ESG-Strategien: Nicht ohne modernes Property Management
Viele Büro- und Gewerbeimmobilienmieter wissen auch im Jahr 2022 nicht, wie viel sie wirklich verbrauchen. Um solche Daten verlässlich sammeln zu können, müssen CO2-Emissionen gemessen, Zähler umgerüstet und intelligente Messsysteme installiert werden. Bevor dies passiert, ist es schwierig, grüne Mietverträge abzuschließen. Was nützt schließlich ein Green Lease, der etwa Emissionen und den Energie- sowie den Wasserverbrauch eines Mieters beschränkt, wenn der nicht einmal den eigenen Verbrauch kennt?
ESG: Bessere Datengrundlage, mehr Einheitlichkeit
Green-Building-Zertifizierungen wiederum sind auf dem deutschen Markt inzwischen etabliert und in großer Zahl verfügbar. Aber sie berücksichtigen nur, wie ein Gebäude errichtet wurde, und nicht, wie es bewirtschaftet und genutzt wird. Es ist gerade diese schiere Menge an Zertifikaten, die eine verwirrende Gesamtkonstellation geschaffen hat. Immerhin gibt es dank neuer Zertifizierungen, Initiativen und Verordnungen eine stetig wachsende Datengrundlage, mit der sich ESG-Strategien planen und umsetzen lassen.
Das ändert jedoch nichts an dem Grundproblem, dass im deutschsprachigen Raum bis heute ein klarer Leitfaden fehlt, an dem sich Unternehmen in Sachen ESG orientieren könnten. Die EU-Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnung soll zwar den Rahmen für Nachhaltigkeitskriterien in der Europäischen Union abstecken, greift aber stellenweise zu kurz und lässt den Marktakteuren bei der Umsetzung zu viel Spielraum.
Datenerfassung: Hürden auf Mieter- und Eigentümerseite
Auf Mieterseite begegnet Property Managern oft das Problem, dass die wenigsten bereit sind, die Daten zu Emissionen und Verbrauch herauszugeben. Und wenn es nicht daran liegt oder an den verfügbaren Mitteln, gibt es immer noch zahlreiche bürokratische Hürden zu überwinden. Oft kommt etwa kein Dialog zwischen Mieter und Vermieter zustande und das Property Management kann vieles nicht allein entscheiden. Dabei können schon kleine, kostengünstige Maßnahmen viel bewirken, beispielsweise eine LED-Beleuchtung oder wassersparende Armaturen. Nur durch einen aktiven Austausch kann sichergestellt werden, dass dies auch umgesetzt wird.
Dabei haben ESG-Kriterien in diesem Jahr auch durch reine Notwendigkeit mieterseitig erheblichen Rückenwind bekommen. Durch die explodierenden Strom- und Heizkosten bleibt auch kleineren Unternehmen nichts anderes mehr übrig, als sich mit dem eigenen Verbrauch auseinanderzusetzen. Nach wie vor gehen aber einige Investoren an die Thematik eher hemdsärmelig heran. Noch immer herrscht das Bild vor, dass mit wenigen Maßnahmen sehr viel bewirkt werden könne. Tatsächlich handelt es sich um lange Konzeptions- und Umsetzungsprozesse, bis tatsächlich ein positiver Effekt auf die Fläche gebracht werden kann.
Alleinstellungsmerkmal dank ESG
Auch die soziale Nachhaltigkeit – das "S" in ESG – darf dabei nicht aus den Augen verloren werden. Konkret sollten Unternehmen die Zufriedenheit von Mitarbeitern und im Property Management die Zufriedenheit der Mieter sowie die Kommunikation und das Engagement mit Stakeholdern im Blick haben. Damit kann die Branche Strahlkraft nach außen gewinnen und zeigen, dass sie gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt. Wer nachhaltig wirtschaftet, beweist ein zeitgemäßes unternehmerisches Handeln und hebt sich von den Mitbewerbern ab.
Solche Alleinstellungsmerkmale lassen sich in allen Bereichen des Themenfelds ESG generieren. Oder anders gesagt: Jeder will heutzutage ein "grünes" und gesundheitsförderndes Büro haben. Diejenigen, die es bieten können, stehen auch in einem turbulenten Markt gut da.
Wer ESG will, muss ins Property Management investieren
Unterm Strich bleibt: Wer ESG-Kriterien konsequent umsetzen und auf die Fläche bringen will, muss in das Property Management investieren. Fondsmanagement und Asset Management können noch so sehr auf Nachhaltigkeit getrimmt sein – die tatsächliche Nachhaltigkeit liegt letztlich im Aufgabenbereich der Property Manager. Nur wenn Immobilien nachhaltig bewirtschaftet und von den Mietern ressourcenschonend und umweltbewusst genutzt werden, lässt sich echtes ESG umsetzen. Und in dieser Hinsicht ist der kluge Manager den Regularien von morgen am besten einen Schritt voraus – anstatt ihnen hinterherzuhinken.
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