Adler verkauft Holsten-Areal – Hamburg will zugreifen

Der finanziell angeschlagene Immobilienkonzern Adler will nun offenbar doch das Holsten-Areal im Hamburger Stadtteil Altona verkaufen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga und Konsortialpartner Quantum Immobilien wollen kaufen. 

Ursprünglich waren auf dem 86.000 Quadratmeter großen Holsten-Areal im Hamburger Bezirk Altona mehr als 1.200 Wohnungen geplant, darunter rund 365 geförderte Mietwohnungen mit einer Mietpreis- und Belegungsbindung von 30 Jahren. Tatsächlich passiert ist bislang jedoch wenig bis gar nichts. Statt zu bauen, wurden das ehemalige Brauerei-Grundstück immer weiterverkauft. Der Preis hat sich dabei vervielfacht. Der Unternehmensgruppe Adler gehört das Grundstück seit 2019.

Die Stadt hat den Kauf mehrfach geprüft. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga und die Quantum Immobilien AG bekräftigten am 26. April ihr bekanntes Interesse, das im Juni 2022 bekundet wurde. "Das Angebot steht weiterhin", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. "Wir sind unverändert zuversichtlich, durch den Ankauf und die Entwicklung dieses für die Stadt bedeutenden Areals in bewährter Partnerschaft unseren Beitrag zu leisten."

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) schaltete sich Anfang des Jahres in die Diskussion ein. "Die Stadt hat ein großes Interesse daran, dass das Holsten-Areal in seriöse Hände gelangt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur – "Zu einem angemessenen Preis. Spekulative Grundstücksbewertungen akzeptieren wir nicht."

2016 hätte die Stadt das Gelände vom Carlsberg-Konzern kaufen können. Damals für rund 65 Millionen Euro – nun steht es mit 364 Millionen Euro in den Adler-Bilanzen. Die Gruppe hat am 25. April im Geschäftsbericht für 2022 das Holsten-Quartier unter den Vorverkaufsprojekten gelistet.

Spekulation vorbeugen: Vorkaufsrechte in Rothenburgsort

Im September 2022 hat Hamburger Senat eine Vorkaufsrechtsverordnung für ein Areal im Stadtteil Rothenburgsort beschlossen, um Spekulationen vorzubeugen. Der Projektentwickler Consus, eine Tochter des angeschlagenen Adler-Konzerns, hatte zwischen dem Billwerder Neuer Deich und dem Alexandra-Stieg den Bau von 50.000 Quadratmetern Gewerbefläche geplant.

Mit der Vorkaufsrechtsverordnung soll laut Senatsverwaltung zum einen das 2014 beschlossene Konzept "Stromaufwärts an Elbe und Bille – Wohnen und urbane Produktion in Hamburg-Ost" gesichert werden, das den Hamburger Osten als einen Schwerpunkt der zukünftigen Stadtentwicklung definiert, ebenso wie der im Jahr 2021 beschlossene "Rahmenplan Stadteingang Elbbrücken". Ziel sei es, das Gebiet rund um die Norderelbbrücken neu zu strukturieren und zu entwickeln.

Vorkaufsrecht: Premiere 2018 in Hamburg-St. Pauli

Im November 2018 hatte die Stadt Hamburg in St. Pauli erstmals ein Vorkaufsrecht ausgeübt. Es ging um 32 Wohnungen in der Hein-Hoyer-Straße. Der potenzielle Käufer des Grundstücks, ein Privatinvestor, wollte sich nicht verpflichten, die im Bezirk geltende Soziale Erhaltungsverordnung einzuhalten. Daher habe der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) vom Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht, teilten die zuständigen Behörden mit. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Soziale Erhaltungsverordnung: gilt in 16 Gebieten

In Hamburg gibt es 16 Gebiete mit rund 316.800 Bewohnern, in denen die Soziale Erhaltungsverordnung gilt. Neben St- Pauli im Bezirk Hamburg-Mitte befinden sich sechs der Gebiete in Altona, wo auch das Holsten-Areal liegt. Das Ziel der Verordnung ist es den Behörden zufolge, die Wohnbevölkerung vor Verdrängung durch Luxusmodernisierungen oder Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen zu schützen.

Bei jedem Verkauf wird geprüft, ob durch spekulative Absichten des neuen Eigentümers die Ziele der Verordnung gefährdet werden. Gerade in stark nachgefragten zentralen Quartieren wie in St. Pauli oder der Sternschanze (Altona) besteht den Behörden zufolge ein hoher Aufwertungs- und Verdrängungsdruck.


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Schlagworte zum Thema:  Miete, Vorkaufsrecht