Human Works Talks: Digitalisierung und Virtual Collaboration

Was sind die Herausforderungen, die sich aus der flächendeckenden virtuellen Zusammenarbeit ergeben? Wie verändern sich im Zuge der Digitalisierung die Anforderungen an die Führungskräfte? Die Diskussionsteilnehmer am Human Works Talk berichteten über ihre Erfahrungen – und ihren Umgang mit dem zunehmenden "Digitalisierungsstress" unter den Mitarbeitern.

Der fünfte und vorerst letzte Human Works Talk der Beratungsgesellschaft Mercer-Promerit behandelte ein Thema, das in den letzten Wochen und Monaten viele beschäftigte – und voraussichtlich auch weiter beschäftigen wird: "Virtual Collaboration – das neue Normal?" Die Diskussionsteilnehmer Roland Hehn, Armin von Rohrscheidt, Daniel Krauss und Anna Kopp sprachen über die Herausforderungen für Führungskräfte im Zuge der flächendeckenden virtuellen Zusammenarbeit.

Virtuelle Zusammenarbeit führt zu mehr Produktivität, aber auch Stress

Die Corona-Krise sorgte im Frühjahr 2020 dafür, dass die Digitalisierung und virtuelle Zusammenarbeit in den Unternehmen sprunghaft anstieg. So beobachteten die Diskutanten allesamt eine höhere Produktivität ihrer Mitarbeiter. Was sich auf den ersten Blick positiv anhört, hat eine Kehrseite: Das Stresslevel für Mitarbeiter und Führungskräfte stieg. "Alle Unternehmen haben gemeinsam, dass sie jedes Jahr mehr leisten müssen mit weniger Ressourcen", hat Anna Kopp diese Entwicklung schon vor der Pandemie festgestellt. Doch wie lässt sich der daraus resultierende Druck reduzieren? "Wir haben einmal im Monat einen 'Meeting-free-Friday', dort können alle Mitarbeiter liegengebliebene Arbeit abarbeiten", sagte Kopp. "Wir haben uns dafür entschieden, dass wir diesen freien Tag top-down verpflichtend einführen." Der Terminkalender aller Microsoft-Mitarbeiter sei an diesem Tag geblockt.

Wie gelingt Führung auf Distanz?

Daniel Krauss, Gründer und CIO von Flixbus, hat festgestellt, dass sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter in der Krise unter Druck stehen. Es sei deshalb für die Betriebe überlebenswichtig, die Unternehmenskultur zu pflegen. "Wir müssen uns darum kümmern, dass die Menschen die Krise gut überstehen." Doch wie gelingt das, wenn viele Vorgesetzte ihre Mitarbeiter nur noch per Videocall sehen? Um die Innovationskraft aufrechtzuerhalten, solle die familiäre Komponente bei Flixbus durch Experimente und ein hohes Maß an Freiheit virtuell in den Mittelpunkt gerückt werden. "Wir von Geschäftsführungsseite kommunizieren momentan noch mehr als sonst. Auf einer leichteren Ebene schauen wir, dass wir zum Beispiel digitale Coffee Dates anbieten oder dass Mitarbeiter, die nebenbei als Yoga-Lehrer arbeiten, für andere Beschäftigte online Kurse geben", sagte Krauss.

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Die stark zunehmende virtuelle Zusammenarbeit führte in der Corona-Krise außerdem dazu, dass viele Führungskräfte von heute auf morgen ihre Teams auf Distanz führen mussten. Einen Kontrollverlust hat Roland Hehn, CHRO bei Heraeus und einer der "40 führenden HR-Köpfe" 2019 des Personalmagazins, jedoch nicht festgestellt. "Bei Heraeus und anderen, mit denen ich mich unterhalte, ist das eher ein Randthema."

Vielmehr – und das sei ein Gewinn der Krise – hätten sich Vorgesetzte häufiger gefragt, was ihre Mitarbeiter den ganzen Tag arbeiten. Dabei hätten sie festgestellt, dass sie an manchen Themen gar nicht nah genug dran waren, diese aber einer größeren Aufmerksamkeit bedürften. Für Unternehmen sei es wertvoll, dass Führungskräfte nun intensiver mit den Mitarbeitern sprächen. "Wir sehen, dass Mitarbeiter das wertschätzen, denn sie fühlen sich stärker wahrgenommen." Virtuelle Kollaboration führe folglich zum Gegenteil, nämlich zu mehr Nähe zwischen Mitarbeiter und Führungskraft. Der scheinbare Vertrauensverlust durch die räumliche Trennung hätte also umgekehrt den positiven Effekt neuer Erkenntnissen und Handlungsmöglichkeiten. Darüber hinaus sieht Armin von Rohrscheidt, Partner bei Mercer-Promerit, für die Zukunft der Arbeitswelt eine stärkere Harmonie zwischen Privatem und Geschäftlichem. Der Purpose werde hierbei eine stärkere Rolle spielen.

Kai Anderson zieht positives Fazit zu seinen Human Works Talks

Das Fazit von Kai Anderson, Moderator der Human Works Talks, viel nach dem vorerst letzten Event äußerst positiv aus. "Die Veranstaltung toppt unsere Erwartungen. Wir sind happy, wenn wir den Talk im Quervergleich zu anderen virtuellen Events sehen." Als persönliche Highlights hob er den ersten Talk zur Individualisierung der Arbeit mit Antje von Dewitz sowie die Preisverleihung des CHRO of the Year hervor, die vom Personalmagazin als Sonderausgabe im Rahmen der Talkreihe live aus dem Bahntower in Berlin gestreamt wurde. "Wir waren alle froh, mal wieder reisen zu können und rauszukommen", sagte Anderson zur Preisvergabe.


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