Startup Copetri: Interview mit den Gründern zur Grundidee

Eine neue Community rund um die Themen Innovation, Transformation und People will das Startup "Copetri – Bridging Perspectives" etablieren. Die Gründer Ralf Hocke und Nadine Jäger sind keine Unbekannten in der HR-Szene. Im Interview berichten sie, welche Ideen sie voranbringen wollen.

Haufe Online Redaktion: Was ist die Grundidee von Copetri?

Ralf Hocke: Wir stehen vor zahlreichen Herausforderungen: Digitalisierung, Fachkräftemangel, Führungsverständnis, Qualifizierung der Mitarbeiter, Wertewandel und das große Thema Nachhaltigkeit. Inzwischen hat wohl jeder verstanden, dass wir da großen Nachholbedarf haben. Das bestätigt auch das International Institute for Management Development in Lausanne, laut dessen aktueller Studie Deutschland bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit an Boden verliert und nur noch den 17. Platz unter 63 Ländern belegt. Wir sehen, dass Deutschland den internationalen Anschluss verliert. Wir sehen aber auch, dass es einige sehr erfolgreiche Unternehmen gibt. Diese haben einerseits eine große Flexibilität und andererseits digitale Lösungen, sowohl auf der Angebots-, Geschäftsmodell- als auch der Prozessseite. Diese Unternehmen zeichnen sich durch eine moderne Unternehmens- und Führungskultur aus und haben sehr qualifizierte und motivierte Mitarbeiter.

Brücken bauen zwischen Innovation, Transformation und People

Haufe Online Redaktion: Wie führt das zu den Themen, die Sie vorantreiben wollen: Innovation, Transformation und People?

Hocke: Wenn man das, was diese Unternehmen anders machen, übersetzt, dann werden aus digitalen Geschäftsmodellen und Angeboten das Thema Innovation, aus Arbeitsbedingungen, Führungs- und Unternehmenskultur das Thema Transformation und aus Mitarbeitergewinnung, -qualifikation und -motivation das Thema Human Resources. Deshalb glauben wir, dass man diese drei Dinge zusammenbringen muss. Sie machen die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen aus. Wir sagen: Es braucht eine gemeinsame Anlaufstelle, wo diese drei Schlüsselthemen in der Tiefe und Breite bearbeitet werden, wo man Brücken baut, konkrete Lösungen erarbeitet, Inspirationsräume schafft und die Möglichkeit zum Netzwerken bietet. Das ist unsere Grundidee.

Live-Event für 2022 in Frankfurt geplant

Haufe Online Redaktion: Wie soll das Austauschen, Netzwerken und Ideenfinden genau funktionieren?

Hocke: Zum einen glauben wir, dass das über Plattformen stattfindet. Wir haben eine Webseite gelauncht, auf der wir dazu einladen, sich zu informieren und auszutauschen. Es gibt weitere Formate, die wir im Laufe der Zeit entwickeln werden. Aber wir glauben auch, dass zusätzlich ein persönlicher Austausch stattfinden muss. Deswegen planen wir für den Mai 2022 in Frankfurt eine zweitägige Veranstaltung. Das Event wird in einem Industrie-Loft stattfinden und einen Mix aus Wissenserwerb und Netzwerken ermöglichen. Geplant sind beispielsweise Masterclasses und eine Mischung aus Lernen und Spaß haben.

Haufe Online Redaktion: Zu Ihrem Konzept gehören auch Circles, die sich untereinander austauschen. Gibt es schon Circles, die sich im virtuellen Raum treffen?

Nadine Jäger: Unser Ansatz ist: Wir wollen mit, aus und für die Community gestalten und Brücken bauen. Die Circles bilden dafür eine Grundlage. Gemeinsam mit uns treiben sie die Themen voran, geben Denkanstöße und entwickeln neue Ideen. Wir sehen uns als Teil der Community, mit der wir gemeinsam vorangehen und versuchen, die drei Themenbereiche zu verzahnen und innerhalb der Circles diese Cluster zu verbinden und Brücken zu bauen. Es gibt auch schon die ersten Mitwirkenden.

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Haufe Online Redaktion: Wie wollen Sie als Startup damit Geld verdienen?

Hocke: Unser Business-Modell basiert auf verschiedenen Pfeilern. Einer davon werden Content- und Event-Formate sein. Zunächst steht aber die Entwicklung der Community im Fokus. Uns ist es wichtig, der Community zu zeigen, was wir vorhaben, und die Community für den Gedanken zu begeistern. Das positive Feedback zum Launch und die Unterstützung aus allen Bereichen bestärken uns auf diesem Weg. Wir konnten auf der Webseite schon einige Zitate veröffentlichen von Personen, die unsere Idee gut finden und unterstützen wollen.

Der Ansatz lautet: aus der Community für die Community

Haufe Online Redaktion: Networking-Events und Communities gibt es viele: bei Verbänden, auf digitalen Events, in Social Media. Was ist das Besondere bei Ihnen?

Jäger: Grundsätzlich sehen wir drei wesentliche Punkte der Differenzierung: Der erste ist unsere themenbezogene Verzahnung der drei Bereiche Innovation, Transformation und People. Wir gehen nicht nur in die Tiefe, sondern denken die Themen auch in die Breite weiter. Der zweite Punkt ist der schon beschriebene Community-Ansatz: Wir wollen das Ganze aus der Community für die Community aufbereiten. Es wird auch Themen aus der Community geben, die in der Community erarbeitet und dann mit neuen Denkanstößen nach draußen getragen werden. Das darf gern auch breiter sein. Wir laden jeden ein, aus jeder Ebene des Unternehmens, mit jedem Erfahrungshintergrund und aus jeder Branche – wir sagen immer von "Hands-on" bis "Head of" – mitzumachen. Der dritte Differenzierungsfaktor, in dem wir sehr stark sind, betrifft das digitale Denken und die digitale Vernetzung.

Unser digitales Mindset wollen wir in die Community bringen, um auch dort digitale Lösungen zu schaffen und User Experience neu zu denken." – Nadine Jäger


Haufe Online Redaktion: Was genau verstehen Sie darunter?

Jäger: Wir arbeiten als Startup komplett digital und cloudbasiert. Wenige Tools reichen uns momentan aus, um unsere Prozesse abzubilden. Dieses digitale Mindset wollen wir in die Community bringen, um auch dort digitale Lösungen zu schaffen und User Experience neu zu denken. Aber es geht nicht nur um digitales Denken, sondern auch darum, den persönlichen Austausch auf dem Festival zu fördern. Dort wollen wir die die themenbezogene Verzahnung, den Community-Ansatz und digitale Elemente praxisorientiert integrieren. Das ist unser Kern und macht unsere Besonderheit aus.

Haufe Online Redaktion: Frau Jäger, als Co-Founderin haben Sie zusammen mit Ralf Hocke Copetri ins Leben gerufen. Wie sind Ihre Rollen voneinander abgegrenzt?

Jäger: "Startup-like" macht aktuell jeder erstmal alles. Wir haben eine gemeinsame Vision und treiben auch die Themen gemeinsam voran. Deshalb gibt es im Moment keine spezielle Aufgabenteilung. Das Schöne ist, dass wir uns schon länger kennen und längere Zeit miteinander gearbeitet haben. Das heißt, wir kennen auch unsere jeweiligen Stärken. Perspektivisch gesehen werde ich die operativen Bereiche übernehmen und die Entwicklung innerhalb der Firma vorantreiben, während Ralf als CEO die Gesamtstrategie verantworten wird.

Positives Feedback zum Start von Copetri

Haufe Online Redaktion: Was wollen Sie 2021 erreichen?

Hocke: Zunächst freuen wir uns über das positive Feedback, das wir zum Start bekommen haben. Das zeigt uns, dass wir die richtigen Themen vorantreiben wollen. Diesen Schwung wollen wir nutzen und uns weiter in der Community etablieren. Wir möchten den Verzahnungsansatz weiter erklären und unter unserem Claim "Bridging Perspectives" Vordenker und Vormacher zusammenbringen. Wenn wir das bis Jahresende geschafft haben, sind wir sehr zufrieden.

Haufe Online Redaktion: Woher kommt Ihre Begeisterung für die Themen?

Hocke: Mich treibt schon länger die Frage um, in welche Welt wir unsere Kinder "entlassen" wollen. Ich habe selbst drei Kinder. Ich frage mich, welche Werte und Fähigkeiten sie für die Zukunft brauchen und wie wir uns als Land Deutschland und Teil Europas zukünftig aufstellen wollen. Da gibt es aus meiner Sicht einigen Nachholbedarf. Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel, der durch Covid-19 noch beschleunigt wird. Darüber hinaus habe ich Spaß an der Start-up-Kultur und am Aufbau von etwas Neuem. Menschen zusammenzubringen und neue Perspektiven zu entdecken, hat mich schon immer begeistert. Ich engagiere mich zum Beispiel auch im Arbeitskreis "Future of Work" beim FAMA - Fachverband Messen und Ausstellungen.

Jäger: Eigentlich habe ich mein ganzes Berufsleben in der Messebranche verbracht. In den vergangenen zehn Jahren durfte ich auch die Entwicklung der Arbeitswelt mit begleiten. Das ist etwas, das mich auch inhaltlich treibt. Das Schöne an diesen Themen ist, dass sie mir nicht nur beruflich nahe sind, sondern auch im Privaten. Ich kann sie in meinem Umfeld sehen und diskutieren und sie berühren mich. Copetri ist eine Fortentwicklung der vergangenen zehn Jahre meines Berufslebens und als Unternehmerin habe ich jetzt die Gelegenheit, diese Themen selbst mitgestalten zu können.


Zu den Interviewpartnern:

Nadine Jäger ist Co-Founder und COO von Copetri – Bridging Perspectives. Zuvor war sie Chief Exhibitions and Sales Officer bei der Spring Messe Management GmbH und hat unter anderem maßgeblich die Entwicklung der Zukunft-Personal-Reihe mitgestaltet. Erste Gründungserfahrung sammelte sie bereits mit einer eigenen Getränkemarke.

Ralf Hocke ist Co-Founder und CEO von Copetri – Bridging Perspectives. Zuvor war er CEO der Spring Messe Management GmbH und Mitglied der Unternehmensleitung der Deutschen Messe AG. Vor dieser Tätigkeit arbeitete er unter anderem bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little. Er ist zudem Vorsitzender des Arbeitskreises "Future of Work" beim FAMA e.V.


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