop-Rauxel VRS 130, 218). Das gilt – jedenfalls in Zusammentreffen mit anderen Umständen – auch, wenn der Verteidiger erst kurzfristig vor dem Termin beauftragt worden ist (OLG München, a.a.O. für Strafbefehlsverfahren; weit. Nachw. →  Termins­bestimmung/Terminsverlegung , Teil T Rdn  3070 ).Anspruch darauf, vom Anwalt des Vertrauens verteidigt zu werden. Das hat zur Folge, dass der HV-Termin i.d.R. zu verlegen sein wird, wenn der Verteidiger verhindert ist (eindrucksvoll OLG Koblenz StV 2009, 477; i. Ü. u.a. BayObLG, Beschl. v. 4.12.2020 – 201 ObOWi 1517/20, StV-S 2021, 23 [Ls.]; KG NZV 2003, 433; DAR 2012, 395 m. Anm. Burhoff VRR 2012, 275 für plötzl...

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