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Little Home: Rückzugsort für den Neubeginn

Was verbindet eine Person ganz besonders mit einem speziellen Gebäude? Wir haben in der Branche nachgefragt und spannende Einblicke in die Immobilienwelt gewonnen. Corvin Tolle verrät, warum die Little Homes der Anfang einer neuen Perspektive sind.

Unsere Häuser sind häufig groß. Sie haben alle die gleiche Funktion: Uns zum Leben und Arbeiten ein Dach über dem Kopf zu geben. Sie haben eine Schutzfunktion bei Wind und Wetter. Sie sind Rückzugs-, Arbeits- und Lagerort für all das, was wir machen und tun. Es gibt aber auch Menschen, die haben nichts dergleichen. Sie leben am Ende der Wohlstandskette und auf der Straße. Das zu ändern ist die Aufgabe von Little Home. 220 Stück gibt es davon in Deutschland. Fast jede Woche werden es mehr.

Ein Little Home ist keine Villa und kein Hochhaus. Es ist der Rückzugsort für einen Menschen, der wieder ein normales Leben führen will und für den es – "am Ende angekommen" – der Anfang einer neuen Perspektive ist. Little Home sind 3,2 Quadratmeter Lebensraum auf drei Europaletten und Sperrholz.

Zum ersten Mal erbaute ich im Team ein Little Home auf Initiative eines Lions Clubs in Berlin. Das war 2019. Das Little Home wurde an einen jungen Mann namens Costa übergeben. Der Standort eines Little Home kann jedes Grundstück sein, egal ob Supermarktparkplatz, Betriebs- oder Kirchengelände – Platz ist nicht nur in der kleinsten Hütte, sondern auch für die kleinste Hütte. Costa landete auf der Straße, weil er zu nichts mehr Lust hatte, aus der Schule und von zu Hause rausgeflogen ist. Unser Haus, an einem Samstag mit zehn Leuten in zehn Stunden erbaut, fand seinen Platz auf dem Gelände eines großen Berliner Autohauses. Costa zog auf besagten 3,2 Quadratmetern ein: Matratze, Chemietoilette, Feuerlöscher und Bunsenbrenner. Kein Bad, keine Küche, kein Schrank, kein Strom, aber vier Wände und ein Dach. Abschließbar mit einem Vorhängeschloss. Sein neues Zuhause.

Costa gefiel es. Seine Nachbarn – die Gebrauchtwagen – verteidigte er gegen Einbrecher. Eine Zeitung berichtete. Er fand zudem Gefallen an Autos. Sein Einsatz fiel auf. Man bot ihm eine Ausbildung an und half ihm, eine Wohnung zu finden. Rund 15 Monate später schickte er an seine Familie, Freunde und Sven Lüdecke, den Gründer und Vorstand von Little Home, ein Video: "Ick glob es nicht, meine erste eigene Wohnung, mit Bad, Küche, Schrank und Strom." Willkommen im Leben, Costa!

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