Was ist mobiles Recruiting? Definition und Vorteile

Der Siegeszug des mobilen Internets ist nicht mehr zu stoppen. Das hat auch Auswirkungen auf die Personalgewinnung: Viele Stellensuchende rufen Karriereseiten und Stellenanzeigen mit mobilen Endgeräten auf. Arbeitgeber sollten ihre Angebote und Bewerbungsformulare mobil optimieren.

Der Trend zum mobilen Recruiting ist ungebrochen - das bestätigt die Studie "Recruiting Trends 2020" der Universität Bamberg und von Monster.de. Über 80 Prozent der befragten Unternehmensvertreter sind der Meinung, dass "Mobile Recruiting" schon heute einen hohen Stellenwert für Kandidaten hat. Noch mehr denken, dass es in Zukunft immer wichtiger wird. In den Unternehmen sind mobil-optimierte Angebote und Bewerbungsmöglichkeiten allerdings noch nicht flächendeckend umgesetzt.

Vorteile von mobilem Recruiting

Die Vorteile von mobilem Recruiting liegen auf der Hand: Die Reichweite bei der Bewerberansprache erhöht sich und die Candidate Experience verbessert sich. Hat ein Arbeitgeber dagegen keine mobil-optimierte Webseiten und Stellenanzeigen und bietet er auch keine Möglichkeit zu einer Kurzbewerbung mit mobilen Endgeräten an, wirft das ein negatives Bild auf die Modernität und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Umgekehrt erhöhen sich durch den Einsatz von Mobile Recruiting die Chancen, gut ausgebildete und technisch interessierte Bewerberinnen und Bewerber für offene Stellen zu finden.

Die Einführung von mobilem Recruiting wirkt sich insgesamt positiv auf die Personalgewinnung und das Employer Branding des Unternehmens aus. Ein wichtiger Bestandteil von mobilem Recruiting ist – abgesehen von mobil-optimierten Karriereseiten, Stellenanzeigen und Suchfunktionen – die Möglichkeit zur unkomplizierten Bewerbung über ein mobiles Endgerät.

Die mobile Bewerbung

Ein zentraler Bestandteil der mobilen Bewerbung ist die Möglichkeit, Bewerberdaten aus dem Xing- oder Linkedin-Profil oder dem Lebenslauf (CV-Parsing) zu übernehmen. Auf diese Weise erspart sich die Bewerbenden das mühevolle Eingeben seiner Daten auf dem Smartphone oder Tablet.

Eine mobile Bewerbung kann sogar auch ganz ohne das händische Eingeben von Daten erfolgen. Einige Unternehmen mit hohem Bewerberaufkommen setzen zum Beispiel auf die Spracheingabe von Bewerbungen über die Mikrofonfunktion des Smartphones. Andere bieten Videobewerbungen an. Inwiefern diese Sonderformen der mobilen Bewerbung sich durchsetzen werden, hängt ab von der jeweiligen Kandidatenzielgruppe und der avisierten Position. Unverkennbar aber ist der Trend zu kürzeren, mit mobilen Endgeräten gut nutzbaren Online-Bewerbungsformularen. Laut der Best-Recruiters-Studie Deutschland 2020/21 boten 80 Prozent der Unternehmen die Möglichkeit an, sich per Smartphon oder Tablet zu bewerben.

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Social Media Recruiting

Die Studie zeigt auch, dass es erheblichen Raum für Verbesserungen beim Social Media Recruiting gibt: Wenn Arbeitgeber von einem potenziellen Bewerber über Xing kontaktiert werden, der sich nach den Möglichkeiten zu Altersteilzeit erkundigt, reagieren sie nur zögerlich. Zwar führten die Arbeitgeber aus Deutschland mit einer Antwortrate von 26 Prozent innerhalb einer Frist von drei Tagen den Ländervergleich an (Österreich: 22 Prozent, Schweiz: zehn Prozent), aber in allen Ländern besteht bei der Kontaktaufnahme per Social Media noch viel Optimierungsbedarf.

Neun von zehn getesteten Unternehmen haben zwar ein Xing-Profil. Aber dieses wird in vielen Fällen nicht aktiv betreut. Sowohl das Employer Branding als auch die Bewerberkommunikation werden in Social Media nur selten strategisch angegangen.

Etwas anders sieht es beim Active Sourcing aus. Hier findet sich laut der "Recruiting Trends"-Studie die proaktive Suche in Karrierenetzwerken an zweiter Stelle der Active-Sourcing-Kanäle, nach den unternehmenseigenen Talentpools.

Mehr zu den Methoden und Ansätzen für Social Media Recruiting lesen Sie in diesem Kapitel.

Tools, Apps und Software für mobiles Recruiting

Dreh- und Angelpunkt für das mobile Recruiting ist die mobil-optimierte Stellenanzeige, die über die ein Online-Bewerbungsformular aufgerufen werden kann. Das Erstellen von Stellenanzeigen und Bewerbungsformularen wird über die Bewerbermanagement-Software gesteuert. Moderne Bewerbermanagement-Systeme ermöglichen zudem CV-Parsing-Funktionen für die schnelle Bewerbung mit den Daten aus dem Lebenslauf oder die Übernahme von Profildaten aus Xing oder Linkedin in das Bewerbungsformular.

Zusätzlich gibt es zahlreiche Tools und Lösungen auf dem Markt, die sprachgesteuerte Bewerbungen oder Videobewerbungen unterstützen, Messenger-Funktionen für die Bewerbung ermöglichen oder Chatbots für Bewerberanfragen bereitstellen. Welche davon für das jeweilige Unternehmen sinnvoll sind, hängt ab von der avisierten Bewerberzielgruppe, dem Bewerberaufkommen und den zu besetzenden Positionen.

Nur in vereinzelten Fällen erscheinen Unternehmens-Apps für das mobile Recruiting sinnvoll, da die Stellensuchenden zunächst dazu bewogen werden müssen, die App herunterzuladen. Das wird sich nur bei sehr großen Unternehmen durchsetzen.

Trends im mobilen Recruiting

Wie wird sich das mobile Recruiting weiterentwickeln? Diese drei Entwicklungen werden voraussichtlich die nächsten Monate bestimmen:

Trend Nummer 1: Mobile first. Ähnlich wie bei der Softwareentwicklung, bei der zunächst die mobilen Funktionen konzipiert werden, wird auch beim Recruiting zunehmend die mobile Nutzung im Vordergrund stehen. Das gilt auch für die Kollaboration der Recruiter untereinander und mit der Fachabteilung. Remote Work macht ein ortsunabhängiges mobiles Arbeiten erforderlich – sowohl bei der Bewerbung als auch beim Bewerbermanagement.

Trend Nummer 2: Messenger-Recruiting. Das Anschreiben in der Bewerbung verliert seit Jahren an Bedeutung. Zahlreiche große Unternehmen verzichten bereits ganz darauf. Das ebnet den Weg für Bewerbungen über Messenger wie Whatsapp. Die Bewerbung kann im Dialog erfolgen, auf Basis eines kurzen sprachgesteuerten Interviews oder als Video.

Trend Nummer 3: Der Recruiter als Kommunikator. Wenn mobiles Recruiting bedeutet, stärker in den Dialog mit den Kandidaten zu gehen, wird die Person des Recruiters wichtiger. Bewerber wollen einen realen Ansprechpartner haben, mit Bild und Kontaktdaten. Die Recruiter von morgen müssen nahbar und kommunikativ sein. Dazu gehört auch, dass sie in den für die Zielgruppe relevanten Netzwerken aktiv sind.