Rz. 39

Eine bevorzugte Berücksichtigung des teilzeitbeschäftigten Arbeitnehmers, der gestützt auf § 9 Satz 1 TzBfG die Verlängerung seiner Arbeitszeit begehrt, scheidet aus, wenn Arbeitszeitwünsche anderer teilzeitbeschäftigter Arbeitnehmer dem Verlängerungsverlangen entgegenstehen (Seit 1.1.2019: § 9 Satz 1 Nr. 3 TzBfG i. d. F. des Gesetzes vom 11.12.2018[1]). Dies betrifft nach dem Wortlaut zunächst nur Wünsche anderer Teilzeitbeschäftigter. Macht jedoch ein Vollzeitbeschäftigter einen Anspruch auf Verringerung der Arbeitszeit i. S. v. § 8 TzBfG geltend, stellt dies auch im Hinblick auf den Gesetzeszweck einen dringenden betrieblichen Grund dar.[2] Keine anderen teilzeitbeschäftigten Arbeitnehmer i. S. d. Norm sind solche, die nicht betriebszugehörig sind.

 

Rz. 40

Der Arbeitgeber braucht unter gleich geeigneten Bewerbern keine Sozialauswahl nach § 1 Abs. 3 Satz 1 KSchG zu treffen (so aber noch der ursprüngliche Gesetzesentwurf[3]). Seine Auswahlentscheidung hat aber nach billigem Ermessen zu erfolgen.[4]

Aufgrund der Regelung in § 164 Abs. 5 SGB IX[5] dürften zumindest schwerbehinderte Arbeitnehmer i. S. v. § 2 Abs. 2 SGB IX[6] bei der Auswahlentscheidung bevorzugt zu berücksichtigen sein.[7] Verlangt ein vor seiner Freistellung nach § 38 Abs. 1 BetrVG teilzeitbeschäftigtes Betriebsratsmitglied die Verlängerung seiner Arbeitszeit, dürfen bei der Auswahlentscheidung Unterschiede in den Eignungs-, Befähigungs- und Leistungsbildern der jeweiligen Bewerber wegen des Benachteiligungsverbots in § 78 Satz 2 BetrVG grundsätzlich nur dann berücksichtigt werden, wenn sie nicht durch die Betriebsratstätigkeit, insbesondere nicht durch die Freistellung entstanden sind.[8] Entsprechendes gilt für ein nicht freigestelltes Betriebsratsmitglied.[9] Aus § 9 TzBfG folgt keine Verpflichtung des Arbeitgebers, gestiegenes Arbeitszeitvolumen auf alle interessierten Teilzeitbeschäftigten gleichmäßig zu verteilen.[10]

[1] BGBl. 2018 I S. 2384; bis 31.12.2018: § 9 TzBfG a. F.
[2] S. Rz. 37.
[3] BT-Drucks. 14/4374 S. 8.
[4] So BT-Drucks. 14/4625 S. 20; BT-Drucks. 19/3452 S. 17; ebenso LAG Düsseldorf, Urteil v. 3.8.2007, 10 Sa 112/07, LAGE § 9 TzBfG Nr. 2; HK-TzBfG/Boecken, 6. Auf. 2019, § 9 TzBfG, Rz. 27; Boewer, TzBfG, 1. Aufl. 2002, § 9 TzBfG, Rz. 40; Annuß/Thüsing/Jacobs, TzBfG, 3. Aufl. 2012, § 9 TzBfG, Rz. 30; Kliemt, NZA 2001, 63, 68; ErfK/Preis, 23. Aufl. 2023, § 9 TzBfG, Rz. 8; HWK/Rennpferdt, 10. Aufl. 2022, § 9 TzBfG, Rz. 10; Worzalla, SAE 2009, 257, 260; vgl. auch BAG, Urteil v. 13.2.2007, 9 AZR 575/05, EzA § 9 TzBfG Nr. 2, in Rz. 29; BAG, Urteil v. 17.10.2017, 9 AZR 192/17, EzA § 9 TzBfG Nr. 7, in Rz. 36; ebenso früher zu § 2 Nr. 5 MTV Massa BAG, Urteil v. 25.10.1994, 3 AZR 987/93, AuR 2001, 146, 147; a. A. Hamann, in: Festschrift für Düwell, 2011, S. 131, 146; Laux/Schlachter/Laux, TzBfG, 2. Aufl. 2011, § 9 TzBfG, Rz. 71, 72; Schüren, AuR 2001, 321, 322; Sievers, TzBfG, 7. Aufl. 2021, § 9 TzBfG, Rz. 42; vgl. auch Schiefer, NZA-Beilage 4/2012, 132, 135.
[5] Bis 31.12.2017: § 81 Abs. 5 SGB IX a. F.
[7] Vgl. auch Annuß/Thüsing/Jacobs, TzBfG, 3. Aufl. 2012, § 9 TzBfG, Rz. 30; Meinel/Heyn/Herms/Heyn, TzBfG, 6. Aufl. 2022, § 9 TzBfG, Rz. 27; a. A. Laux/Schlachter/Laux, TzBfG, 2. Aufl. 2011, § 9 TzBfG, Rz. 58.
[9] LAG Düsseldorf, Urteil v. 16.11.2007, 10 Sa 1386/07, N.v.
[10] BAG, Urteil v. 13.2.2007, 9 AZR 575/05, EzA § 9 TzBfG Nr. 2; vgl. auch BAG, Urteil v. 17.10.2017, 9 AZR 952/17, EzA § 9 TzBfG Nr. 7; s. a. Rz. 23.

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