Wohnquartier statt Hochhausskelette in Offenbach

Krisenkonzern Adler verkauft Siemens-Türme an ABG Holding


Adler Group verkauft Siemens-Türme-Areal an ABG Holding

Die kriselnde Adler Group will sich als Vermieter auf Berlin konzentrieren – Tausende Wohnungen wechselten in diesem Jahr bereits die Eigentümer. Am 10. November wurde der Verkauf des Areals um die Siemens-Türme in Offenbach (Hessen) besiegelt.

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG Holding aus Frankfurt am Main und die Adler Group haben Verkauf des Areal um die ehemaligen Bürotürme der Siemens-Tochter Kraftwerk Union (KWU) im Offenbacher Quartier Kaiserlei am 10.11.2025 notariell beurkundet.

Die Unternehmen haben sich nach langen Verhandlungen auf einen Kaufpreis – der nicht mitgeteilt wurde – für das rund 3,2 Hektar große Gelände geeinigt. Insgesamt ist laut ABG-Chef Frank Junker eine Investition von mehr als 500 Millionen Euro geplant. 1.179 Mietwohnungen sollen gebaut werden. Die entkernten Stahlgerippe sollen im Frühjahr 2026 abgerissen werden. Bezugsfertig wird das Projekt ab dem Jahr 2029 sein. 

Mit der Stadt Offenbach hatte die ABG zuvor einen Letter of Intent (LoI) vereinbart, den der Magistrat am 22.10.2025 beschlossen hat. Die Stadtverordnetenversammlung musste final zustimmen.

Adler-Strategie: Konzentration auf Berliner Mietportfolio

Orange Capital Partners (OCP) und One Investment Management (One IM) hatten am 28.2.2025 zunächst 89,9 Prozent der Anteile am Cosmopolitan-Portfolio von Adler mit 6.788 Wohnungen in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Rahmen eines Share Deals zu einem Wert von 422,5 Millionen Euro übernommen.

In NRW wurde die Adler Group sonst hauptsächlich durch Brachen wie das Projekt "Grand Central" bekannt – für das Grundstück in Düsseldorf liegt seit 2019 eine Baugenehmigung für 900 Wohnungen vor, gebaut hat der Konzern nie. Catella Project Management hat für die Entwicklung des Areals im Juli 2025 ein exklusives Erwerbsrecht von der Konzerntochter Adler Real Estate erhalten und plant ein neues Wohnquartier mit rund 1.400 Wohnungen.

Mit den Verkäufen setzt der Konzern die erklärte Strategie fort, sich künftig vollständig auf das Mietportfolio in Berlin konzentrieren zu wollen. Im Zuge dessen wurde im September 2025 auch das Berliner Projekt "The Wilhelm" von der Hilpert Gruppe übernommen.

Neuer Adler-CEO soll es richten

Adler hatte in der Immobilienkrise Milliardenverluste gemacht. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) schaltete sich ein, nachdem der Leerverkäufer Fraser Perring und sein Research-Dienst Viceroy im Oktober 2021 Betrugsvorwürfe erhoben hatten – es ging um die Bewertung von Projekten.

Die KPMG-Wirtschaftsprüfer verweigerten dem SDAX-Unternehmen das Testat für die Geschäftszahlen 2021 und erklärten, künftig nicht mehr für das Unternehmen tätig sein zu wollen. Mittlerweile wurde das Portfolio ausgedünnt, um Schulden zu senken.

Ende November 2024 kündigte der Konzern einen Führungswechsel an: Der bisherige Chief Executive Officer (CEO), Thierry Beaudemoulin, ziehe sich "auf eigenen Wunsch zurück" hieß es in einer Mitteilung. Am 1.12.2024 übernahm der ehemalige Chef von Carestone, Karl Reinitzhuber, die Leitung der Adler Group.

Nach der abgeschlossenen Rekapitalisierung und dem Verkauf der Beteiligung an Brack Capital Properties (BCP) sei die Adler Group solide aufgestellt, finanziell gut ausgestattet und könne neue Prioritäten im deutschen Immobilienmarkt setzen. Käufer der Mehrheitsanteile am BCP-Portfolio mit rund 9.100 Wohnungen in NRW, Niedersachsen, Bremen und Leipzig war der Düsseldorfer Immobilienkonzern LEG. Der Kaufvertrag wurde am 3.1.2025 vollzogen. Der cash-finanzierte Kaufpreis beläuft sich auf 219 Millionen Euro.

Chairman Stefan Brendgen führte aus: "Jenseits der Bewirtschaftung des Portfolios und somit der Optimierung der Aktivseite unserer Bilanz wollen wir auch die Passivseite der Bilanz durch entsprechende Refinanzierungen verbessern, die uns durch die frei gewordenen Mittel aus Verkäufen erleichtert werden."

Im Juli 2025 gab es Spekulationen, dass Adler einen Verkauf der restlichen rund 18.000 Berliner Wohnungen plant. Auf Nachfrage der "rbb24 Abendschau" teilte der Immobilienkonzern schriftlich mit, es gebe keine Entscheidung über einen Verkauf des Berliner Portfolios.


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dpa

Schlagworte zum Thema:  BaFin , Vorkaufsrecht , Wohnungsunternehmen
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